Nachhaltiges Bauen

BMU und UBA zeichnen Leuchtturmprojekte aus

Ob moderne Wohngebäude mit besonders geringem Energiebedarf und sozialverträglichen Mieten oder das intelligent gestaltete Schulgebäude mit energiesparsamer Low-Tech Lüftung – mit innovativen Ideen antworten die mit dem ersten Bundespreis UMWELT & BAUEN prämierten Bauprojekte aus Aalen, Hamburg und Berlin des ersten Bundespreises UMWELT & BAUEN auf die Herausforderungen nachhaltigen Bauens. Am 29. September 2020 wurden vier Gewinnerprojekte des Wettbewerbs gemeinsam durch das Bundesumweltministerium (BMU) und das Umweltbundesamt (UBA) ausgezeichnet.

Ausgezeichnet wurd ein klimaneutrales Wohnquartier mit 99 Wohnungen der Berliner Howoge. Auf dem Dach befindet sich eine Photovoltaikanlage. Sie soll günstigen Mieterstrom prodzieren. FOTO: HOWOGE
Ausgezeichnet wurd ein klimaneutrales Wohnquartier mit 99 Wohnungen der Berliner Howoge. Auf dem Dach befindet sich eine Photovoltaikanlage. Sie soll günstigen Mieterstrom prodzieren. FOTO: HOWOGE

Die Nachfrage an neuem Wohnraum bleibt trotz der Corona-Krise ungebrochen. Umso wichtiger ist eine möglichst rasche Transformation des Bauens hin zu nachhaltigen Bauweisen. Damit wird die Baubranche auch zukunftsfest. Aber dazu braucht es Knowhow und Projekte mit Vorbildfunktion.

Nachhaltige Bauweisen und Sanierungsprojekte bezahlbar umzusetzen

Der Bundespreis "UMWELT & BAUEN" wurde in diesem Jahr erstmals vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit sowie dem Umweltbundesamt ausgelobt. Eine unabhängige Jury hat aus bundesweit über 80 Einsendungen vier Preisträger ausgewählt und sieben weiteren Projekten Anerkennungen ausgesprochen. Diese wurden durch den Parlamentarischen Staatssekretär des BMU, Florian Pronold, und UBA-Präsident Prof. Dr. Dirk Messner am 29. September 2020 im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung prämiert.

Video-Mitschnitt Preisverleihung Bundespreis UMWELT & BAUEN vom 29.09.2020:

Berliner Wohnungsunternehmen Howoge erhält Bundespreis "Umwelt und Bauen" für klimaneutrales Wohnquartier in Berlin-Lichtenberg

Die landeseigene Gesellschaft aus Berlin erhielt den Preis in der Kategorie "Wohngebäude" für ein klimaneutrales Wohnquartier mit 99 Wohnungen in der Sewanstraße 20/22 im Bezirk Lichtenberg. "Das Projekt ist vorbildlich, da es sich nicht auf einzelne Aspekte beschränkt, sondern gesamtheitlich aktuelle Nachhaltigkeitsanforderungen umsetzt und zeigt, dass gleichzeitig die Auswirkungen auf den Mietpreis minimiert werden konnten und somit auch soziale Aspekte berücksichtigt", heißt es in der Jurybegründung. Die beiden 8-geschossigen Punkthäuser böten zudem aufgrund der Mietpreisgestaltung für breite Schichten der Bevölkerung einen bezahlbaren Wohnraum in einem energetisch hocheffizienten und nachhaltigen Gebäude zu sozial verträglichen Mieten.

Auf einem rund 5.400 Quadratmeter großen Areal an der Sewanstraße 20/22 hat die HOWOGE ein Wohnquartier errichtet, das die Klimaschutzziele der Bundesregierung bereits heute übererfüllt und gleichzeitig sozialen Wohnraum bietet.

Durch die energetisch optimierte Bauweise und den Einsatz innovativer Gebäudetechnik konnten die zwei achtgeschossigen Gebäude als klimaneutrale KfW-40-Plus-Energieeffizienzhäuser realisiert werden. Klimaneutralität bedeutet, dass ein Gebäude nur so viel CO2 ausstößt, wie die Natur auch wieder abbauen kann. Diese Größe ist für Gebäude mit 7 Kilogramm CO2 pro Quadratmeter und Jahr definiert.

In der Sewanstraße wird mit einem Wert von -4 Kilogramm sogar eine negative CO2-Bilanz erreicht. Trotz der hohen energetischen Anforderungen, die das Quartier erfüllt, bietet es Wohnraum für alle Schichten der Bevölkerung: So werden 50 Prozent der 99 Wohnungen gefördert und zu Einstiegsmieten ab 6,50 Euro pro Quadratmeter vermietet. Für die übrigen Einheiten liegt der Quadratmeterpreis im Schnitt unter 10 Euro.

Innovative Energietechnik

Für die Energiebilanz der Gebäude sind neben der klimafreundlichen Bauweise die dezentralen Trinkwasserstationen, die kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung sowie die hocheffiziente Photovoltaik-Anlage mit Batteriespeicher ausschlaggebend.

Allein die dezentralen Trinkwasserstationen für die Warmwasserbereitung sparen bis zu 30 Prozent Energie, weil sie mit niedrigen Systemtemperaturen arbeiten. Das Wasser wird auf nur 45 Grad erwärmt. Herkömmliche Systeme erhitzen das Wasser hingegen zentral auf 60 Grad und verteilen es dann im Haus. In Folge der langen Wege, die das Wasser zurücklegen muss, kommt es zu enormen Wärmeverlusten. Diese Verluste werden in der Sewanstraße vermieden.

Neben der Trinkwasserstation verfügt jede Wohnung über eine Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung. Das Prinzip funktioniert, indem die verbrauchte, warme Luft nach außen geleitet und gleichzeitig kalte Luft angesaugt wird. So wird die Wärme der verbrauchten Abluft verwendet, um die frische und kalte Außenluft ganz ohne Heizung auf angenehme Temperaturen zu bringen. Auf diesem Weg kann ein Wärmerückgewinnngsgrad von bis zu 82 Prozent erreicht werden.

Auf dem Dach befindet sich eine Photovoltaikanlage mit 374 Modulen. Die Photovoltaikanlage wird von der HOWOGE Wärme GmbH betrieben, die den Strom als günstigen, CO2-freien Mieterstrom vom eigenen Dach anbietet.

Die Photovoltaikanlage erzeugt mehr Strom als im Gebäude benötigt wird. Durch einen Batteriespeicher im Erdgeschoss kann diese Energie zur Nutzung durch die Mieterinnen und Mieter vorgehalten werden. Damit ist es möglich 70 Prozent des Gesamtstrombedarfs vor Ort zu decken, ohne dass Strom aus dem Netz der allgemeinen Versorgung bezogen werden muss.

Damit zahlt das System nicht nur auf das Klima ein, sondern erzielt ebenfalls nennenswerte Einsparungen für die Mieterinnen und Mieter.

Video zum Preisträger Wohngebäude: Quartier Sewanstraße Berlin

Fotos zum Preisträger Wohngebäude: Quartier Sewanstraße Berlin

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