5. DDIV-Branchenbarometer: Mitarbeiterentwicklung

Fachkräftemangel treibt die Verwalterbranche um

Die Anforderungen an Immobilienverwaltungen ändern sich. Dies zeigt sich deutlich auch an steigenden Mitarbeiterzahlen. Wäre da nur nicht der allseits gefürchtete Fachkräftemangel, der auch die Immobilienverwalterbranche umtreibt.

Die Aufgaben der Immobilienverwalter wachsen – entsprechend wichtig ist den Unternehmen die Fortbildung der Mitarbeiter. GRAFIK: DDIV
Die Aufgaben der Immobilienverwalter wachsen – entsprechend wichtig ist den Unternehmen die Fortbildung der Mitarbeiter. GRAFIK: DDIV

So wird sich, laut Berechnungen des Forschungsinstituts Prognos, der Fachkräftemangel zu einer Herausforderung für die deutsche Wirtschaft über alle Branchen hinweg entwickeln.

Diskrepanzen zwischen Fachkräfteangebot und -bedarf

Für das Jahr 2030 rechnen die Forscher mit bis zu drei Millionen fehlenden Fachkräften in Deutschland, bis 2040 sogar mit 3,3 Millionen. Der Ende August im Bundeskabinett verabschiedete Fortschrittsbericht 2017 zum Fachkräftekonzept der Bundesregierung bestätigt die Gefahr von künftigen Engpässen bei der Gewinnung qualifizierter Arbeitskräfte. Die Ursachen für die prognostizierten Diskrepanzen zwischen Fachkräfteangebot und -bedarf liegen zum einen in der demografischen Entwicklung und zum anderen in der Digitalisierung der Arbeitswelt begründet, so die Experten.

Immobilienverwaltungen schaffen neue Stellen

Auch die Immobilienverwaltungswirtschaft muss sich auf diese Entwicklungen einstellen. 86 Prozent der Branchenvertreter gehen laut 5. DDIV-Branchenbarometer von einem weiter steigenden Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern und einem damit einhergehenden Fachkräftemangel aus. 2014 rechneten knapp 62 Prozent mit einem zukünftigen Defizit qualifizierter Bewerber, dies entspricht einem Zuwachs von über 20 Prozentpunkten.
Der erwartete Fachkräftemangel resultiert dabei aus der geringen Anzahl zur Verfügung stehender Fachkräfte (38,6 Prozent). Hierbei wurde von 55 Prozent der Befragten die fehlende Qualifizierung von Quer- und Berufseinsteigern als entscheidendes Handlungsfeld bestimmt. Als einen weiteren Grund gaben 36,8 Prozent zu hohe Gehaltsforderungen der Bewerber an.

Die durchschnittliche Anzahl der Mitarbeiter in der Immobilienverwaltungswirtschaft steigt kontinuierlich an. Nahezu 40 Prozent der im 5. DDIV-Branchenbarometer befragten Unternehmen haben im vergangenen Jahr neue Stellen geschaffen. Auch für das Jahr 2017 gehen vor allem größere Unternehmen mit mehr als 3.000 verwalteten Einheiten von steigenden Beschäftigungszahlen aus. Dieser anhaltende Personalzuwachs ist dabei vor allem auf neue und erweiterte Verantwortungsbereiche für Immobilienverwalter zurückzuführen.

Qualifikationsspezifischer Wandel

Die Immobilienverwalterbranche ist mit sich wandelnden Anforderungen und Aufgaben konfrontiert, die zunehmend über das klassische Verwaltungsgeschäft hinausgehen. Benötigt werden umfangreiche Fähigkeiten und Kompetenzen, um den Anforderungen des Gesetzgebers, der Eigentümer sowie Vermieter professionell gerecht werden zu können. Im Durchschnitt unterstützen laut aktueller Erhebung des DDIV knapp 70 Prozent der Unternehmen die Fort- und Weiterbildung Ihrer Mitarbeiter.
Für die Professionalisierung gewinnen Ausbildungsbetriebe weiter an Relevanz. Die befragten Unternehmen beschäftigen im Mittel 1,2 Auszubildende. Die Zahl der Auszubildenden sowie der Anteil der Ausbildungsbetriebe steigt mit der Unternehmensgröße: Je mehr Wohneinheiten verwaltet werden, desto häufiger bilden Unternehmen auch selbst aus. Große Unternehmen, die mehr als 3.000 Einheiten betreuen, beschäftigen durchschnittlich drei bis vier Auszubildende, die zu Immobilienkaufleuten ausgebildete werden.

Jedoch sind Einsatzmöglichkeiten von Immobilienkaufleuten breit gefächert. Dem Themenfeld WEG-Verwaltung – laut 90 Prozent der Umfrageteilnehmer der wichtigste Tätigkeitsbereich der Immobilienverwaltungsbranche – widmet sich die dreijährige Ausbildung zum Immobilienkaufmann/-kauffrau gemäß Rahmenlehrplan nur in einem Umfang von 80 Unterrichtsstunden. In Relation zum Gesamtumfang von 880 Stunden ist der Themenkomplex unterrepräsentiert und so ist es kaum verwunderlich, wenn „Fachkräften“ für die Tätigkeit der WEG-Verwaltung grundlegende Qualifikationen fehlen.

Eine Ausweitung und Stärkung der Fachkräftebasis innerhalb der Immobilienverwaltungsbranche bedarf daher zum einen dem systematischen Ausbau spezieller und umfassender Aus- und Weiterbildungen und zum anderen angemessener Vergütungsstrukturen.

Autorin: Judith Pfeffing, DDIV

► Die Gesamtergebnisse des 5. DDIV-Branchenbarometers hat die IVV in einer dreiteiligen Serie veröffentlicht: Lesen Sie nach in Ausgabe 7-8: Vergütungsstrukturen in der WEG-Verwaltung; Ausgabe 9: Vergütungsstrukturen in der Mietverwaltung.

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