EBZ-Professoren unterstützen „Initiative Praxispfad CO2-Reduktion“
Im November haben fünf Wissenschaftler aus den Bereichen Architektur und Ingenieurwesen einen Kurswechsel für die Klimaschutz im Gebäudesektor gefordert. In ihrem Manifest beklagt die Expertenrunde, Deutschland habe in zehn Jahren 500 Milliarden Euro in die Gebäudedämmung gesteckt, ohne dass der Energieverbrauch gesenkt werden konnte. Die Wissenschaftler kritisieren die seit vielen Jahren einseitige Fokussierung auf immer höhere Energieeffizienzstandards, die immer teurere Dämmmaßnahmen zur Folge hätten, und fordern einen politischen Richtungswechsel. „Die historisch gewachsene, alleinige Fokussierung auf Energieeinsparung im Gebäudesektor ist gescheitert“, stellen die Wissenschaftler fest. Sie fordern ein Umsteuern:
Statt kostspieliger Sanierungen der Gebäudehülle eine möglichst schnelle Umstellung auf eine Wärmeversorgung durch emissionsfreie Energieträger.
Die Expertenrunde hatte Wissenschaftler und Wirtschaft dazu aufgerufen, einen Diskurs zu führen und sich der Initiative anzuschließen.
Aufruf der Initiative zum Diskurs findet Widerhall
Dieser Aufruf verhallt offenbar nicht ungehört. Gleich nach Veröffentlichung des Manifestes hatte sich der GdW Bundesverband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft den Forderungen der Initiative angeschlossen. Nun gibt es zusätzlich Unterstützung von zehn Professoren der EBZ Business School (FH) in Bochum. „Die Initiative zeigt eindrucksvoll, dass ein Paradigmenwechsel hin zu einer CO₂-basierten Betrachtung überfällig ist. Ein reines Effizienzdenken reicht nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig bezahlbares Wohnen zu sichern“, betont Prof. Viktor Grinewitschus, Prorektor für Forschung und Professor für Energiefragen der Immobilienwirtschaft an der EBZ Business School.
In ihrer Stellungnahme heben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Hochschule besonders die Rolle smarter Gebäudetechnik, Mieterstromprojekte und datenbasierter Betriebsführung hervor. Diese Technologien und Ansätze hätten das Potenzial, die CO₂-Bilanz im Gebäudesektor signifikant zu verbessern. Die EBZ Business School (FH) habe die Wirksamkeit solcher Maßnahmen in zahlreichen Forschungsprojekten untersucht. Auch die Digitalisierung der Wärme- und Energieversorgung sowie die stärkere Einbindung der Wohnungswirtschaft in Quartierslösungen werden als zentrale Bausteine für den Wandel benannt.
„Eine große Chance auf bezahlbaren Klimaschutz“
In einer gemeinsamen Stellungnahme schreibt die Professorenrunde des EBZ, es gebe „Alternativen zur umfangreichen Wärmedämmung, die in der Vergangenheit vernachlässigt wurden. Dies zeigt deutlich, warum der von der Initiative geforderte Paradigmenwechsel dringend notwendig ist. In dessen Umsetzung liegt – im Gegensatz zum bisherigen Vorgehen – eine große Chance, Klimaschutz und bezahlbares Wohnen gleichzeitig zu realisieren“.
„Einseitige Förderung hat gebäudetechnisches Know-how verhindert“
Die Konzentration staatlicher Förderung auf die Wärmedämmung habe dazu geführt, dass Wohnungsunternehmen nicht das gebäudetechnische Know-how aufgebaut haben, das für den von der Initiative geforderten Paradigmenwechsel notwendig sei. In der Folge sei der Umfang der technischen Ausstattung wie Gebäudeautomation, Smart-Home-Systeme, Heizungsmonitoring, Fotovoltaik oder Ladesäulen für Elektromobilität im Geschosswohnungsbau übersichtlich. Gleiches gelte für Betriebserfahrungen mit diesen Technologien.
EBZ-Forschung bestätigt den Ansatz der Initiative Praxispfad CO2-Reduktion (www.initiativepraxispfad.de)
Die Argumentation der neuen Initiative Praxispfad CO2-Reduktion wird von den EBZ-Wissenschaftlern untermauert. „Unser vom Wirtschaftsministerium gefördertes Projekt ‚BaltBest – Einfluss der Betriebsführung auf die Effizienz von Heizungsaltanlagen im Bestand‘ etwa zeigt, dass Heizungen erheblich effizienter betrieben werden können, wenn man diese kontinuierlich überwacht und die Produktion von Wärme auf den jeweiligen Bedarf exakt anpasst.“
Die zehn Professorinnen und Professoren der EBZ äußern in der Stellungnahme die Überzeugung, dass der geforderte Kurswechsel die Chance biete, „Klimaschutzmaßnahmen in Gebäuden umfassender und wirtschaftlicher zu gestalten“.
Redaktion (allg.)
