Ein Hausverwalter sagt seine Meinung
Mehr Macht für Verwalter?
Im Umfeld der Diskussionen rund um die anstehende WEG-Reform habe ich einen Artikel des Eigentümerverbands WiE gelesen, der betitelt war mit: „Mehr Macht für die Verwalter? Geht gar nicht!“
Hintergrund für diese Aussage war der Ansatz, den Verwaltern im zukünftigen WEG-Gesetz eine stärkere Rolle zuzusprechen und so die oftmals sehr komplizierten Vorgänge und Abstimmungen in Eigentümergemeinschaften zu vereinfachen.
Natürlich muss WiE im Namen seiner Mitglieder gegen diese Maßnahme sein. Ich frage mich aber, ob die Verantwortlichen dieses Interessenverbands in letzter Zeit mal bei Eigentümerversammlungen dabei gewesen sind. Von Misstrauen geprägte Diskussionen, immer häufigere Beschlussverschiebungen oder Pattsituationen, die teils dringend notwendige Sanierungen oder andere Maßnahmen torpedieren, sind mittlerweile Standard. Da kann der Verwalter noch so mahnende Worte an die Eigentümer richten und auf eventuelle Risiken oder Schäden hinweisen.
Ich bin der Meinung, dass mehr „Macht“ für den Verwalter oder die Eigentümer nicht der Schlüssel zur Problemlösung darstellt. Macht wird immer missbraucht. Egal, wem diese nun zu- oder abgesprochen wird.
Wissen und die Bereitschaft zum Konsens in einer sachlichen Diskussion wären für mich die richtigen Mittel. Ich stelle beispielsweise fest, dass Käufer von Eigentumswohnungen in den letzten Jahren sehr viel weniger über das Thema Immobilien und seine Bedeutung wissen als früher. Dieses Unwissen, gepaart mit dem an dieser Stelle schon häufiger erwähnten massiven Egoismus sorgen für Verhältnisse, die für Verwalter und Eigentümer negativ sind.
Ein Mehr an Reglementierung, die die eine oder andere Seite bevorteilt, wird nur in noch mehr Streit und gerichtliche Auseinandersetzungen führen. Wo doch die Gerichte aktuell schon mehr als überlastet sind. Ich möchte gar nicht mehr „Macht“ haben, liebe Verantwortliche des Eigentümerverbands WiE. Weil ich weiß, wohin das in der Praxis führt. Nämlich zu noch mehr unzufriedenen Kunden und einem verstärkten „Verwalter-Hopping“.
In Zeiten sich immer stärker zeigender Wut und Gewalt sollten wir in der Lage sein, die Richtung zu ändern und endlich wieder sachlich und lösungsorientiert zusammenzuarbeiten. Ein Gegeneinander hat noch nie zu einer guten Lösung geführt. Lassen Sie uns versuchen, erst gar keine Machtansprüche aufkommen zu lassen.
Michael Friedrich

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