Deutsche Bauindustrie erlebt das siebte Jahr des Aufschwungs
Der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Michael Knipper, war wirklich guter Laune. Knipper war Ende September Gastredner auf der Pressekonferenz der Messegesellschaft Berlin, die einen Ausblick auf die Baumesse bautec 2018 lieferte. Der Verbandschef bewertete die konjunkturelle Entwicklung des deutschen Bauhauptgewerbes uneingeschränkt positiv. In den ersten sieben Monaten 2017 verzeichneten die Baubetriebe ein Umsatzplus von 10,4 Prozent. Besonders positiv sei, dass von diesem Aufschwung alle Bausparten mit deutlichen Wachstumsraten profitierten: Wohnungsbau +11,2 Prozent, Wirtschaftsbau + 10,4 Prozent, Öffentlicher Bau +9,7 Prozent.
Auch mittelfristig seien die Aussichten positiv, denn die Betrieben haben die Auftragseingänge in den ersten sieben Monaten 2017 nochmals um 5,8 % steigern können. „Für das Jahr 2018 erwarten wir eine Beibehaltung des Wachstumstempos mit einem weiteren Umsatzplus von 5,5 Prozent“, so die Prognose von Hauptgeschäftsführer Knipper.
Fast 800.000 Menschen arbeiten auf dem Bau
Die Beschäftigungslage auf den deutschen Baustellen ist sehr gut. Im laufenden Jahr erwartet der Verband eine Zunahme der Beschäftigung um 2 Prozent auf 796.000 Personen, das wären 15.000 mehr als Vorjahr und 91.000 mehr als zum Tiefpunkt im Jahr 2009. Erstaunlich, dass die Baubranche nicht über einen Personalmangel klagt. Noch könne die zunehmende Nachfrage nach Fachkräften aus der Arbeitslosenreserve, dem gewerblichen Nachwuchs, den Hochschulabsolventen und der Zuwanderung gedeckt werden. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit ausländischem Pass lag im September im Bauhauptgewerbe bei 116.000; das waren 15.500 mehr als im Jahr 2015.
Bauindustrie kann Wohnungsbedarf nicht decken
Michael Knipper schätzt, dass die Bauwirtschaft bis Ende des Jahres die Marke von 320.000 fertiggestellten Wohnungen erreichen werde. Das sei zwar eine Verdoppelung seit dem Tiefpunkt der Bautätigkeit 2009, reiche aber deutlich nicht aus, um die Wohnungsnachfrage zu befriedigen. Alle Experten gehen davon aus, dass jährlich 350.000 bis 400.000 Wohnungen neu auf den Markt gebracht werden müssten für eine Entspannung der Märkte. Haupthindernisse auf dem Weg zu diesem Ziel seien:
- Der Mangel an Bauland und die damit verbundene Preissteigerung. Seit 2009 habe sich der Quadratmeterpreis für baureifes Land in den Großstädten auf 700 Euro mehr als verdoppelt.
- Echte Bremsklötze seien auch die langwierigen Genehmigungsprozesse. Hier räche sich, dass die Bauämter der Kommunen seit Beginn der 1990er Jahre das Personal um rund ein Drittel reduziert hätten.
- Ein weiteres Hindernis für mehr Wohnungsbau sei die Energieeinsparverordnung (EnEV) in ihrer 2016 nochmals verschärften Form. Dadurch seien die Investitionskosten im Wohnungsbau noch einmal um 9 Prozent in die Höhe gegangen.
Um Investitionen in den Wohnungsbau attraktiver zu machen, schlägt der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie die Erhöhung der linearen Steuerabschreibung von derzeit 2 auf 3 Prozent vor. „Das ist keine Subvention“, betonte Michael Knipper, „sondern ein Abschreibungssatz, der dem tatsächlichen Werteverlust der Gebäude entspricht.“