Dynamische Tarife ab 2025 Pflicht

Strom dann einsetzen, wenn er günstig ist

Ab dem 1. Januar 2025 müssen alle Stromlieferanten in Deutschland dynamische Stromtarife anbieten. Diese Änderung eröffnet WEG-Verwaltern und Wohnungsunternehmen neue Möglichkeiten, das Energieversorgungskonzept für ihre Mieter oder Eigentümer zu optimieren.

1105
Wärmepumpen arbeiten lassen oder E-Autos laden in Zeiträumen, in denen der Strom günstig ist – daraus lässt sich ab 2025 ein wohnungswirtschaftliches Konzept machen. Technische Voraussetzung ist allerdings der Einbau von Smart Metern und Smart Meter Gateways. Bild: Deumess e.V.
Wärmepumpen arbeiten lassen oder E-Autos laden in Zeiträumen, in denen der Strom günstig ist – daraus lässt sich ab 2025 ein wohnungswirtschaftliches Konzept machen. Technische Voraussetzung ist allerdings der Einbau von Smart Metern und Smart Meter Gateways. Bild: Deumess e.V.

Voraussetzung für die zielgerichtete Nutzung dynamischer Stromtarife sind der Einbau von vernetzten und digitalen Stromzählern, sogenannten Smart Metern, und ein Energiemanagement-System. Darauf weist der Verband der mittelständischen und regionalen Unternehmen der Energie- und Immobilienbranche, Deumess, hin.

Verbraucher sollen von schwankenden Strompreisen profitieren können

Mit der Einführung dynamischer Stromtarife durch alle Stromlieferanten in Deutschland gemäß § 41a Energiewirtschaftsgesetz sollen Verbraucher von den Preisschwankungen auf den Strommärkten profitieren. Die Verpflichtung gilt bereits heute für Stromlieferanten, die mehr als 100.000 Letztverbraucher versorgen. Das Ziel des Gesetzes ist es, Anreize zur Energieeinsparung und Steuerung des Energieverbrauchs zu setzen. Dazu gehört die Verlagerung des Stromverbrauchs von Spitzenlastzeiten zu Zeiten mit hoher Stromerzeugung und damit niedrigen Strompreisen. Dynamische Tarife orientieren sich an den Preisschwankungen der Strombörsen und spiegeln diese in Abrechnungsintervallen wider.

Zu geringeren Kosten heizen oder laden

WEG-Verwalter und Immobilienunternehmen können von diesen Änderungen auch für die Bewohner ihrer Gebäude profitieren. Dynamische Stromtarife sind besonders interessant für Wohnungseigentümergemeinschaften oder Mehrfamilienhäuser mit verbrauchsintensiven und steuerbaren Lasten. Beispiele hierfür sind Immobilien mit Wärmepumpenheizung, Elektrofahrzeug-Ladeinfrastruktur oder Stromspeichern. Dynamische Tarife bieten die Möglichkeit, Wärmeerzeugung und Warmwasserbereitung, Fahrzeugladung oder Stromspeicherung zu günstigen Zeiten durchzuführen und so die Energiekosten zu senken.

Intelligente Messsysteme als Basis für die Nutzung dynamischer Tarife

Um von dynamischen Tarifen etwa auf Stundenbasis zu profitieren, sind intelligente Messsysteme erforderlich, bestehend aus Smart Metern und einem Smart Meter-Gateway. Diese Systeme erfassen den Stromverbrauch in Echtzeit und ermöglichen eine flexible Reaktion auf Preisschwankungen. Bernd Bosch, Vorstandsmitglied von Deumess, erklärt: „Die Abrechnung börsendynamischer Tarife ist nur mit einem Smart Meter möglich. Dieser erfasst den Lastgang für einen bestimmten Zeitraum, und der Stromlieferant rechnet dann basierend auf dem jeweiligen Börsenpreis den Verbrauch ab. Weitere Voraussetzung ist ein Energiemanagement-System“. Bereits jetzt seien solche Energiemanagement-Systeme am Markt erhältlich, die dynamische Stromtarife in Verbindung mit dem Smart Meter-Gateway intelligent für die Immobilie nutzbar machen und so die Energiekosten nachhaltig senken helfen.

Kontakt mit dem Stromlieferanten und Messstellenbetreiber suchen

Deumess empfiehlt Immobilienverantwortlichen und WEG-Verwaltern, die von dynamischen Stromtarifen profitieren möchten, den Kontakt mit ihren Messstellenbetreibern und Stromlieferanten zu suchen. Bernd Bosch betont: „Noch sind dynamische Stromtarife Neuland für viele Stromlieferanten und grundzuständige Messstellenbetreiber vor Ort, und die Angebote sind sehr unterschiedlich. Die Wohnungswirtschaft sollte sich jedoch frühzeitig mit dem Thema vertraut machen, um die Chancen und Risiken zu verstehen. Dabei kann auch der Kontakt mit einem der Energiedienstleister helfen, die als wettbewerbliche Messstellenbetreiber neu und innovativ im Markt aktiv sind.“ Dynamische Stromtarife könnten für Vorreiter-Unternehmen, die bereits mit der Elektrifizierung von Wärme oder Mobilität die Energiewende in ihren Immobilien vorantreiben, einen wichtigen Baustein darstellen. Dies zeige auch, wie wichtig die Integration von Wärme und Strom sowie die Digitalisierung der Energieinfrastruktur in Gebäuden sei.

Quelle: Deumess e.V.

Redaktion (allg.)

Pixabay/ Mohamed_hassan
AnhangGröße
Beitrag als PDF herunterladen277.62 KB

◂ Heft-Navigation ▸

Artikel Strom dann einsetzen, wenn er günstig ist
Seite 39
2.11.2022
DGNB-Expertin über die EU-Taxonomie und Bauen im Kreislauf
Gebäude, die keine Betriebsgenehmigung mehr bekommen. Neubauten und Sanierungen, die an der Finanzierung durch Kreditgeber scheitern. Das sind nur zwei Szenarien, die Anna Braune der Baubranche...
25.2.2022
Die Pflicht zum Sonnenstrom steht vor der Tür
Die Erzeugung von Eigenstrom auf, an oder in einer Immobilie wird derzeit vom Gesetzgeber vorgegeben und gefördert wie noch nie. Dabei ist es sinnvoll, so viel Strom wie möglich selbst zu verbrauchen...
1.8.2022
Langzeitmonitoring
Die IVV Immobilienexkursion 2017 führte zum Zukunftshaus der Berliner degewo AG. Während der Objektbesichtigung sprach IVV-Chefredakteur Thomas Engelbrecht mit Prof. Friedrich Sick, Hochschule für...
25.2.2022
„Green Solutions“ für das ganze Quartier
Die Energiebranche als Dreh- und Angelpunkt für die Versorgung der gesamten Wirtschaft trägt maßgeblich für den Klimaschutz und die Energiezukunft Verantwortung. Doch wie können Unternehmen der...
1.8.2023
Infrarotheizungen im Wohnungsbau
Das Gebäudeenergiegesetz sieht sogenannte Stromdirektheizungen als eine technische Option für die Dekarbonisierung der Wärmeerzeugung vor. Dazu zählen auch Infrarotheizungen. Wissenschaftler und...
18.10.2021
Effiziente Strom- und Wärmeversorgung durch Partner sichern
Die Weltbevölkerung wächst stetig, die Ressourcen werden knapper, der Klimawandel schreitet voran. Dass gehandelt werden muss, steht außer Frage. Und daher ist neben der Politik jeder Einzelne gefragt...