Aufzugsprüfungen und Betreiberpflichten

Wann ist der Aufzug reif für eine Modernisierung?

Woran erkennen Sie, dass es Zeit ist, einen Aufzug zu modernisieren oder gar den Austausch mit einer kompletten Neuanlage zu beauftragen? Die folgenden fünf Indikatoren helfen, die technisch und wirtschaftlich beste Lösung zu finden.

Regelmäßige Prüfungen von Aufzugsanlagen gewährleisten einen sicheren Betrieb und bewahren Immobilieneigentümer vor teuren Reparaturen oder gar vorzeitigen Ersatzinvestitionen. Foto: Schindler
Regelmäßige Prüfungen von Aufzugsanlagen gewährleisten einen sicheren Betrieb und bewahren Immobilieneigentümer vor teuren Reparaturen oder gar vorzeitigen Ersatzinvestitionen. Foto: Schindler

1. Gelbe Karte bei der Aufzugsprüfung

Wer einen Personen- oder Lastenaufzug betreibt, hat gemäß Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) Betreiberpflichten wie die einmal jährlich anstehenden Aufzugsprüfungen (Hauptprüfung/ Zwischenprüfung) zu erfüllen. Diese müssen von einer Zugelassenen Überwachungsstelle (ZÜS) durchgeführt werden.

Wird bei einer solchen Prüfung eine Abweichung vom aktuellen Stand der Sicherheit (gemäß der aktuellen Norm- und Vorschriftengrundlagen) festgestellt, besteht Handlungsbedarf. Schutzmaßnahmen, die darauf abzielen, dass die geltenden Standards eingehalten werden, können zum Beispiel organisatorische Änderungen, kleinere Nachrüstungen, aber auch das komplette Installieren einer zusätzlichen Bremsvorrichtung sein.

Liegen gefährliche Mängel vor oder werden Fristen zum Beheben von festgestellten Mängeln nicht eingehalten, kann eine vorübergehende Stilllegung erfolgen. Der Betreiber ist grundsätzlich verantwortlich für den sicheren Betrieb des Aufzugs, inklusive der damit entstehenden Haftungsfragen.

Je nach Anzahl und Umfang der festgestellten Mängel in puncto Verschleiß und Sicherheit kann eine Modernisierung wirtschaftlicher sein als das Reparieren und Umsetzen einzelner Schutzmaßnahmen.

2. Häufige Ausfälle und steigende Kosten

Fällt die Anlage immer häufiger aus und kommt es zu längeren Stillständen, ist dies ein weiterer Indikator, der für eine Modernisierung der Anlage spricht. Durch häufige Reparatureinsätze steigen die Unterhaltungskosten der Anlage. Diese können bei alten Anlagen besonders empfindlich zu Buche schlagen, wenn erforderliche Ersatzteile eigens nachgefertigt werden müssen.

3. Offensichtlicher Verschleiß

Zerkratzte Wandpaneele, Graffitis, Geruch in der Kabine, unzeitgemäße Beleuchtung und ein Tableau aus einem anderen Zeitalter: Solche äußeren Erscheinungen können Anzeichen dafür sein, dass der Aufzug auch technisch in die Jahre gekommen ist. Auffällige Geräusche und Vibrationen entstehen im regulären Aufzugsbetrieb nicht und deuten ebenfalls auf Handlungsbedarf hin. Das Alter allein gibt wenig Aufschluss darüber, ob der Aufzug reif ist für eine Modernisierung. Bei stark genutzten Anlagen, etwa in Büros und Hotels, kann dies bereits nach zehn bis 15 Jahren der Fall sein. In Wohnhäusern hingegen können bei guter Pflege und regelmäßiger Wartung durch eine Fachfirma 35 Jahre vergehen, bis die Zeit für eine Modernisierung gekommen ist.

4. Anschluss an die digitale Welt

Digitale Funktionen und Dienste sind inzwischen auch Standard im Aufzugsbau. Ist eine Anlage mit digitaler Technik ausgestattet, können viele bisher manuell vor Ort durchgeführten Services und Betreiberaufgaben aus der Ferne weitgehend automatisiert ausgeführt werden.

Mit der Fernwartung findet eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung aller wichtigen Parameter statt. Neben den laufenden Pflichtwartungen vor Ort kann die Servicefirma somit bei Auffälligkeiten jederzeit schnell und zielgerichtet handeln, bevor es zu Störungen am Aufzug kommt. Mit dem monatlichen Health Check wird der Betreiber regelmäßig über den Zustand seiner Anlage informiert.

Kommt es dennoch zu einem unerwarteten Stillstand der Anlage, wird dieser automatisch an die technische Leitzentrale gemeldet. Diese analysiert die Daten und leitet entsprechende Schritte ein. Auf diese Weise trifft der Techniker mehrere Stunden früher vor Ort ein als bei einer herkömmlichen Störungsmeldung durch Bewohner des Objektes. Ein Personeneinschluss läuft unabhängig von der Digitalisierung über einen anderen Prozess und garantiert deutlich schnellere Reaktionszeiten.

5. Die Nutzung des Gebäudes verändert sich

Aktuell werden Gebäude im Bestand vielfach umgewidmet: Vielerorts werden Büro- und Gewerbegebäude und selbst Parkhäuser zu Wohngebäuden umgewandelt. Oder Wohnbauten werden zu Mehrgenerationen-Häusern mit hohen Anforderungen an die Barrierefreiheit. Fast immer gehen damit veränderte Anforderungen an die Aufzugsanlage einher. Diese lassen sich in vielen Fällen im Rahmen von Modernisierungen umsetzen. So bieten viele Aufzugsschächte noch räumliche Reserven für den Einbau einer größeren Kabine und breiterer Türöffnungen.

Tipp 1: Nicht warten, bis nichts mehr geht

Eine Aufzugsanlage kann bis zum Totalausfall betrieben werden. Dieses bedeutet dann nicht nur lange Stillstandszeit (Angebote einholen, technische Planung, Komponentenproduktion, Installation), sondern häufig auch einen wirtschaftlichen Totalschaden und den Einbau eines komplett neuen Aufzuges. Dafür müssen sämtliche Altkomponenten demontiert und entsorgt werden. Inklusive der anschließenden Montage entstehen dabei deutlich höhere Lärm- und Staubbelastungen für die Nutzer der Gebäude als bei einer Modernisierung.

Daher sind regelmäßige Investitionen betriebswirtschaftlich, für die Gebäudenutzung und auch im Hinblick der Nachhaltigkeit sinnvoll. Die Grundstruktur des Aufzuges kann bestehen bleiben und die Anlage kann sicher und zuverlässig noch viele Jahre betrieben werden.

Tipp 2: Individuelle Lösungen für Technik und Optik

Eine Modernisierungslösung muss den Zustand der Bestandsanlage, das Budget des Betreibers und die künftigen Anforderungen an die Anlage berücksichtigen. Geht es bei der Reparatur nur um die fachgerechte zeitnahe Instandsetzung, macht eine Modernisierung den Aufzug fit für die Zukunft. Ein Upgrade von Elektronik, Tableaus und der Steuerung auf den modernsten Stand, wäre ein sinnvoller erster Schritt. Bewährt hat es sich dabei auch, den bestehenden Antrieb gleich durch eine effektive getriebelose Variante zu ersetzen.

Mit diesem Paket werden die für den Betrieb zuständigen Kernkomponenten aus der Vergangenheit in die Gegenwart geholt und die Anlage fit für die Zukunft gemacht.

In jedem Fall empfiehlt es sich, im Rahmen der Modernisierung immer auch das Erscheinungsbild der Aufzugskabine auf einen aktuellen Stand zu bringen – denn eine zeitgemäße Optik sorgt für Vertrauen und wertet die Immobilie deutlich auf.

Autor: Dipl.-Ing. Jan Thorben Fieguth; Schindler Deutschland

Redaktion (allg.)

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