Dresden wächst und gedeiht
Analysiert hat die Entwicklung das Immobilienberatungsunternehmen Aengevelt Research. Grundlage ist die "6. Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für den Freistaat Sachsen 2015 bis 2030", die auf Basis eines Kohorten-Komponenten-Modells für Dresden eine Bevölkerungszahl von rd. 592.000 im Jahr 2030 prognostiziert (Stand 31.12.2016: rd. 552.000 Einwohner). Insgesamt betrage der Neubaubedarf in Dresden bis 2030 rd. 52.200 Wohnungen. Dies entspricht einer mittleren Fertigstellungsquote von durchschnittlich 3.700 Wohnungen pro Jahr. Auf dem Dresdner Wohnungsmarkt zeige sich eine positive Entwicklung. So hat sich die Zahl der Fertigstellungen in den Jahren 2012-2016 mit im Durchschnitt 1.400 Neubauwohnungen pro Jahr im Vergleich zum Zeitraum 2000-2011 nahezu verdoppelt. Die Zahl der Baugenehmigungen hat sich mit durchschnittlich 2.350 Neubauwohnungen pro Jahr sogar fast verdreifacht.
Notwendig sind jährlich 3.700 neue Wohnungen
„Diese Entwicklung ist sehr erfreulich und zeigt, dass Politik, Verwaltung und Immobilienwirtschaft die wohnungsbaupolitischen Herausforderungen einer wachsenden Landeshauptstadt erkannt haben und darauf reagieren“, sagt Anett Richter, Niederlassungsleiterin von Aengevelt Dresden, und führt weiter aus: „Der Vergleich dieser Zahlen mit dem analysierten zukünftigen Bedarf von jährlich durchschnittlich 3.700 Neubauwohnungen bis 2030, also durchgängig über die nächsten 14 Jahre, zeigt aber auch, dass die Anstrengungen noch weiter verstärkt werden müssen.“
Landflucht in ganz Sachsen
Gegen diesen Trend entwickeln sich nur wenige Städten allen voran Dresden und Leipzig. Sie erleben einen rasanten Bevölkerungszuwachs wie zuletzt durch die Flüchtlingsströme infolge des Zweiten Weltkrieges. Die Umsortierung der Menschen vom Land in wenige Städte hat Folgen für die Wohnungswirtschaft und staatliche Infrastrukturplanungen. Eine Studie des empirica-Instituts gibt Auskunft über die Wanderungsströme zwischen Stadt
und Land, zwischen kleinen und großen Gemeinden. Sie trägt den Titel „Schwarmverhalten in Sachsen“ und wurde von der Sächsischen Aufbaubank (SAB), dem Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften (VSWG) und dem vdw Sachsen Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft gemeinsam in Auftrag gegeben.
Vier Schwarmstädte
Insgesamt existieren in Sachsen vier Schwarmstädte: Leipzig, Dresden, Freiberg und Chemnitz. Neben den Schwarmstädten gewinnen weitere neun Gemeinden mit mehr als 20.000 Einwohnern. Dies sind zum einen Gemeinden im direkten Umland von Dresden und Leipzig (Freital, Radebeul, Markkleeberg), die als Erweiterung der Schwarmstädte angesehen werden können. Zum anderen sind dies Meißen, Görlitz, Plauen, Pirna, Glauchau und Zwickau, bei denen von einer eigenen Anziehungskraft gegenüber ihrem Hinterland auszugehen ist.
Elf der 24 Städte mit mehr als 20.000 Einwohnern verlieren dagegen Einwohner durch Wanderungen. In Döbeln, Bautzen, Zittau, Coswig und Delitzsch ist der Verlust noch moderat. Annaberg-Buchholz, Werdau und Limbach-Oberfrohna verlieren schon deutlich stärker Einwohner. Sehr stark verlieren die Städte Riesa und Grimma.
Fast 400 Gemeinden verlieren Menschen
Zu den Verlierern des Schwarmverhaltens zählen insgesamt 391 Gemeinden mit insgesamt rund 1,9 Mio. Einwohnern, die praktisch in alle Richtungen Einwohner verlieren. In diesen Schrumpfungsregionen wohnen derzeit 48 Prozent der Einwohner Sachsens. Verlierer sind mit der Ausnahme der Suburbanisierungsgemeinden um Leipzig und Dresden sämtliche Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnern und 29 von 44 der Gemeinden zwischen 10.000 und 20.000 Einwohnern sowie die größeren Städte Hoyerswerda, Riesa, Grimma, Zittau, Limbach-Oberfrohna, Werdau, Coswig und Annaberg-Buchholz. Diese dürften weiter schnell schrumpfen.