Renaissance der Mietwohnungen

Die Entwicklung der Baugenehmigungszahlen zeigt, dass die Bundesrepublik beim Neubau quantitativ auf dem richtigen Weg ist. Expertenschätzungen gehen davon aus, dass bis 2020 jährlich zwischen 350.000 und 400.000 neue Wohnungen entstehen müssen, um den Wohnungsbedarf decken zu können. Es sei ein Trend erkennbar hin zu einem von Mietwohnungen geprägten Geschosswohnungsbau.

Bautätigkeiten: Werden mehr Eigentums- oder mehr Mietwohnungen gebaut? FOTO: M.EISINGER
Bautätigkeiten: Werden mehr Eigentums- oder mehr Mietwohnungen gebaut? FOTO: M.EISINGER

Allerdings gelänge es den Städten bisher nicht in ausreichendem Maße, bezahlbare Angebote für Selbstnutzer, also Eigentümer, zu schaffen. Zu diesen Ergebnissen kommen die Immobilienexperten von LBS Research nach Auswertung der amtlichen Bautätigkeitsstatistik.

Unterstellt man auf Basis der jüngsten Mikrozensus-Erhebung, dass gut 40 Prozent der genehmigten Eigentumswohnungen für Selbstnutzer gebaut werden, so entstehen im Geschosswohnungsbau derzeit zu 80 Prozent Mietwohnungen und nur zu 20 Prozent Wohnungen für Selbstnutzer.

Ein übergeordnete Ziel, die Wohneigentumsquote gerade auch in den Städten zu verbessern, wird damit nicht erreicht werden, konstatieren die Immobilienexperten von LBS Research. Eine Verfestigung oder gar eine noch stärkere Ausprägung der aktuellen Struktur der Bautätigkeit werde vielmehr dazu führen, dass der Anteil der Haushalte, die in den eigenen vier Wänden wohnt, weiter niedrig bleibt.

Als Hauptgrund für die nicht vorankommende Wohneigentumsbildungnennen die Immobilienexperten LBS Research das Engagement der Kapitalanleger im gegebenen Nullzinsumfeld. Die Suche nach Anlagemöglichkeiten im als sicher geltenden Hafen "Immobilienmarkt Deutschland" habe insbesondere beim Neubau von Eigentumswohnungen zu stark gestiegenen Preisen geführt.

Haushalte mit durchschnittlichem Einkommen, die als Selbstnutzer in Betracht kämen, können sich diese Wohnungen häufig nicht mehr leisten - trotz der derzeit günstigen Finanzierungsbedingungen. Sie müssten deshalb, wenn sie in der Stadt bleiben wollen, auf eine meist teure Mietwohnung ausweichen oder werden ins Umland getrieben. Bei den Käufern der neu entstehenden Eigentumswohnungen handelt es sich dagegen oft um Bezieher höherer Einkommen.

Nach Ansicht der Forscher sollten die Selbstnutzer wieder in den Fokus gerückt werden - eine Aufgabe, bei der insbesondere die Kommunen gefragt sind, wenn sie Bauflächen ausweisen, erschließen und neue Quartiere schaffen. Wenn es nicht gelingt, die weiter nach oben gerichteten Immobilienpreise zu bremsen, seien auch Bund und Länder in der Verantwortung, die Wohneigentumsbildung für kleine und mittlere Einkommensbezieher durch eine gezielte Selbstnutzerförderung zu verbessern.

Quelle: LBS Research

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