Immobilienwirtschaft bietet sichere und attraktive Arbeit
Diese Entwicklung gibt wirklich zu denken. Nach der jüngsten Personalentwicklungsstudie des Europäischen Bildungszentrums der Wohnungswirtschaft (EBZ) klagen 62 Prozent der befragten Unternehmen über einen Fachkräftemangel. Noch dringender werden technische Führungskräfte gesucht. Hier sagen 81 Prozent der Unternehmen, dass der Arbeitsmarkt das nicht hergibt. Und zu allem Überfluss wird die Alterung der Gesellschaft die Wohnungswirtschaft hart treffen, denn in den nächsten fünf bis sieben Jahren wird ein Fünftel der jetzigen Führungskräfte in den Ruhestand wechseln (weitere Details im Artikel auf Seite 8).
Wie könnte man gegensteuern? Was macht die Arbeit bei Immobilienverwaltungen oder Wohnungsunternehmen attraktiv? Gewohnt wird immer, will sagen, die Arbeitsplätze in der Branche sind sicher. 37-Stunden-Woche, die Gehälter sind vergleichsweise attraktiv und es wird nach Tarif bezahlt. 14 Monatsgehälter sind in anderen Branchen ein unerreichbarer Traum. Attraktiv ist die Branche auch aufgrund der gesellschaftlichen Herausforderungen und dem engen Schulterschluss mit der Politik und den Aufgaben der staatlichen Daseinsvorsorge. Nachwuchskräfte, die Verantwortung übernehmen wollen, können an der Energiewende, einer sozialen Wohnungsbaupolitik oder an der Schaffung von Wohneigentum mitarbeiten und gestalten. Das muss allerdings in die Köpfe des Nachwuchses, der noch vor der Tür der Immobilienwirtschaft steht.
Auch ein attraktiver Wirtschaftszweig muss sich angesichts einer alternden Bevölkerung Arbeitskräfte mit anderen teilen. Vor diesem Hintergrund darf man auch über Rationalisierung nachdenken. Bislang ist in der Immobilienwirtschaft nicht zu erkennen, dass Computer menschliche Arbeitskraft ersetzen könnten. Aber wenn immer mehr (Sachbearbeiter-) Stellen nicht besetzt werden können, würde die Automatisierung von Routineaufgaben die verbleibenden Mitarbeiter entlasten. Im kleinteiligen Prozess der Wohnungsvermietung (Insertion, Kommunikation, Interessentenauswahl, Vertragsabschluss) ist das offenbar sehr weitgehend möglich (siehe Beispiel auf Seite 23).
Ich schrieb gerade über attraktive Aufgaben durch soziale Verantwortung. Die zeigt sich aktuell im Streit um den Erhalt der mietrechtlichen Umlagefähigkeit der Kabel- und TV-Grundversorgungsgebühren. Wer da mit wem und mit welchen Argumenten für oder gegen das „Nebenkostenprivileg“ ficht, lesen Sie auf Seite 10. Das Thema ist inzwischen ziemlich hoch aufgehängt. Die Bauminister von Bund und Ländern haben sich bei der jüngsten Bauministerkonferenz in Weimar mit Blick auf die Novelle des Telekommunikationsgesetzes mit breiter Mehrheit für einen Erhalt der mietrechtlichen Umlagefähigkeit der Betriebskosten für Inhouse-Breitbandnetze ausgesprochen.
Für junge Menschen mit Hochschulbildung, die die Welt ein bisschen besser machen möchten, wartet noch eine schöne Aufgabe. Es wird in Zukunft immer schwerer, Millionen Tonnen Bauschutt einfach zu entsorgen. Man stelle sich die Menge an grauer Energie vor, die irgendwo abgelegt wird. Inzwischen wird der Nachweis geführt, dass Gebäude komplett aus Komponenten errichtet werden können, die sich am Ende sortenrein trennen und in eine Kreislaufwirtschaft zurückführen lassen (Bericht ab Seite 12). Was sich so einfach formulieren lässt, erfordert höchste Ingenieur- und Baukunst – wenn das nicht attraktiv ist!
Thomas Engelbrecht
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