Hunderttausende Baugenehmigungen noch nicht umgesetzt

Corona-Krise erreicht Baugewerbe – ein wenig

Im Mai haben Bauunternehmen 10,6 Prozent weniger Aufträge entgegennehmen können als im Vorjahresmonat. Der Hauptverband der deutschen Bauindustrie wertet das als negative Auswirkung durch die Corona-Pandemie. Allerdings sind die Auftragsbücher nach wie vor gut gefüllt – und es besteht ein riesiger Bauüberhang.

Volle Auftragsbücher, wenig Personal: Hält der Bau-Boom noch Jahre an? Foto: Vonovia
Volle Auftragsbücher, wenig Personal: Hält der Bau-Boom noch Jahre an? Foto: Vonovia

Vom Nachfragerückgang im Mai seien die Bausparten in unterschiedlichem Ausmaß betroffen. Erwartungsgemäß am deutlichsten war der Rückgang im Wirtschaftsbau mit 22,4 Prozent, wovon vor allem der Wirtschaftshochbau mit einem Auftragseinbruch um ein Drittel besonders betroffen war. Auch im Wohnungsbau zeigte sich ein deutlicher Rückgang der Ordertätigkeit um 4,6 Prozent. Nur gering ausgeprägt war hingegen der Rückgang im öffentlichen Bau mit 0,5 Prozent.

„Zwar verfügte die Branche Ende März noch über hohe Auftragsbestände, allerdings mehren sich mittlerweile die Meldungen über Auftragsstornierungen, vor allem aus der gewerblichen Wirtschaft. Wie lange daher die Auftragsbestände noch die Produktion stabilisieren können, ist somit fraglich“, kommentiert der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Dieter Babiel. Der Umsatz hingegen habe sich im Mai – wegen des hohen Auftragspolsters – noch relativ stabil entwickelt. Mit einem nominalen Rückgang von 0,5 Prozent (real -3,0 %) habe das Bauhauptgewerbe noch eine stabilisierende Wirkung ausgeübt.

IG Bau: „Bau-Boom geht weiter“

Nur wenige Tage nach der verhaltenen Veröffentlichung des Bauindustrie-Verbandes kritisierte die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) den massiven Überhang an genehmigten, aber nicht realisierten Bauvorhaben in Deutschland. Seit mehr als zwei Jahrzehnten habe es keine höhere Zahl von genehmigten, aber noch nicht gebauten Wohnungen gegeben. „In Wohnungen auf dem Papier kann aber keiner wohnen. Mittlerweile gibt es 740.0000 davon. Es ist höchst Zeit, dass die Baufirmen die genehmigten Projekte jetzt auch realisieren“, sagte IG BAU-Chef Robert Feiger. Damit könne die Baubranche nicht nur ihren Beitrag im Kampf gegen die Wohnungsnot leisten, sondern auch mit dickem Auftragspolster wirtschaftlich sicher durch die Corona-Krise gehen. „Der Bau-Boom geht weiter“, so Feiger mit Blick auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen zum Wohnungsbau. Danach nahm der Bauüberhang allein im vergangenen Jahr um gut 43.000 Wohnungen zu. Zwischen März und Mai dieses Jahres genehmigten die Bauämter weitere knapp 91.000 neue Wohnungen.

Nach Einschätzung der IG BAU hat die Branche aber zunehmend Schwierigkeiten, genug Fachleute für die Baustellen zu finden. „Der Mangel an gelernten Maurern, Betonbauern und Zimmerleuten macht es immer schwieriger, die genehmigten Wohnungen zu bauen“, so Feiger. Bereits heute verließen zwei von drei Bauarbeitern die Branche kurz nach der Ausbildung. Nur wenn die Bauberufe bei den Arbeitsbedingungen und der Bezahlung attraktiver würden, könne ausreichend Nachwuchs gewonnen werden.

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