Abwärme aus Rechenzentren zum Heizen nutzen
Aufgrund des geänderten Energieversorgungskonzeptes hat sich Berlins landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Gewobag der Planungsgemeinschaft angeschlossen. Der Planungsgemeinschaft „Das Neue Gartenfeld“ gehören somit außerdem die UTB Projektmanagement GmbH, BUWOG, Baugenossenschaft BeGeno16 eG, Wohnungsbaugenossenschaft Am Ostseeplatz eG sowie die Jula GmbH als Bauherrengruppe an.
Das Quartier „Das Neue Gartenfeld“ in Berlin-Spandau wird über 10.000 Menschen Wohn- und Gewerberaum bieten, so die Planungen. Auf einer rund 31 Hektar großen Fläche sollen auf mehr als 40 Baufeldern über 3.700 Wohnungen, 600 Gewerbeeinheiten und umfangreiche Gemeinschaftsflächen und -einrichtungen entstehen, die eine hohe soziale, funktionale und gemeinwohlorientierte Durchmischung ermöglichen. Auf dem Baugelände steht unter anderem eine ehemalige Kabelfabrik.
Ursprünglich sollte Kraft-Wärme-Kopplung eingesetzt werden
Für die Energieversorgung des zukünftigen Stadtteils ist das Quartierwerk Gartenfeld GmbH zuständig, ein Joint Venture aus den Energiedienstleistern ENGIE Deutschland und GASAG Solution Plus. Beide Unternehmen hatten bereits 2021 ein Wärmeversorgungskonzept unterzeichnet, das auf dem Einsatz von Blockheizkraftwerken basierte. Durch die russische Aggression gegen die Ukraine habe sich jedoch der Gaspreis so erhöht, dass man sich gezwungen sah, andere Wärmeerzeugungslösungen zu prüfen. Darunter Geothermie und der Einsatz von Flächenkollektoren; gegen diese Lösungen sprachen jedoch vor allem der erhöhte Flächenbedarf sowie das für das Gelände ausgewiesene Wasserschutzgebiet, das Geothermiebohrungen ausschließe. Eine weitere Möglichkeit stellte die Nutzung von Abwärme aus einem Rechenzentrum dar. Diese habe sich nach eingehenden Analysen als ökonomisch und ökologisch tragfähig erwiesen, sodass die Planungsgemeinschaft nun auf Niedrigtemperatur-Abwärme aus einem benachbarten Rechenzentrum zurückgreift. So könne das 31 Hektar große Neubaugebiet Das Neue Gartenfeld in Berlin-Spandau CO2-arm mit Wärme versorgt werden.
Kernbestandteile der Wärmeversorgung sind Abwärme aus einem Rechenzentrum und eine Energiezentrale aus Kältemaschinen und Wärmepumpen, einem Power-to-Heat-Kessel (Warmwassererzeugung durch überschüssigen Windstrom), einem Warmwasserspeicher und ein Nahwärmenetz. Insgesamt reduziere sich der CO2-Ausstoß um 6.000 Tonnen pro Jahr im Vergleich zu fossilen Energieträgern, erklären ENGIE und GASAG. Damit sparten die Bauherren jährlich knapp 5.000 Tonnen CO2 mehr als 2021 im Ursprungskonzept vorgesehen.
Die Gewobag vertraut auf preisstabile Wärmeversorgung
Markus Terboven, Mitglied im Vorstand der Gewobag, zeigt sich zuversichtlich, dass zukünftigen Mietern im Neubauquartier eine preisstabile Wärmeversorgung garantiert werden könne. „Wir investieren im Neuen Gartenfeld über 700 Millionen Euro und schaffen hier im ersten Bauabschnitt fast 1.000 neue und bezahlbare Wohnungen für Berlin.“
Für die Gewobag ist das Neue Gartenfeld nicht das erste Immobilienprojekt, für das unvermeidbare Abwärme aus Rechenzentren genutzt wird. Das Pallasseum, ein Bestands-Wohnkomplex der Gewobag in Berlin-Schöneberg mit mehr als 500 Wohnungen, wird ab Oktober 2025 mit Abwärme aus einem benachbarten ITK-Netzknoten versorgt. Der Wärmebedarf für den denkmalgeschützten Bestandsbau aus den 1970er Jahren kann damit zu 65 Prozent aus unvermeidbarer Abwärme und damit GEG-konform gedeckt werden.
Auch Wohnkomplex aus den 1970er Jahren wird mit Rechner-Abwärme beheizt
Der ITK-Netzknoten gehört der PASM Power and Air Condition Solution Management GmbH, einem Tochterunternehmen der Deutschen Telekom. Die Firma GASAG Solution Plus hatte beide Partner zusammengebracht und mit der PASM die innovative Energielösung geplant. Dadurch, dass grüner Strom für den Betrieb der Wärmepumpen eingesetzt wird, würden außerdem über 800 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart. Das Pallasseum sei das erste Wärmeprojekt in Berlin, bei dem Abwärme aus einem ITK-Netzknoten genutzt wird. Mit diesem neuen Energiekonzept sei eine nachhaltige und kostenneutrale Umstellung der Versorgung im Bestand möglich.
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Redaktion (allg.)

