Heizenergiekosten: Dank Modernisierung steigt die Energieeffizienz von Gebäuden langsam an
Der Heizenergiebedarf ist der um witterungsbedingte und klimatische Einflüsse bereinigte Heizenergieverbrauch; die Auswirkungen des milden Winters sind also berücksichtigt.
Durch das individuelle Heizverhalten ergeben sich bei vergleichbaren Bedingungen enorme Unterschiede im Energieverbrauch. DIW- Energieexperte Claus Michelsen gibt jeodhc zu bedenken: „Der Wärmemonitor 2014 zeigt zwar deutliche Fortschritte beim Energiebedarf, gemessen an den politischen Zielen der Bundesregierung dürften sie jedoch nach wie vor nicht ausreichen.“
Der Wärmemonitor basiert auf einem Datenbestand von jährlichen Heizenergieabrechnungen für rund 300.000 Mehrfamilienhäuser in ganz Deutschland und erlaubt eine regionale Differenzierung.
Volumen der Modernisierungen und energetischen Sanierungen des Gebäudebestands gestiegen
Der Wohnungsbau entwickelt sich in dem derzeit günstigen Umfeld von steigender Nachfrage, niedrigen Zinsen, guten Arbeitsmarktaussichten und anhaltender Zuwanderung positiv, insbesondere in den urbanen Zentren. Damit stieg im Jahr 2014 auch das Volumen der Modernisierungen und energetischen Sanierungen des Gebäudebestands. Aufgrund der dynamischen Entwicklung vor allem in Westdeutschland haben die alten Länder kräftig gegenüber dem bereits in der Nachwendezeit umfassend sanierten Wohnungsbestand in Ostdeutschland aufgeholt: Während im Jahr 2003 der durchschnittliche Energiebedarf in Westdeutschland mit 152 kWh pro Quadratmeter Wohnfläche deutlich höher war als mit 133 kWh in Ostdeutschland, kann für die abgelaufene Heizperiode mit 0,5 kWh kaum noch ein Unterschied festgestellt werden (West 2014: 121 kWh, Ost 2014: 120,5 kWh).
Auch in anderen Regionen nivellieren sich die Unterschiede beim Energiebedarf. Einige Regionen in Bayern und Baden-Württemberg haben bereits mit Regionen in Ostdeutschland gleichgezogen. Grundsätzlich ist der Energiebedarf im Nordwesten Deutschlands deutlich höher als im Süden.
Großer Einfluss durch individuelles Nutzerverhalten
Der Messdienstleister Techem stellte kürzlich seine Energiekennwerte-Studie vor. Die Analyse basiert auf Daten, die im Rahmen der Verbrauchsabrechnungen für das Jahr 2014 bundesweit in rund 1,5 Millionen Wohnungen in 126.000 Mehrfamilienhäusern erhoben wurden.
Danach ist der witterungsbereinigte Endenergieverbrauch für Raumheizwärme zwischen 2008 und 2014 durchschnittlich um rund 1,5 % pro Jahr gesunken. Diese Zahl stehe grundsätzlich für eine Steigerung der Energieeffizienz der Gebäude. Das klimapolitische Ziel, den Wärmebedarf im Gebäudebestand zwischen 2008 und 2020 um 20 % zu reduzieren, sei insofern nicht sicher zu erreichen. Dieses Ziel könne dennoch erreicht werden, wenn Bewohnern der Weg zu einem sparsamen Heizverhalten erleichtert wird. Hier liege ein hohes Einsparpotenzial, wie sich aus der großen Spannbreite von extremen Vielverbrauchern bis hin zu erklärten Energiesparern ableiten lässt.
Mietern Möglichkeiten an die Hand geben
Erstmals wurden im Rahmen der Techem-Studie die Unterschiede des Verbrauchs innerhalb ein- und desselben Wohnhauses anonymisiert analysiert. Das Ergebnis zeigt, dass der individuelle Verbrauch eine enorme Bandbreite hat, was auch auf große Unterschiede im Heizverhalten hinweist: Während der Verbrauch vieler Bewohner nur bei einem Drittel oder weniger des Durchschnitts im Haus liegt, verbrauchen etliche andere das Dreifache und mehr. Das liegt neben nicht beeinflussbaren Faktoren, wie etwa der Lage der Wohnung im Gebäude, an der Intensität der Wohnungsnutzung, dem individuellen Temperaturempfinden und insbesondere dem Lüftungsverhalten. Wer die Temperatur herunterdreht, wenn er die Wohnung länger verlässt oder die Fenster öffnet, spart Energie.
Die Studie zeige, wie wichtig es sei, Bewohnern Möglichkeiten an die Hand zu geben, ihren Verbrauch noch besser und vor allem schneller zu steuern. Das könnten digitale Monitoringsysteme leisten, die auf einen Blick und zu jeder Zeit zeigen, wie sparsam oder verschwenderisch man heizt.
Modernisierung der Heizungsanlagen
Die Studie zeigt aber auch, dass durch die Erneuerung der Technik oder die Übergabe in professionellen Betrieb rund 10 % Effizienzsteigerung möglich seien.
Da sich niemand auf dauerhaft sinkende Energiepreise verlassen könne, weisen der Deutsche Mieterbund und die gemeinnützige co2online GmbH in ihrem gemeinsam erarbeiteten, bundesweiten Heizspiegel 2015 darauf hin, dass nur ein angemessenes Nutzungsverhalten und eine energetische Modernisierung Heizkosten langfristig werden sinken lassen können.
Heizkosten bleiben 2015 wahrscheinlich stabil
„Für das Abrechnungsjahr 2015 rechnen wir mit weitgehend stabilen Heizkosten“, sagt Mieterbund-Direktor Lukas Siebenkotten. Insbesondere die Kosten für Heizöl waren im 1. Halbjahr 2015 weiter auf Sturzflug, sie gingen um rund 20 % zurück. Dagegen wurden Erdgas (minus 1,3 %) oder Fernwärme (minus 3,6 %) nur geringfügig preiswerter. Da auch die Wintermonate Oktober bis Dezember 2015 sehr mild waren, müssten sich Mieter 2015 nicht auf höhere Heizkosten einstellen. Mieter in ölbeheizten Häusern dürften sogar mit niedrigeren Heizkosten rechnen.
Für die aktuelle Auflage des Heizspiegels hat co2online rund 63.000 Daten zentral beheizter Wohngebäude aus ganz Deutschland ausgewertet. Der Heizspiegel unterstützt jährlich rund 100.000 Haushalte und Beratungseinrichtungen dabei, den energetischen Zustand von Wohngebäuden einzustufen.
Die Broschüre steht als kostenloses PDF-Dokument auf der Website Heizspiegel.de zum Download bereit.
* Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
Autor: Thomas Engelbrecht
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