Nur ein Viertel der Dächer für PV-Anlagen voll geeignet
Photovoltaik-Anlagen werden häufig auf bestehenden Dächern von Industriegebäuden oder größeren Wohnanlagen errichtet. Wenn die Dachkonstruktion bereits Schäden aufweist, nicht für das zusätzliche Gewicht einer PV-Anlage ausgelegt ist oder bei der Montage beschädigt wird, kann das zu hohen nachträglichen Kosten führen. Das bestätigt die Auswertung der PV-Dachchecks an über 50 Dächern verschiedenster Objekte, die TÜV Süd im Jahr 2023 durchgeführt hat.
Reparaturkosten machen Amortisation der PV-Anlage unmöglich
Das Spektrum der begutachteten Dächer reichte von ziegelgedeckten Schrägdächern von Einfamilienhäusern bis zu komplexen Dachanlagen von Industriegebäuden und Wohnanlagen mit verschiedenen Arten der Dachabdichtung. Dabei zeigt sich, dass nur ein Viertel der Dächer ohne Weiteres für die Aufnahme einer PV-Anlage geeignet war, während bei acht Prozent der Dächer die Installation von PV-Modulen aus statischen Gründen nicht möglich war. Die Auswertung machte auch deutlich, dass die Dacheindeckung und die Dachabdichtung bei der Entscheidungsfindung unbedingt berücksichtigt werden müssen. Bei acht Prozent der untersuchten Dächer wäre vor der Installation einer PV-Anlage eine neue Eindeckung erforderlich gewesen, bei über einem Viertel der Hausdächer wäre während der rund 20-jährigen Amortisationszeit der Solarstrom-Anlage mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Schaden an der Abdichtung entstanden. Die dann erforderlichen Reparaturen würden eine Amortisation der PV-Anlage praktisch unmöglich machen.„Gerade bei Industriebauten wird bei der Dachanlage häufig eine möglichst wirtschaftliche Lösung gesucht“, sagt Andreas Dolipski, vom Geschäftsfeld Bautechnik der TÜV Süd Industrie Service GmbH. „Das Ergebnis ist in der Regel eine einfachere und kostengünstigere Form der Dachabdichtung.“ Deshalb ist es nach Aussage des TÜV Süd-Experten gerade bei Flachdächern wichtig, vor der Installation einer PV-Anlage die vorhandene Konstruktion inklusive der Dachabdichtung und Dämmung und die möglichen Auswirkungen der geplanten Nutzungsänderung zu untersuchen, damit das Projekt nicht unwirtschaftlich wird.
PV-Dachcheck von TÜV Süd
Im Rahmen des PV-Dachchecks stellen die Experten von TÜV Süd bereits im Vorfeld fest, ob sich Dachflächen für die Montage einer PV-Anlage eignen und ob eine neu installierte Anlage die Anforderungen für eine Abnahme erfüllen würde. Dafür überprüfen sie unter anderem, ob die Dachkonstruktion für die zusätzliche Last ausgelegt ist und wie die Lastabtragung und die Aufstellung bzw. Befestigung der Module auf der Dachfläche funktioniert. Zudem bewerten sie die Restlebensdauer der Tragkonstruktion und der Dachabdichtung, damit nicht schon kurz nach der Inbetriebnahme der PV-Anlage notwendige Instandhaltungsmaßnahmen am Dach durchgeführt werden müssen. Ein weiterer wichtiger Aspekt des PV-Dachchecks ist die Einordnung hinsichtlich der Anforderungen aus dem Brandschutz.
Nach der Montage überprüfen die Expertinnen und Experten, ob die baulichen Erfordernisse eingehalten wurden und ob durch die Montage möglicherweise Schäden an der Tragkonstruktion oder der Dachabdichtung entstanden sind. Ist das der Fall, erstellen sie ein Schadengutachten und erleichtern damit auch die Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen.
PV-Strom könnte fossile Brennstoffe weitgehend ersetzen
Aktuell sind in Deutschland weniger als zehn Prozent der Dachflächen von Logistik- und Industriegebäuden mit Solarstromanlagen ausgestattet. Das geht aus einer aktuellen Analyse von Garbe Industrial Real Estate. Tobias Kassner, Head of Research bei Garbe Industrial Real Estate, ist überzeugt: „Unsere Berechnungen haben ergeben, dass PV-Anlagen auf Logistik- und Industrieimmobilien weitgehend fossile Energieträger ersetzen könnten.“ Konkret wären das beispielsweise die Leistung von 36 hypothetischen Kernkraftwerken (1 GW) bzw. 121 Gas- bzw. Kohlekraftwerken (300 MW).
Rund 32.500 potenzielle Logistik- und Industrieimmobilien hat Garbe im Rahmen einer Untersuchung ausfindig gemacht. Allerdings eignen sich nicht alle dieser Immobilien für die Erzeugung von Solarstrom. Der häufigste Grund ist der schlechte bauliche Zustand. Deshalb hält man bei Garbe auch den Idealfall von 36,6 zusätzlichen Gigawatt für unwahrscheinlich. „Aber 80 Prozent der Dächer nutzbar zu machen, wäre schon erstrebenswert“, sagt Kassner. „Das entspräche einer Kapazität von 29 Gigawatt bei Investitionskosten von 24,6 Milliarden Euro.“ (Red.)
Redaktion (allg.)

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