Mobile Computing

Wer heute nur mit einem Ordner bewaffnet zum Ortstermin eilt, gilt fast schon als antiquiert. Mobile PCs und Kommunikationstechniken versprechen mehr Effizienz und Wirtschaftlichkeit.

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Auch Baupläne können vor Ort kommentiert werden Foto: Compaq
Auch Baupläne können vor Ort kommentiert werden Foto: Compaq
Ob für Objektbegehungen, Wohnungsabnahmen oder -übergaben, für Baustellentermine, Besprechungen mit Planern oder Handwerkern, die Instandhaltung oder Datenerfassung vor Ort – zu diesen und weiteren Gelegenheiten werden Informationen und Unterlagen benötigt. Zwar befinden sich alle Daten in digitaler Form auf der Festplatte des Büro-PCs – an Ort und Stelle nützt das einem aber wenig.
So heißt es häufig: Dokumente ausdrucken, mitnehmen und alle Änderungen oder Ergänzungen auf dem Papier notieren. Im Büro zurückgekehrt, wird dann alles von Hand in den PC eingegeben, um irgendwann erneut ausgedruckt und mitgenommen zu werden.

Mobile Möglichkeiten
Mobile Computing - das ist der Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien, die es ermöglichen, an jedem Ort, zu jeder Zeit über Mobilfunknetze oder drahtlose lokale Netzwerke auf die Daten anderer stationärer oder mobiler Computer, das Internet oder das bürointerne Intranet zuzugreifen. Glaubt man den Aussagen der Branche, so ist Mobile Computing ein Zukunftsmarkt mit viel versprechenden Rationalisierungspotenzialen.
Beispiel ist die mobile Datenerfassungslösung per mobilem PC, mit dem Vor-Ort-Daten wie Bestands- oder Verbrauchsdaten, Baumängel oder Ausführungsfehler flexibel erfasst und verarbeitet werden können. Schnittstellen ermöglichen einen Datenabgleich mit der stationären Software im Büro. Mit Hilfe eines Smartphones können Bauschäden per Text, Sprache, Foto oder Video dokumentiert und wenn nötig sofort direkt an den Planer oder Handwerker versandt werden. Mit mobilen Rechnern, drahtlosen Kommunikationstechnologien und mobilen Softwarelösungen lassen sich Informationen genau dort erstellen, abrufen, anzeigen und modifizieren, wo sie gebraucht werden. Sogar Baupläne können an jedem Ort angezeigt und kommentiert werden. Unterwegs lassen sich Inventarlisten einsehen und vor Ort abgleichen, haustechnische Anlagen instand halten, Bestandsdaten aufmessen, Bauproduktinformationen online im Internet recherchieren oder E-Mails versenden und empfangen.

Drahtlos
Grundlage der mobilen Kommunikation sind Mobilfunknetz-Standards wie GPRS, EDGE, UMTS, HSUPA und HSDPA. Während GPRS (General Packet Radio Service) und EDGE (Enhanced Data rates for GSM Evolution) gängig, aber mit bis zu 150 Kbit/s nicht besonders schnell sind, ermöglicht das UMTS-Netz (Universal Mobile Telecommunication System) mit rund 350 Kbit/s höhere Datentransferraten. Mit HSUPA (High Speed Uplink Packet Access) und vor allem HSDPA (High Speed Downlink Package Access) steht ein schnelles, allerdings nicht vollständig flächendeckendes Netz zur Verfügung (siehe auch z. B. www.hsdpa-umts-verfuegbarkeit.de). Datentransferraten bis 7,2 Mbit/s entsprechen einem schnellen DSL-Anschluss. Mobilität beim Datenzugriff bietet auch die Wireless-LAN-, kurz: WLAN-Technologie: damit können Planer unterwegs in einem begrenzten Umkreis von bis zu 100 m auf das Internet bzw. auf das Firmennetz zugreifen. Durch den Einsatz mehrerer so genannter Hot-Spots bzw. Access Points können ganze Areale mit WLAN versorgt werden. Für die drahtlose Kommunikation und den Datenabgleich zwischen Notebook, Büro-PC und Peripheriegeräten auf kurze Distanz haben sich vor allem der Bluetooth-, teilweise auch der IrDA-Standard etabliert. Mit Bluetooth können Daten sogar durch Wände hindurch in einem Abstand von etwa 10, respektive bis zu 100 m empfangen werden. Die Infrarot-Schnittstelle IrDA setzt dagegen einen Sichtkontakt voraus.

Hardware
Mobile Hardware, mit der sich Projektdaten an Ort und Stelle anzeigen, modifizieren und verwalten lässt, gliedert sich in die Kategorien Pocket-PCs, Tablet-PCs, Note- und Netbooks sowie in Spezialgeräte. Mit den in eine Handfläche passenden Pocket-PCs (auch PDA, Organizer, Handheld oder Palmtop genannt) lassen sich vor allem Termine organisieren, Daten erfassen und verwalten oder Kalkulationen durchführen. Pocket-PCs mit eingebauter Mobilfunk-Funktion oder so genannte Smartphones mit Pocket-PC-Funktion können – neben dem Telefonieren – auch E-Mails empfangen und versenden, Informationen aus dem Internet abrufen sowie (mobile) Softwareanwendungen ablaufen lassen. Für Pocket-PCs sprechen die kompakten Abmessungen und die gegenüber Notebooks längere Akkulaufzeit. Das kleine LC-Display und die niedrige Bildauflösung (ab 240 x 320 Pixel) schränken grafische Einsatzmöglichkeiten allerdings ein.
Tablet-PCs sind Notebooks ohne Tastatur. Das LC-Display ist Schreibtafel und Bildschirm zugleich und die Daten werden wie beim Pocket-PC in erster Linie grafisch per kabellosem Stift eingegeben. Eine Sonderform stellen Notebooks mit einem um 180 Grad drehbarem Display dar: diese „Convertibles“ lassen sich sowohl als „normales“ Notebook als auch als Tablet-PC nutzen. Notebooks kann man sowohl mobil als auch als Desktop-Arbeitsplatz im Büro nutzen. Auch CAD-Pläne lassen sich auf Geräten mit hoher Bildauflösung und ~grösse der LC-Displays (ab 1.280 x 1.024 Pixel, 15 Zoll Bilddiagonale) problemlos anzeigen und kommentieren. Über drahtlose Kommunikations-Schnittstellen kann man unterwegs auf Internet- oder Bürodaten zugreifen.
Im Hinblick auf Einsatz-Flexibilität schneiden Notebooks am besten ab, denn auch alle im Büro eingesetzten Programme laufen darauf. Preiswerter, kleiner und leichter als herkömmliche Notebooks sind Netbooks. Die Mini-PCs haben die Größe eines Terminplaners, wiegen etwa 1,5 kg und verfügen über ein 7-12 Zoll großes LC-Display. Ohne Steckdose halten sie, je nach Gerät und Nutzung, 5 bis 10 Stunden durch. Damit sind sie wie geschaffen für den mobilen Einsatz. Gegen Note- und Netbooks sprechen raue Bedingungen unterwegs. Staub, Feuchtigkeit, Regen, extreme Kälte, Hitze oder einen ordentlichen Knuff vertragen nur spezielle „Outdoor“-Geräte. Spezialgeräte für die mobile Datenerfassung sind meist robust gebaut und auf eine spezielle Anwendung optimal abgestimmt. Nachteilig ist, dass andere Anwendungen oder gar Office-Software darauf in der Regel nicht laufen.

Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) schreibt vor, dass zu Prozessen, bei denen personenbezogene Daten verarbeitet werden, der Verantwortliche Verfahrensverzeichnis führen muss. Insbesondere bei einer Prüfung durch die Datenschutzbehörden muss der Verantwortliche...

Praxistauglich?
Die baustellentaugliche Hardware gibt es nicht, aber das Nutzungsprofil hilft bei der Auswahl: Pocket-PCs und Smartphones eignen sich als Organisations- und Kommunikationswerkzeuge für die Manteltasche. Auch für Aufmaße vor Ort sind sie nützlich und aufgrund kompakterer Abmessungen praktischer als Notebooks. Müssen Daten in umfangreiche Eingabemasken eingetragen oder gar Pläne angezeigt werden, sind größere Geräte gefragt. Auch in der Wahl der Software sind Besitzer von Pocket-PCs/Smartphones eingeschränkt. Tablet-PCs sind in outdoor-tauglicher Ausführung für Aufmaßskizzen oder die Visualisierung und Kommentierung von CAD-Plänen interessant. Dafür kommen derzeit nur Notebooks oder größere Netbooks in Frage. Sie haben weitere Vorteile: nahezu alle im Büro eingesetzten Programme, können auch auf Note- oder Netbooks genutzt werden. Hinzu kommt, dass insbesondere Notebooks sowohl unterwegs als auch im Büro einen vollwertigen PC-Arbeitsplatz nahezu ersetzen können. Insgesamt haben Mobile PCs und Kommunikationslösungen also viele Vorteile. Warum werden bei der Wohnungsabnahme oder auf Baustellen dennoch meist Kugelschreiber und Notizzettel, Rotstift und Papierplan bevorzugt? Sicher liegt dies nicht (nur) an der konservativen Grundhaltung von Hauseigentümern und ~verwaltern. Kritische Fragen entstehen durch die Anforderungen der Praxis: Ist die Akku-Betriebszeit der mobilen Geräte für eine längere Einsatzdauer lang genug? Mit durchschnittlichen 2 bis 4 Stunden (Notebook), respektive 4-6 Stunden (Pocket-PC) reicht die Akku-Betriebsdauer für einen vollen Arbeitstag noch nicht aus. Zwar ist die multimediale Datenübertragung über schnelle Mobilkommunikationsnetze mittlerweile nicht mehr unerschwinglich, jedoch nicht immer flächendeckend, fehlerfrei und mit der vollen Geschwindigkeit möglich. Weitere kritische Punkte betreffen die Hardware: LC-Displays sind häufig zu klein und vor allem nicht hell genug, um Daten auch bei vollem Tageslicht mühelos ablesen zu können. Ferner ist die Hardware oft nicht robust genug für den rauen mobilen Einsatz. Staub und Nässe können der filigranen Technik schnell den Garaus machen, extreme Kälte kann für Akkus und Displays zum Problem werden.

Fazit Trotz einiger Schwächen – mobile Rechner und drahtlose Kommunikationslösungen haben sich in vielen Bereichen der Bauplanung, aber auch der Wohnungswirtschaft bereits etabliert, denn sie verkürzen und beschleunigen Arbeitsprozesse und minimieren Fehlerquellen.

Marian Behaneck

Redaktion (allg.)

Pixabay/ Mohamed_hassan

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