Neue Koalition

Breitbandausbau – Glasfaser für alle?

Ein Thema der vergangenen Regierungsperiode war der Breitbandausbau unter Aufsicht und Leitung des damaligen Bundesministers für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), Alexander Dobrindt (CSU). Den hat er buchstäblich in den Sand gesetzt.

Ausbau Glasfasernetz (Bild: pixabay)
Ausbau Glasfasernetz (Bild: pixabay)

Doch wie steht es aktuell um den Glasfaserausbau in Deutschland? Welche Anschlüsse werden in Deutschland verlegt und welche Gebiete werden versorgt?

Eine gute Breitbandanbindung gilt als Wirtschafts- und Jobmotor. Modernes Wohnen setzt einen solchen Anschluss voraus. Doch die Realität sieht anders aus. Vielerorts fehlt die Anbindung an das Glasfasernetz. Vor allem ländliche Gegenden beklagen mangelnde Möglichkeiten der Digitalisierung.

Kritik vom Bundesrechnungshof an Dobrindt

Mitten in die Koalitionsgespräche zwischen CDU/CSU und der SPD platze ein Bericht der Kassenprüfer des Bundesrechnungshofs, in dem der frühere Minister Dobrindt für das Berliner Breitband-Planungschaos gerügt wird. Schwere Unzulänglichkeiten rund um den Breitbandausbau und die Netzpolitik werden ihm darin vorgeworfen, wie Golem berichtete. Für den Bundeshaushalt ergaben sich unnötige finanzielle Belastungen in der vergangenen Regierungsperiode.

Bis Ende 2018 sollten laut Bundesregierung alle deutschen Haushalte mit Bandbreiten von mindestens 50 Megabit pro Sekunde ausgestattet sein. Dass es damit nichts wird, munkelte die Opposition schon seit Längerem. Konkurrenten der Deutschen Telekom schlossen sich der Meinung der Oppositionsparteien an. Doch Alexander Dobrindt glaubte weiterhin an die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit schnellem Internet bis 2018. Das Jahr ist noch jung, aber der Glaube alleine versetzt keine Berge und schafft auch keinen Breitbandausbau.

Förderung im Nordosten, Ausbau kommt nur langsam

Vor allem in Mecklenburg-Vorpommern, wo bisher wenig Industrie angesiedelt ist, soll der Glasfaserausbau durch Förderprogramme von Bund und Ländern beschleunigt werden. 800 Millionen von 2,3 Milliarden Euro fließen alleine in den Nordosten des Landes. Wer sich über die Fördergelder freut, dessen Erwartungen werden jedoch gedämpft.

Zwar konnte Mecklenburg-Vorpommern am meisten Fördergelder abgreifen, aber die Hindernisse in den ländlichen Gebieten sind ebenso hoch. Mit einer flächendeckenden Versorgung rechnet Infrastruktur- und Digitalminister Christian Pegel (SPD) erst im Jahr 2020. Im Landkreis Vorpommern-Greifswald sind aktuell in 13 von 16 Ausbau-Gebieten noch keine Aufträge ausgeschrieben. Auch in den Städten gibt es noch Gebiete mit deutlich geringeren Übertragungsraten von nur 30 Megabit pro Sekunde.

Für die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern sind diese Nachrichten keine guten, denn die visiert bereits die 100-Megabit-Marke an, um national und international im Wettbewerb mithalten zu können. Mit solch einer hohen Übertragungsrate wird man laut Städte- und Gemeindetag aber erst flächendeckend im kommenden Jahrzehnt rechnen können.

Alte Technik wird aufgewertet

Glasfaseranschlüsse bis ins Haus oder an die Wohnungstür lautete ein zentrales Thema des Wahlkampfes 2017 zur Bundestagswahl. Die Deutsche Telekom sieht sich jedoch nicht zwingend in der Verantwortung, das zu realisieren. Der Konzern wertet stattdessen die bereits vorhandenen kupferbasierten Übergangstechnologien mit VDSL2-Vectoring oder Super-Vectoring auf. Die Meinungen darüber sind geteilt.

Dr. Stephan Albers, Geschäftsführer des Bundesverbands Breitbandkommunikation e. V. (Breko), sieht darin keine Zukunft. Künftigen Anforderungen an die Bandbreite könne sie nicht gerecht werden. Nach seiner Ansicht muss der Glasfaserausbau weiter vorangetrieben werden, um beispielsweise die Grundlage für mobile Übertragungsgeschwindigkeiten von 5G als LTE-Nachfolger gewährleisten zu können.

Doch der flächendeckende Glasfaserausbau nützt nichts, solange die sogenannte letzte Meile ein weiteres Hindernis darstellt. Solange hier noch ein Kupferkabel liegt, wird die Geschwindigkeit weiterhin gedrosselt. Die veraltete Technologie muss ersetzt werden. An dieser Stelle versucht die Telekom mit Super-Vectoring durch Datenverkehr entstehende elektromagnetische Störungen auszugleichen, bevor sie das Signal abschwächen.

Im Januar verkündete der Konzern stolz, weitere 358.000 Telekom-Kunden über Vectoring in bestehenden Kupferleitungen mit bis zu 100 Megabit pro Sekunde schnellen Leitungen im Telekom-Netz ausgerüstet zu haben. 207 Städte und 122 Gemeinden hat der Konzern bislang mit der Technologie erschlossen. Konkret werden Geislingen (9.000 Haushalte), Henstedt-Ulzburg (8.000 Haushalte) und Kamen (8.300 Haushalte) genannt. Zu den bekannteren Städten und Gemeinden, die bereits über die nicht unumstrittene Breitbandtechnologie verfügen, gehören Bad Liebenwerda, Berchtesgaden, Bitterfeld-Wolfen, Chemnitz, Dresden, Eisenhüttenstadt, Hamburg, Helgoland, Hohenstein-Ernstthal, Münster sowie Oldenburg.

Die Konkurrenz schläft nicht

Während sich die Deutsche Telekom für ihr Engagement lobt, wird auch die Konkurrenz aktiv – und zwar mit Glasfasertechnologie.

Das Unternehmen Deutsche Glasfaser verlegte bislang in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Bayern, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern Glasfaserleitungen – einschließlich der letzten Meile – in Haushalte und Unternehmen.

Die benachbarte Konkurrenz aus den Niederlanden macht sich den mangelnden Willen der Deutschen Telekom, modernste Technologie bis an die Haustür zu verlegen, zunutze. Gemeinsam wollen der niederländische Bouwfond, der chinesische Netzwerkausrüster ZTE und die Breitbandversorgung (BBV) Rhein-Neckar ein regionales Glasfasernetz in Deutschland aufbauen. Die von ZTE Deutschland ausgestatteten Netze werden von der BBV vermarktet und betrieben. Die Deutsche Glasfaser bekommt damit einen lokalen Konkurrenten.
 

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