Bauen im Nationalsozialismus

Ausstellung „Macht Raum Gewalt“ in der Akademie der Künste

In der Akademie der Künste in Berlin läuft ab sofort die Ausstellung „MACHT RAUM GEWALT Planen und Bauen im Nationalsozialismus“.

Architektur als Machtdemonstration: Die Nationalsozialisten ließen in Prora auf der Insel Rügen eine 4,7 Kilometer lange Ferienwohnanlage für 20.000 Menschen errichten. Foto: Adobestock/Marcus Beckert
Architektur als Machtdemonstration: Die Nationalsozialisten ließen in Prora auf der Insel Rügen eine 4,7 Kilometer lange Ferienwohnanlage für 20.000 Menschen errichten. Foto: Adobestock/Marcus Beckert

Die Ausstellung beruht auf der Forschungsarbeit einer siebenköpfigen, unabhängigen Historikerkommission, die im Jahr 2017 von Dr. Barbara Hendricks, der damaligen Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, eingesetzt wurde. Sie hatte die Aufgabe, die Verstrickung der für das Planen und Bauen zuständigen Institutionen und Personen mit dem System des NS-Staates aufzuarbeiten und deren Mitverantwortung deutlich zu machen.

Die Forschungsarbeit war nach Angaben des Bundesbauministeriums hochkomplex, da es im NS-Staat kein zuständiges Bauressort als Vorgängerinstitution gab. Der Gebäude- und Städtebau war in zahlreichen Verwaltungen aufgesplittert. Die Ergebnisse, die die Kommission in 15 Forschungsaufträgen und mit Hilfe von 28 Forschenden erarbeitet hat, sind jetzt bis 16. Juli 2023 in der Ausstellung in der Akademie der Künste zu sehen. Gleichzeitig sind sie in vier Forschungsbänden zusammengefasst. Begleitet wird die Ausstellung von zahlreichen Veranstaltungen und von Bildungsangeboten für Kinder, Schüler und Jugendliche.

Übergabe der Forschungsergebnisse an Bauministerin Geywitz

Anlässlich der Übergabe der Forschungsergebnisse und der Eröffnung der Ausstellung erklärte die heutige Bundesbauministerin Klara Geywitz:

„Die Ergebnisse der Historikerkommission machen deutlich, welche Rolle das Planen und Bauen in einem totalitären System spielt. Es hat im NS-Staat dazu beigetragen, die jüdische Bevölkerung, Sinti und Roma oder politische Gegner aus der Gesellschaft auszuschließen und zu vernichten. Architekten, Städteplaner und Ingenieure haben Vernichtungslager in ihren Büros konzipiert, Ghettos gebaut und die zahlreichen Rüstungskomplexe, Bunker- und Infrastrukturanlagen errichtet. Die Historiker beschreiben die alltägliche Arbeit der Baufachleute, die sie zu Mitverantwortlichen gemacht hat. Und sie zeigen eindrücklich die personellen Kontinuitäten nach dem Zusammenbruch des Regimes beim Wiederaufbau und Wohnungsbau.“

Der von der Historikerkommission gewählte Ausstellungsort in der Akademie der Künste könnte nicht geschichtsträchtiger sein. Hier hatte ab 1937 Albert Speer, der Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt Berlin und „Lieblingsarchitekt Adolf Hitlers“ seinen Sitz. Die Ausstellung geht indes weit über Albert Speers Wirken hinaus: Planen und Bauen im Nationalsozialismus durchdrang alle Lebensbereiche und gehörte zum Kernbereich nationalsozialistischer Diktatur. Die hohe ideologische Aufladung des Bauwesens und seine rassistischen Inklusions- und Exklusionspraktiken bestimmten, wer wie leben durfte – und wer wie sterben musste, erklären die Ausstellungsverantwortlichen auf der Homepage zur Ausstellung.

Die Täter waren auch nach 1945 als Architekten und Ingenieure tätig

In 150 Kurzbiographien werden Architekten, Ingenieure, Stadtplaner und Baufachleute dieser Zeit vorgestellt. Neben personellen Kontinuitäten nach 1945 geht es auch um den Umgang mit den baulichen Hinterlassenschaften des NS-Regimes. (Red.)

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