Neubauprojekt in Büdelsdorf: Ein bisschen bezahlbarer Luxus soll sein

Dass es sich lohnt, etwas zu wagen, zeigt ein Neubauprojekt in Büdelsdorf. Die Baugenossenschaft Mittelholstein ließ dort attraktiven und doch bezahlbaren Wohnraum errichten. Der ist mit Aufzügen barrierefrei erschlossen. (2. Teil)

FOTO: KONE
FOTO: KONE

Beide Häuser in der Elas-Brandström-Straße in Büdelsdorf werden durch ein Treppenhaus erschlossen, das in Anthrazit und Grün gehalten ist – ein ungewöhnliches, frisches Farbkonzept, in das sich die maschinenraumlosen MonoSpace-Aufzüge von KONE mit ihrer hochwertigen, doch zurückhaltenden Gestaltung einfügen. Die Kabinen besitzen bauseitige Fußböden aus dunklem Stein; Seitenwände aus gebürstetem Edelstahl kontrastieren zu Bedientableaus und Tastern.

Ein Augenmerk bei der Wahl der Aufzüge lag auf energieeffizienter Technik. Die getriebelosen, frequenzgeregelten EcoDisc-Antriebe sind sehr sparsam im Verbrauch. Hinzu kommt die LED-Beleuchtung der Kabinen, die ebenfalls zur Senkung der Betriebskosten beiträgt. Ein anderer Aspekt war die normgerechte barrierefreie Gestaltung der Anlagen. So entsprechen die Kabinen mit 140 cm Tiefe, 110 cm Breite und den 90 cm weiten Kabinentüren den Anforderungen der DIN EN 81-70. Gleiches gilt für die kabinenhohe Spiegel, die den Rollstuhlfahrern das Verlassen der Kabine in Rückwärtsfahrt erleichtern.

Design mit System
„Barrierefreiheit ist das beherrschende Thema bei Wohnungsgesellschaften“, sagt Stefan Binder. So startet die bgm im Frühjahr 2015 mit dem Bau von 45 altersgerechten Wohnungen, die ältere Wohneinheiten ersetzen. Dazu plant die bgm gemeinsam mit drei weiteren Genossenschaften im Kieler Anscharpark den Bau von rund 150 barrierearmen Wohnungen, die im Einvernehmen mit dem Denkmalschutz mit dem Rückbau von drei Klinikgebäuden aus der Kaiserzeit verbunden sind.
Die bgm hat dabei die Nachkriegsbauten im Blick: Die mehrstöckigen Mietgebäude aus den 1950er und frühen1960er-Jahren nehmen knapp 1.500 Wohneinheiten auf und bilden damit ein knappes Drittel des Genossenschaftsbestands – knapp 4.000 Wohnungen, davon 2.500 in Kiel und 1.500 in Büdelsdorf. „Da müssen wir immer wieder von neuem entscheiden, ob wir abreißen und neu bauen – oder aber, ob wir modernisieren“, so der Vorstand.
 

Knapp zehn Prozent des Wohnungsbestands werden derzeit von 26 Aufzügen erschlossen, die im Rahmen von Neubauten und Nachrüstungen entstanden. Dabei steht die Genossenschaft stets im Spannungsfeld zwischen dem Wünschenswerten und dem Bezahlbaren, auch wenn, wie Binder betont, „wir als Genossenschaft unsere Gewinne voll reinvestieren.“ So werden in der Praxis die Aufzugschächte oft vor der Fassade platziert und damit Zugänge auf halber Treppe geschaffen, um aufwendige Umbauten der Häuser und den Wegfall von Wohnraum zu vermeiden. „Wenn Mitglieder die Treppen nicht mehr steigen können, bieten wir ihnen eine alternative Wohnung in ihrem vertrauten Umfeld an“, sagt Binder.

Wohnen wie im Eigenheim
Für sie könnten Projekte wie in der Elsa-Brändström-Straße eine Alternative sein. Die Neubauten stießen aber nicht nur bei Mitgliedern auf starke Resonanz. Kurze Zeit nach Fertigstellung der Häuser im März 2013 waren alle 24 Einheiten vergeben, knapp die Hälfte davon an Parteien, die neu in die bgm eintraten. „Vielleicht hätten wir die Wohnungen gar nicht bewerben müssen“, sinniert Binder.

Den Vorstand freut es, dass es der bgm gelang, für die älteren Mitglieder ein zeitgemäßes Angebot zu schnüren. Wie andere Unternehmen der Wohnungswirtschaft auch spürt die Genossenschaft den Trend zurück in die Stadt. „Die Menschen sind 50 oder 60 Jahre alt, die Kinder sind aus dem Haus und das eigenes Haus wird zu groß“, skizziert Binder. „Da kommt der Wunsch auf, sich zu verkleinern und für den letzten Lebensabschnitt in die Stadt zurückzukehren.“

Damit ist einer der Gründe für die Zunahme von Ein- und Zweipersonenhaushalten genannt, deren Anteil bis zum Jahr 2030 Schätzungen zufolge auf mehr als 75 % ansteigen soll. Dennoch realisierten bgm und BSP in der Elsa-Brändström-Straße auch größere Wohnungen, sodass die Häuser Menschen aller möglichen Alterslagen und Lebenssituationen eine Heimstatt bieten können. „Die beste Nachbarschaft entsteht, wenn Menschen unterschiedlicher Generationen zusammenleben.“

>> Erster Teil des Artikels "So geht‘s auch: Bezahlbarer Wohnraum, luxuriös und barrierearm"

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