Offizieller Startschuss der Umbaumaßnahmen in Berlin Alt-Mariendorf war nicht eine Grundsteinlegung sondern die Entfernung einer Fußgängerverbindungsbrücke zwischen zwei Gebäuden. In Anwesenheit Hunderter Mitarbeiter und Gäste hob ein riesiger Kran nach letzten Schneidarbeiten die Stahlkonstruktion zwischen den Gebäudekörpern heraus. An der Stelle der alten Verbindungsbrücke wird Schindler ein gläsernes Eingangsfoyer schaffen. Beim Umbau des mehr als 100.000 Quadratmeter großen Firmengeländes wird im ersten Bauabschnitt ein unter Denkmalschutz stehendes Bürogebäude vollständig umgestaltet. Ziel ist die Schaffung einer Arbeitsumgebung für die Kreativen der Digitalwirtschaft. Schindler will nach eigenen Angaben einen „Innovation Hub“ schaffen, in dem digitale Dienstleistungen für Aufzüge und Fahrtreppen erdacht sollen.
In einem Teil der großen Werkhallen wird ein neues Schulungszentrum für die rund 3.500 Mitarbeiter von Schindler Deutschland entstehen. Wie die Pressekonferenz am Rande der Veranstaltung zeigte, geht die Firmenleitung davon aus, dass viele Mitarbeiter, insbesondere das Servicepersonal, in den kommenden Jahren angesichts der Digitalisierung einen erheblichen Schulungsbedarf haben werden. Das Internet der Dinge wirkt auch in die Aufzugstechnik hinein. Schon länger bereiten sich Aufzugshersteller darauf vor, die Diagnose ihrer Anlagen per Datenfernübertragung zu machen. Dutzende Sensoren messen dabei den Zustand von Verschleißteilen und schlagen rechtzeitig Alarm. Die sinnvolle Verwertung der so erzeugten Datenmengen werde eine der Aufgaben für die Software-Experten sein, die zukünftig im Schindler Campus in Berlin arbeiten.
Projektionen auf Fahrstuhltüren
Ein erstes digitales Produkt präsentierte Schindler anlässlich des Umbaustarts. Die „Doorshow“ ist ein neues Werbe- und Informationsmedium für Aufzugstüren. Ein netzwerkfähiger Beamer projiziert Texte und Bilder auf die Außenflächen von Aufzugstüren. Durch die Vermarktung als Werbe- und Informationsfläche, so die Idee von Schindler, könnten Aufzugsbetreiber ihre Investitionen in die Schindler Doorshow nicht nur refinanzieren, sondern mittelfristig sogar Erlöse erzielen. Für Wohnungsunternehmen wäre vorstellbar, das schwarze Brett im Hausflur durch digitale Informationen an der Aufzugstür zu ersetzen.
Alter Industriestandort erfährt Revitalisierung
Bereits von 111 Jahren wählte der Schweizer Konzern Berlin als Sitz seiner ersten Auslandstochter. Nach Stationen in Kreuzberg, Neukölln und Tempelhof ist Schindler seit 1964 in Alt-Mariendorf ansässig. Auf dem zehn Hektar großen Firmengelände stehen Werkhallen mit einer Gesamtfläche von 55.000 Quadratmeter. Die Produktion von Aufzügen wurde hier bereits in den 1990er-Jahren eingestellt. Insofern bieten die Digitalisierung und die beschlossenen Investitionen von 44 Mio. Euro neue Zukunftsperspektiven und Arbeitsplätze am traditionsreichen Standort in Berlin.