Verbraucherschutzverband Wohnen im Eigentum

„Versicherung gegen Elementarschäden muss zur Pflicht werden“

Vielleicht liegt es daran, dass sich Extremwetter mit Überflutungen häufen: Eine klare Mehrheit privater Immobilienbesitzer hat sich in einer Umfrage des Verbraucherschutzverbands WiE für eine gesetzliche Pflicht zum Abschluss von Elementarschadenversicherungen ausgesprochen.  

Die fortlaufende Erwärmung der Erdatmosphäre produziert mehr Wasserdampf und damit häufigere Starkregenereignisse. Foto: stock.adobe.com/DG-Fotografie
Die fortlaufende Erwärmung der Erdatmosphäre produziert mehr Wasserdampf und damit häufigere Starkregenereignisse. Foto: stock.adobe.com/DG-Fotografie

Aktuell fordert der Bundesrat die Einführung einer Versicherungspflicht, der Bund lehnt die Vorlage eines entsprechenden Entwurfs bislang ab. Der Verbraucherschutzverband Wohnen im Eigentum (WiE) hat jetzt in einer bundesweiten Umfrage untersucht, wie Immobilieneigentümer dazu stehen. Fast zwei Drittel der befragten Eigentümer befürworten eine verpflichtende Elementarschadenversicherung. Elementarschäden sind Schäden an Gebäuden, die durch Naturereignisse – sogenannte Elementargefahren – verursacht werden. Außer Sturm- und Hagelschäden werden diese Gefahren nicht automatisch durch die Gebäudeversicherung abgedeckt, sondern erfordern eine zusätzliche Elementarschadenversicherung. Wohnen im Eigentum (WiE) hat eine Online-Umfrage unter privaten Immobilieneigentümern zum Thema der Elementarschadenversicherung durchgeführt. 2.509 Immobilieneigentümer haben daran teilgenommen, davon 546 Eigentümer eines Ein- oder Mehrfamilienhauses und 1.963 Eigentümer einer Eigentumswohnung, die WEGs mit mindestens 73.336 Wohneinheiten repräsentieren.

60 Prozent der Eigenheimbesitzer sind gegen Elementarschäden versichert  

Die Umfrage zeige, dass ein Großteil der Eigentümer von Ein- und Mehrfamilienhäusern, nämlich rund 60 Prozent, einen Versicherungsschutz gegen Elementarschäden haben, während nur rund 40 Prozent der Wohnungseigentümer angeben, gegen Elementarschäden abgesichert zu sein. Dabei zeige sich auch: Je größer eine Wohnungseigentümergemeinschaft, desto niedriger die Versicherungsquote. Allerdings sei bei den Wohnungseigentümern der Anteil derjenigen, die den Versicherungsstatus ihrer Immobilie nicht kennen, mit 30 Prozent vergleichsweise hoch.

Die größte Hürde für den Abschluss einer Versicherung sei der erforderliche Mehrheitsbeschluss in einer WEG. Dies macht die systembedingten Nachteile von Wohnungseigentümern deutlich. „Für einen einzelnen Wohnungseigentümer ist es nicht möglich, das Gebäude gegen Elementargefahren abzusichern, wenn sich die Mehrheit der Gemeinschaft quer stellt“, sagt WiE-Vorständin Dr. Sandra von Möller. „Hier würde die Einführung einer Pflichtversicherung helfen, für die wir als Verband eintreten.“ Fast zwei Drittel befürworten die Einführung einer Elementarschadenpflichtversicherung.

Rückmeldungen aus der Umfrage zeigten zudem, dass die Ausgestaltung der Versicherungspflicht im Detail wichtig ist. „Eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden sollte sämtliche Wasserschäden abdecken, also auch Schäden, die durch Grundwasser verursacht werden“, sagt von Möller. Denn für Versicherungsnehmer sei es kaum nachvollziehbar, warum die eine Schadensursache versichert ist und die andere nicht, wenn das Ergebnis, nämlich Wasser im Gebäude, identisch ist. Zudem ist es für Immobilieneigentümer häufig unmöglich, die Ursache des Schadens zu beweisen.

Nur wenige Eigentümer haben Schutzmaßnahmen umgesetzt

Bei Wohnungseigentum sollten individuelle Schutzmaßnahmen über einen Sanierungs- und Modernisierungsplan gesteuert werden, wie ihn WiE schon lange verpflichtend fordert. Denn die Umfrage zeige auch, dass bisher nur wenige Eigentümer aktiv wurden, um die eigene Immobilie zu schützen: Rund 20 Prozent der Wohnungseigentümer und rund 30 Prozent der Eigentümer von Ein- und Mehrfamilienhäusern haben an ihrer Immobilie bauliche oder technische Schutzmaßnahmen gegen Starkregen und Hochwasser vorgenommen. „Aber ein Wasserschaden durch ein Extremwetterereignis ist mittlerweile ein Phänomen, das fast jede Immobilie jederzeit treffen kann“, so von Möller.

Umfrage-Details auf einen Blick:

  • 2.509 Teilnehmende: 546 Eigentümer eines Ein- oder Mehrfamilienhauses und 1.963 Wohnungseigentümer, die für WEGs mit mindestens 73.336 Wohneinheiten stehen.
     
  • Status quo der Elementarschadenversicherung: 42 Prozent der Wohnungseigentümer haben eine Elementarschadenversicherung abgeschlossen, wobei weitere 30 Prozent den Versicherungsstatus ihrer Wohnung nicht kennen; im Vergleich: 59 Prozent der Eigentümer von Ein- und Mehrfamilienhäusern sind gegen Elementarschäden versichert, nur 7 Prozent kennen den Versicherungsstatus nicht.
     
  • Hindernisse beim Versicherungsschutz von Wohnungen: Der häufigste Grund dafür, dass für Wohnungen keine Elementarschadenversicherung abgeschlossen wird, ist das Nichtzustandekommen des erforderlichen Mehrheitsbeschlusses in einer WEG; dies liegt laut Umfrage vor allem an den zu hoch empfundenen Kosten und an der Intransparenz der Angebote, nicht aber an mangelnden Angeboten.
     
  • Bauliche Schutzmaßnahmen: Nur 19 Prozent der Wohnungseigentümer haben bauliche oder technische Schutzmaßnahmen gegen Starkregen und Hochwasser vorgenommen; im Vergleich: bei Ein- bzw. Mehrfamilienhäusern sind es 30 Prozent.
     
  • Zustimmung zur Versicherungspflicht: 62 Prozent aller Immobilieneigentümer befürworten die Einführung einer Elementarschadenpflichtversicherung.
     
  • Erfahrung mit Elementarschäden: 15 Prozent der Immobilieneigentümer haben schon einmal einen Elementarschaden erlitten, der durch Starkregen oder Hochwasser entstanden ist; 49 Prozent der Betroffenen hatten zu diesem Zeitpunkt eine Versicherung. (Red.)

Stimmungsbild unter Immobilienverwaltern: Braucht es eine Elementarschadenversicherung?

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