Lüften in Hitzeperioden – wie bleibt es kühl im Haus?
Interview mit dem Energieexperten Dipl.-Ing. Werner Eicke-Hennig, Leiter des Energieinstituts Hessen, zum Thema Lüften von Innenräumen, elektrische Kühlgeräten und klimagerechtes Bauen.
Gar nicht lüften, um die Hitze draußen zu halten - geht das?
Ja, man muss die Lüftung auf die Nacht und die Morgenstunden verschieben. Dann ist die Außenluft kälter als die Raumluft und man kann bei leichter Brise auch die Tageshitze herauslüften. Dazwischen tauscht sich die Luft beim Türenöffnen und durch Ritzen aus.
Was kann man noch tun?
Ganz wichtig: Rollläden und Klappläden an den Fenstern tagsüber geschlossen halten, das hält die Sonnenstrahlung draußen. Die Fenster dahinter bloß nicht „kippen“, dann würde es wieder heißer im Raum. Hat man keinen äußeren Sonnenschutz, schließt man tagsüber die Gardinen. Wenn es zu heiß wird kann man feuchte Tücher aufspannen, die Verdunstungskälte erzeugen oder sich von Ventilatoren mit Luft anblasen lassen, aber dabei Vorsicht: Erkältungsgefahr.
Was halten sie von elektrischen Kühlgeräten?
Die leider gerne gekauften einfachen Geräte zur Aufstellung im Raum stellt man bald wieder aus, weil sie zu großen Lärm verursachen. Schlafen ist unmöglich dabei. Kühlt man am Tag damit stundenlang einen Raum herunter, kommt eine erkleckliche Stromrechnung zusammen.
Im hessischen Frankfurt haben die vielen gläsernen Bürobauten meist keinen äußeren Sonnenschutz und werden auch deshalb elektrisch gekühlt. Die höchste Stromnetzbelastung verzeichnet der Frankfurter Stromversorger im Sommer, dann laufen alle Kraftwerke für die Kühlung der „Geldspargel“ in der City, wie sie der Volksmund nennt. Das ist vom sommerlichen Kühlstromverbrauch her betrachtet „ganz große Architektur“.
Wie sieht ein intelligent geplanter Neubau aus, der ohne elektrische Kühlung auskommt?
Klimagerecht Bauen wird immer wichtiger, die Sommer werden heißer mit Hitzespitzen von nicht gekanntem Ausmaß. Bisher bauen wir in unsere Häuser immer größere Fenster ein und zeigen damit, wir können es uns leisten. Fenster waren von jeher die teuersten Bauteile, je reicher wir wurden, desto größer wurden sie. Klimagerecht Bauen heißt, die Sommerhitze draußen lassen, mit Fenstergrößen, die vom notwendigen Belichtungsmaß her bestimmt werden. Das ist bei Wohnbauten gerade einmal ein Zehntel der Raumgrundfläche. Nicht nur die Südfenster, auch Ost- und Westfenster weisen im Sommer eine hohe Solarstrahlung auf. Morgens und abends steht die Sonne tief und strahlt weit ins Haus. Die Fenster können in geschickt verschattenden Nischen liegen, Vorsprünge über Fenstern werfen Schatten, beim Einfamilienhaus können belaubte Bäume und Rankgewächse helfen, nur kein Efeu, denn das ist auch im Winter grün und verschattend. Immer gehört auch der äußere Sonnenschutz zwingend dazu. Solange wir jedoch 50 und mehr Prozent der Fassade aus Glas errichten und riesige Dachflächenfenster anordnen, bauen wir Häuser, die zunehmend gekühlt werden müssen.
Ist vielleicht die Elektrowärmepumpe die Lösung, mit der man im Winter heizen, im Sommer kühlen kann?
Diese Strommengen werden wir im Sommer gesellschaftlich nicht heranschaffen können, siehe die Sommerstromspitze schon heute in Frankfurt, erzeugt vor allem durch die gläsernen Bürobauten.
Auch wird der Strom zur Kühlungsspitzenzeit extrem teuer werden, z.B. wegen der notwendigen Verstärkung des elektrischen Verteilnetzes in die Wohngebiete. Ein gekühlter Raum hat nie ein angenehmes Innenklima, ein natürlich temperierter aber schon. Es gäbe viele nachbarschaftliche Streitfälle, denn die heute leider üblichen billigeren
Luftwärmepumpen machen Lärm, auch des nachts! Und wer schon einmal im Sommer in einem ICE ohne Stromversorgung feststeckte, der weiß, wie es sich in einem Haus anfühlen wird, dessen Kühlung ausgefallen ist. Wir verlören wieder ein Stück Souveränität, wenn wir zu Lasten unserer Umweltlebensbedingungen in Häusern mit riesigen Fenstern ohne Sonnenschutz lebten und die Räume elektrisch kühlten.
Noch ein Wort zur Kellerlüftung, manche Keller werden im Sommer feucht und schimmelig?
Kellerwände und Fußböden haben fast Erdreichtemperatur, so um 8-12 °C. Wenn darauf im Sommer die hereingelüftete feuchtwarme Außenluft trifft, gibt es Tauwasser auf dem Innenputz. Deshalb werden auch Kirchentüren im Sommer geschlossen gehalten. Auch hier gilt wieder: Auf Nachtlüftung ausweichen oder den Keller in Hitzeperioden nicht lüften.
Weiterführende Links:
www.energieinstitut-hessen.de