Tiny Houses

Kleines Haus ganz groß – Trend aus den USA findet immer mehr Anhänger

Seit Anfang des Jahrhunderts propagiert die Tiny-House-Bewegung in den USA das Downsizing des Wohnraums. Schon vor einiger Zeit schwappte der Trend über den großen Teich nach Deutschland, der immer mehr Anhänger findet: Wohnen in mobilen Eigenheimen auf kleinem Raum, die dennoch nichts vermissen lassen.

Minihäuser sind klein, behaglich und es fehlt an nichts. (Bild: lowphoto/stock.adobe.com)
Minihäuser sind klein, behaglich und es fehlt an nichts. (Bild: lowphoto/stock.adobe.com)

In Zeiten steigender Mieten und explodierender Kosten für Eigentumswohnungen und Eigenheime werden alternative Wohnmodelle immer attraktiver und faszinieren zunehmend auch Architekten hierzulande. Kostengünstig in der Anschaffung und im Betrieb, umweltfreundlich, aber gleichzeitig vollausgestattet – so stellen sich die Baukünstler das perfekte Haus vor. Die Tiny Houses bieten all das auf zehn bis 55 Quadratmetern.

Doch neu sind die kleinen, mobilen Häuser nicht. Bereits in den 1920er-Jahren konstruierten Tüftler in Deutschland und den USA Häuser auf Rädern, die gemütliches Wohnen mit der Bequemlichkeit und Mobilität des Fahrens eines Autos verbanden. „Motorhomes“ nannte man damals die Eigenheime auf Rädern, die optisch an heutige Wohnmobile erinnern.

Geringe Kosten, gemütliches Eigenheim

Die Anschaffungs- bzw. Baukosten für solch ein Tiny House beginnen bei etwa 5.000 Euro. Nach oben sind keine Grenzen gesetzt, denn je nach Größe und Ausstattung variieren die Aufwendungen für die Fertigstellung. Wer sich für so ein Haus interessiert, wird sich nach dem vorhandenen Budget richten. Als Baumaterial wird vorwiegend Holz verwendet, denn so bleiben die Häuser aufgrund des geringeren Gewichts mobil und sind kostengünstig.  

Die Tiny Houses haben ein Satteldach und sind oftmals auf Rädern montiert. Das garantiert eine effektive Nutzung der vorhandenen Fläche und macht die Häuser samt ihrer Besitzer mobil. Die Ausstattung reicht von einfach bis luxuriös. Im unteren Bereich befinden sich Küche, Badezimmer und Wohnraum, während unterm Dach ein gemütlicher Schlafbereich eingerichtet ist. Der Eingangsbereich kann vom einfachen Treppenabsatz über eine Sonnenterrasse bis zum eigenen Pool beherbergen, was sich der Eigentümer vorstellt.

Kleine Architektur – Projekt Bauhaus Campus in Berlin

Der Trend ist längst in Europa und Deutschland angekommen. Doch die starren Bauvorschriften, Genehmigungspflichten und Straßenverkehrsordnungen schrecken hierzulande Architekten bisher ab, solche Häuser in Serie zu produzieren. Die in Deutschland privat gebauten Tiny Houses haben selten mehr 15 Quadratmeter Wohnfläche, was auf die Verordnungen und Vorschriften zurückzuführen ist.

In Berlin wird dieser Tage ein Konzept mit „100-Euro-Wohnungen“ gestartet und öffentlich erprobt. Seit März 2017 läuft in der Hauptstadt das Projekt Bauhaus Campus. Das künstlerische Experiment will neue Wege in der Bildungs- und Baukultur gehen. In Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Partnern aus Kultur, Wissenschaft, Forschung und der Kreativwirtschaft wird ein temporärer Campus aus mobilen Tiny Houses erschaffen, in denen Orte für Bildung, Wohnen und Freizeit entstehen. Hintergrund ist der 100. Jahrestag der Bauhaus-Gründung im Jahr 2019.

Auf zehn Quadratmetern werden neue Raumnutzungsmöglichkeiten entwickelt, die Stadtstrukturen jenseits der Standards aufbrechen. Bis zu 20 mobile Häuser sollen als Studienräume, Cafés, Ateliers, Werkstätten, Bibliotheken und Räume der Begegnung genutzt werden. Die temporären Dörfer sollen Nachbarn, Besucher des Bauhaus-Archivs, Familien und internationale Pioniere neuen Bauens und der Bildung ansprechen. Bis März 2018 will man nach und nach die mobilen Tiny Houses fertigstellen und der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Ganz besonderes Flair auf wenigen Quadratmetern

Die Minihäuser üben eine ganz besondere Anziehungskraft auf uns aus. Sie sind klein, aber wirken außerordentlich behaglich. Das Baumaterial Holz hat seinen ganz eigenen Charme und Duft. Mobilität verleiht das Gefühl von Freiheit. Man kann sein Haus in der Stille der Natur aufstellen oder sich dem Trubel der Großstadt hingegeben. Man ist an keinen Ort gebunden.

Das Infoportal tiny-houses.de informiert Privatpersonen, Hotel- und Resort-Betreiber über mögliche Formen von Tiny Houses als Wohn-, Ferien- und Gasthäuser in Deutschland. Darüber hinaus können sich Interessenten kostenlos Baupläne und Grundrisse sowie Infomaterial zu Verordnungen und Vorschriften in Deutschland herunterladen.
 

Weiterführende Links:
www.tiny-houses.de

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