Best Practice Beispiel Modulbauweise: 6-Familienhaus in Biberach
Bisher war im konservativen Oberschwaben ein Haus, das nicht aus Ziegeln gebaut war, wenig wert. Wurden Fertighäuser realisiert, dann allenfalls im Einfamilienhausbau und auch nur von Premiumherstellern. Die Holzbauweise war im Geschosswohnungsbau unvorstellbar. Die Vorurteile waren in vielen Köpfen fest verankert.
2009 entstand der Vorreiter in reiner Holzbauweise
Trotzdem entschied sich die Baugenossenschaft Biberach EG etwas Neues auszuprobieren und konnte 2009 ihr erstes Mehrfamilienhaus in einer reinen Holzbauweise realisieren. Damals galt das Projekt als Experiment, welches in den kommenden Jahren genau beobachtet und untersucht wurde. Regelmäßige Mieterbefragungen zum Wohnklima und ein Monitoring der Energiekosten sollten in der Zukunft darüber entscheiden, ob das Projekt eine Zukunft haben würde.
Und die Ergebnisse waren positiv. Monitoring und Mieterbefragungen führten zu positiven Ergebnissen, sodass das Gebäude sich längst etabliert hat und mittlerweile sogar kommunale Nachahmer gefunden hat.
Auf diesen Ergebnissen wollte man sich jedoch nicht ausruhen. Im aktuellen Kontext der Diskussion von Handwerkerauslastung, steigenden Preisen und knappen Bauland, beschäftigte sich der Vorstand schon länger mit dem Thema und mit der Suche nach Alternativen.
Die fand man schließlich ganz konkret in München. Hier wurden in Rekordzeit mehrere Wohnungen fertiggestellt. Vorfertigung und kurze Bauzeit waren die offensichtlichen Vorteile. Außerdem stellte sich heraus, dass der Hersteller aus dem benachbarten Ravensburg stammte. Optimale Voraussetzungen also, die man unbedingt für ein neues Projekt nutzen wollte.
Bauantrag Dezember 2017, bezugsfertige Wohnungen Dezember 2018
Im Dezember 2017 wurde schlussendlich der Bauantrag für ein 6-Familienhaus gestellt. Die Nachfrage nach preisreduziertem Wohnraum zu befriedigen, war das Ziel. Durch die Verwendung von organischen und recyclebaren Baustoffen wollte man damit auch die Belastung der Umwelt reduzieren. Die Heizkosten pro Wohnung würden nur knapp über 20 Euro pro Monat betragen.
Für Anfang März 2018 erwartetet die Baugenossenschaft die Baugenehmigung für ein ausgewähltes Grundstück. Der Hersteller teilt zu diesem Zeitpunkt mit, dass er die Wartezeit bereits genutzt hat und die Module bereits produzieren konnte. Er ist dabei zu 100 Prozent in Vorleistung gegangen, da vor der Erteilung der Baugenehmigung noch keine vertraglichen Bindungen bestehen durften.
Nachdem auch die vertraglichen Angelegenheiten geklärt und die Baugenehmigung endlich da war, konnte es losgehen. Durch die enorme Größe der Fertigbauteile war eine Nutzung von Tiefladern für den Transport nötig. Der Transport gestaltete sich jedoch schwieriger als gedacht. Aufgrund einer sich in der Nachbarschaft befindlichen Schule musste das Vorhaben auf die Herbstferien verschoben werden.
Zur Baustelle geliefert wurden die Teile schließlich am 29. und 30. Oktober 2018. Ein Kran positioniert anschließend die fertigen Bauteile, sodass bereits am gleichen tag die erste Wohnung „beziehbar“ war. Einen Tag später wurde das vorgeschriebene Satteldach aufgebracht und eingedeckt. Am 2. November erfolgte schließlich der Anschluss von Wärme, Strom, Erdwärme und Telekommunikationsmedien. Nun fehlte nur noch die Abnahme, bevor die ersten Mieter kommen konnten.
Die Vorteile der Modulbauweise
Welche Vorteile die Modulbauweise bietet, konnte die Baugenossenschaft durch den direkten Vergleich herausfinden. Parallel baut das Unternehmen an anderer Stelle in konventioneller Bauweise.
Die Herstellerkosten stellen sich dabei zwar für die Modulbauweise nur geringfügig günstiger dar, allerdings ist Unterschied der Bauzeit zwischen beiden Bauweisen enorm. Während man bei der konventionellen Bauweise mit bis zu dreieinhalb Jahren rechnen muss, bis die Wohnungen bezugsfertig sind, konnte das andere Projekt zwischen Dezember 2017 und Dezember 2018 realisiert werden. Es wäre sogar noch schneller gegangen, wenn sich nicht Verzögerungen aufgrund der nahen Schule und des sich daraus entstandenen erhöhten Verkehrsaufkommens ergeben hätten.
Der Saldo sind Mieterlöse ab einem früheren Zeitraum, welche in die vollständige Finanzrechnung der Projekte einfließt. Die Baugenossenschaft Biberach ist überzeugt und plant bereits Folgeprojekte.
Weiterführende Links:
https://www.vermieter-ratgeber.de/aktuelle-ausgabe/ivv-immobilien...
https://www.vermieter-ratgeber.de/sieben-tagen-14-wohnungen
https://www.vermieter-ratgeber.de/serielles-bauen-schnelle-und-fl...