„An der Digitalisierung kommt heute kaum ein Akteur der Immobilienwirtschaft mehr vorbei"
Demnach würden sich 77 Prozent der befragten Unternehmen bereits in der Entwicklungs- bzw. Etablierungsphase befinden. Ganze fünf Prozent des Jahresumsatzes investieren die etablierten immobilienwirtschaftlichen Unternehmen im Schnitt in Digitalisierungsmaßnahmen. Bei den sogenannten PropTechs entfallen sogar 62 Prozent des Jahresumsatzes auf Ausgaben für Digitalisierungszwecke; bei der Gesamtheit der Befragten beträgt der Durchschnitt der für Digitalisierung aufgewendeten Jahresumsätze elf Prozent.
Sechs Prozent der Befragten – überwiegend aus dem PropTech-Segment – zählen sich zur „digitalen Exzellenz“ und sind somit vollständig digital aufgestellt. Im europäischen Vergleich hingegen sieht sich die deutsche Immobilienwirtschaft selbstkritisch und überwiegend erst als durchschnittlich oder gar unterdurchschnittlich fortgeschritten (jeweils 46 Prozent der Befragten).
Herausforderung Nr. 1: unternehmensübergreifende digitale Strategie
Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass es an einer unternehmensübergreifenden Digitalisierungsstrategie fehle (66 Prozent). Als weitere gewichtige Herausforderungen identifizierten die Befragten eine mangelhafte Datenqualität und -struktur (65 Prozent) sowie veraltete und nicht integrierte Software (58 Prozent). „Es mag bequem sein, die digitale Transformation als Aufgabe der eigenen IT-Abteilung zu betrachten. Das ist aber kurzsichtig. Digitalisierung ist mit dem Ausrollen einer neuen Software nicht getan, sie stellt ein Querschnittsthema dar, das alle Unternehmensbereiche betrifft: unternehmensinterne Prozesse, Schnittstellen zu externen Dienstleistern, eigene Produkte und Dienstleistungen. Die digitale Transformation ist daher ganz klar Aufgabe für die höchste Ebene“, sagt Christian Schulz-Wulkow, Leiter des Immobiliensektors in Deutschland, Österreich und der Schweiz bei EY.
Synergien schaffen und Effekte nutzen, zum Beispiel BIM
Synergieeffekte von digitalen Technologien würden sich oft erst durch die Zusammenarbeit ergeben. Als Beispiel sei Building Information Modeling (BIM) zu nennen: Die Technologie der digitalen Gebäudeplanung existiere zwar schon vergleichsweise lange, das Potenzial werde jedoch oft nur ansatzweise genutzt, weil viele die notwendigen Anfangsinvestitionen scheuten.
Herausforderung Nr. 2: Personal
Eine der größten Herausforderungen im Hinblick auf die digitale Transformation stellen für 72 Prozent der Umfrageteilnehmer fehlende personelle Ressourcen dar. „Der Megatrend Digitalisierung kollidiert hier mit einem weiteren, dem des demografischen Wandels und des damit einhergehenden Fachkräftemangels. Aufgrund der Digitalisierung ergeben sich neue Berufsbilder in der Branche. Und hier konkurrieren wir mit anderen Wirtschaftssektoren im ‚War for Talents‘“, sagt Martin Rodeck, Innovationsbeauftragter des ZIA und Vorsitzender der Geschäftsführung der OVG Real Estate in Deutschland. „Wir müssen die Attraktivität der Immobilienwirtschaft für alle Young Professionals und Experten konstant steigern. Dabei ist die gesamte Branche gefordert.“
Potenzial für die Cloud, Mobile Devices und digitale Plattformen
Potenzial für die Gegenwart und die nahe Zukunft sieht ein überwiegender Teil der Umfrageteilnehmer im Einsatz mobiler Arbeitsgeräte (78 Prozent) und von Cloud-Technologien (74 Prozent). Eher mittelfristiges Potenzial sehen die Befragten im Bereich Big Data/Data Mining/Data Analytics. Ein dafür grundlegendes Feld ist Smart Metering, insbesondere zur Datengenerierung. Mittelfristiges Potenzial wird auch in der Virtual/Augmented Reality und im 3D-Druck gesehen.
Kostenersparnis durch Smart Metering?
Vom Einsatz von Smart Metering versprechen sich 80 Prozent der Umfrageteilnehmer Potenzial zur Kostenreduktion: Smart Meter bilden ein Netzwerk intelligenter Gegenstände, Zähler und Sensoren zur Messung und Steuerung von Gebäudeteilen oder Ausrüstung und ermöglichen dadurch beispielsweise Predictive Maintenance, also sensorbestimmte, vorausschauende Wartung und Instandhaltung, was die Optimierung von Instandhaltungsstrategien ermöglicht.
Für 75 Prozent der Befragten kann die Implementierung von Robotics und KI beachtlich zur Optimierung und Automatisierung von Geschäftsprozessen beitragen. BIM – also die digitale Modellierung von Gebäuden über den gesamten Lebenszyklus – ermöglicht für 70 Prozent der Befragten erst die Automatisierung von Prozessen und ist für Kosteneinsparungen und die Belastbarkeit von Entscheidungen und Vorhersagen von großer Bedeutung.
Knapp 60 Prozent der Befragten sehen im Datenschutz eine große Herausforderung und eine Hürde für Smart Metering.
Fazit
„An der Digitalisierung kommt heute kaum ein Akteur der Immobilienwirtschaft mehr vorbei“, sagt Christian Schulz-Wulkow, Leiter des Immobiliensektors in Deutschland, Österreich und der Schweiz bei EY. Und Martin Rodeck, Innovationsbeauftragter des ZIA und Vorsitzender der Geschäftsführung der OVG Real Estate in Deutschland, ergänzt: „Was die tatsächliche Umsetzung anbelangt, sind die ersten Schritte mittlerweile getan, wie die Ergebnisse unserer diesjährigen Folgebefragung zeigen.
Über die Studie:
Insgesamt haben mehr als 300 Mitarbeiter sowohl von privatwirtschaftlichen als auch von öffentlichen Unternehmen an der Befragung teilgenommen. Hintergrundinformationen und eigene Beobachtungen sowie Experteninterviews ergänzen die Studie. Die Teilnehmer verteilen sich auf die komplette Wertschöpfungskette der Immobilienwirtschaft: von der planenden bzw. bauvorbereitenden und der Immobilien realisierenden Seite (Projektentwickler, Wohnungsbauunternehmen) über Bestandshalter und deren Dienstleister (Investoren, Asset Manager, Berater) bis hin zu solchen Unternehmen, die den Fokus auf die Betriebsphase legen (Facility Manager, technische Gebäudedienstleister, Versorger). Zudem ist die im Vergleich noch junge PropTech-Branche ebenso vertreten wie Non-Property-Unternehmen.
Weiterführende Links:
https://www.build-ing.de