Kreislaufwirtschaft | Interview

„Produkte aus erneuerbaren Rohstoffen sind teurer“

Drei Fragen zum Thema Kreislaufwirtschaft an Prof. Dr.-Ing. Linda Hildebrand von der RWTH Aachen

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 Bild: Adobestock/ KnoB
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1 Wie schätzen Sie die Rolle der Wohnungswirtschaft beim Erschließen ökologischer Potenziale im Bauwesen ein? Die Wohnungswirtschaft spielt hier eine besondere Rolle. Sie verwaltet eine relevante Menge an Gebäuden, Entscheidungen werden nahezu zentral gefällt, über eingesetzte Ressourcen und Mengen an Emissionen wird somit strategisch entschieden. Umweltwirkungen entstehen vor allem beim Bau und durch die Nutzung der Gebäude. Während diese letztere Dimension im laufenden Betrieb vor allem durch die Nutzer definiert wird, kann der Teil, der die Gebäudesubstanz betrifft, weitestgehend vom bauenden Unternehmen kontrolliert werden. 2 Welche Maßnahmen sind aus Ihrer Sicht am effektivsten? Die Betrachtung aller Lebenszyklus-Phasen macht deutlich, dass durch die Weiternutzung von Wohngebäuden, die sich technisch eignen, große Materialmengen für die Errichtung neuer Gebäude eingespart werden können. Die Sanierungen verbessern den Wohnkomfort, tragen aber auch zur Reduzierung der verbrauchten Energiemenge imBetrieb bei. Hier fehlt bisher oftmals die öko-logische Betrachtung des Lebenszyklus. Eingesetzte Dämmsysteme sind in der Regel aus nicht nachwachsenden Rohstoffen und oft mit hohem Energieeinsatz hergestellt. Eine Berücksichtigung würde stärker solche Produkte befürworten, deren Rohstoffe einfacher zu gewinnen sind und deren Herstellungsaufwand deutlich geringer ist. Im aktuellen Vergleich sind Produkte aus erneuerbaren Rohstoffen kostenintensiver. Systemlösungen in Kork, Holzfaserdämmstoff oder Lehm müssen zudem einfacher installierbar werden, um konkurrenzfähig zu sein. 3 Ist serielles Sanieren in diesem Zusammenhang auch ein Lösungsansatz? Wie verfahren unsere europäischen Nachbarn? Die Vorfertigung in der Sanierung ist in Deutschland weniger verbreitet als in Nachbarländern. Die Niederlande beispielsweise erreichen mit ihrer Heran-gehensweise ‚Energiesprong‘ eine Vereinfachung im Herstellungsprozess. Damit reagieren sie auch auf den akuten Fachkräftemangel. Besonders für Bestandshalter mit baugleichen Gebäuden bietet die Vorfertigung Vorteile. Aus ökologischer Perspektive bietet dieser Ansatz die Möglichkeit, den gesamten Kreislauf mitzugestalten und den Rückbau gleich mitzudenken. Denn: Aufbauten, die zentral wieder dekonstruiert werden könnten, so dass ihre Materialien einen monetären und ökologischen Wert behalten, sind zukunftsfähig.“

Die Fragen stellte Heike D. Schmitt

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Redaktion (allg.)

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Artikel „Produkte aus erneuerbaren Rohstoffen sind teurer“
Seite 31
2.10.2024
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