GWG aus Halle gestaltet aktiv kommunalen Wärmeplan mit
Treibhausgasneutrale Wärmeversorgung bis 2045
Das Wärmeplanungsgesetz (WPG) ist eng verzahnt mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG). Angestrebt wird durch das Gesetz eine treibhausgasneutrale Wärmeversorgung bis 2045. Es setzt klare Ziele: Bis 2030 sollen 30 % der Wärme klimaneutral erzeugt werden, bis 2040 80 % und bis 2045 soll der Betrieb der Wärmenetze vollständig auf erneuerbare Energien oder unvermeidbare Abwärme umgestellt sein.
Für Städte über 100.000 Einwohner ist bis Juni 2026, für kleinere bis 2028 die Vorlage von Wärmeplänen Pflicht. Der Gesetzentwurf sieht zudem die Erweiterung der Fernwärme vor, die aktuell 14 % der Haushalte erreicht und auf 20 % ausgebaut werden soll, was den Anschluss von jährlich 100.000 Gebäuden erfordert. Die Umsetzung des Gesetzes erfordert die Zusammenarbeit diverser Akteure: kommunale Versorger, Industrie, Gewerbe, Wohnungswirtschaft und externe Berater.
Klimaneutralität durch kooperative Ansätze - ein Beispiel aus Halle
Ein Praxisbeispiel aus Halle zeigt, wie durch kooperative Ansätze mit der Wohnungswirtschaft die Klimaneutralität erreicht werden könnte. Hier wurde unter Leitung des örtlichen Energieversorgers bereits 2016 eine Energie-Initiative gegründet, die alle wesentlichen Stakeholder vereinte, auch das Wohnungsunternehmen GWG Halle-Neustadt mbH. Das ist vorrangig in der Großwohnsiedlung Halle-Neustadt vertreten.
Der Wohnungsbestand besteht zu einem großen Teil aus Gebäuden in Plattenbauweise. Die Mieter sind auf eine sichere und vor allem bezahlbare Wärmeversorgung angewiesen. Die GWG hat schon jetzt einen Vorteil: 93 % der Gebäude wurden seit den 90er Jahren auf Effizienzklasse C oder besser getrimmt. Dieser Wert liegt weit über dem Bundesdurchschnitt. Das hilft heute schon beim Energiesparen und hält die Kosten für die Mieter im Rahmen.
Im Interview: Andrea Drese, Leiterin der Unternehmenskommunikation bei der GWG Halle-Neustadt mbH
"So gestalten wir als Wohnungsunternehmen die Wärmewende mit"
Gibt es bereits eine erkennbare Tendenz unter den Mietern, sich für grüne Heizmethoden zu interessieren?
Bislang ist das Interesse an grüner Wärme in Halle-Neustadt, wo 98 % unserer Mieter leben, noch nicht stark ausgeprägt. Allerdings bemerken wir eine positive Resonanz auf den Einsatz regenerativer Energien in einem unserer neuesten Projekte, einem Quartier mit 250 Wohnungen. Die zukünftigen Bewohner sind besonders erfreut über die Installation von Photovoltaikanlagen.
Wie prognostizieren Sie den zukünftigen Wärmebedarf Ihrer Immobilien?
Für Halle-Neustadt erwarten wir besonders im Hinblick auf fortlaufende Sanierungen und den Klimawandel einen Rückgang des Wärmebedarfs. Allerdings wird der tatsächliche Energieverbrauch stark vom Nutzerverhalten beeinflusst. Zum Beispiel benötigen ältere Menschen tendenziell höhere Temperaturen, und die Hälfte unserer Mieter ist über 60 Jahre alt. Dennoch zeichnet sich durch die Krise im vergangenen Jahr ein verändertes und bewussteres Verbrauchsverhalten ab.
Welche Sanierungsmaßnahmen planen Sie in den kommenden Jahren?
Unsere sanierten Plattenbauten sind ja bereits sehr energieeffizient. Daher sind keine großflächigen Sanierungen geplant, allerdings bleiben punktuelle energetische Verbesserungen Teil unseres Investitionsplans. Als größter Emittent unserer aktuellen Klimabilanz erwies sich ein markanter Elfgeschosser. Das Gebäude bietet 85 Mietparteien ein Zuhause. Im Juni 2024 startet die aufwendige Sanierung des Hochhauses in Plattenbauweise. Dabei steht neben einer neuen zentralen Eingangslösung vor allem die energetische Sanierung im Mittelpunkt.
Wie hoch schätzen Sie die Kosten für diese Investitionen?
Insgesamt rechnet die GWG Halle-Neustadt mit rund 3.200.000 Euro allein für die energetische Sanierung des genannten Gebäudes. Dass diese Investition sich nachhaltig lohnt, zeigt das prognostizierte Einsparpotential des Jahresheizbedarfs: Nach Abschluss der Maßnahmen soll dieser um knapp 50 % sinken. Grundsätzlich ist es derzeit schwierig, Baukosten exakt zu planen, da die Preise stark schwanken. Insgesamt sind energetische Sanierungen aufgrund steigender Standards und Baukosten sehr teuer. Hinzu kommt die Herausforderung, geeignete Firmen und Materialien zu beschaffen.
Trotzdem ist es unser Ziel, hochwertigen, energieeffizienten und über erneuerbare Energien versorgten Wohnraum anzubieten. Als kommunales Unternehmen müssen wir jedoch auch sicherstellen, dass Wohnraum bezahlbar bleibt, besonders für das Drittel unserer Mieter, das Unterstützungsleistungen erhält. Für sie könnten steigende Kosten gravierende Folgen haben.
Welche Bedeutung hat die Energie-Initiative für Ihre Strategie?
Die Energie-Initiative ist zentral für unsere Überlegungen.
Der stetige Austausch mit Partnerunternehmen auf verschiedenen fachlichen Ebenen ist essentiell. Uns verbindet der Ansatz, ökonomisch und ökologisch sinnvolle Ziele zu verfolgen. Es ist wichtig, dass unsere Strategien nicht nur aufeinander abgestimmt sind, sondern auch wirtschaftlich realisierbar bleiben, um für alle Mieter bezahlbar zu sein.
Text und Interview: Frank Urbansky