Mit plus 86 Prozent ist der Anstieg bei umweltfreundlicher Wärmepumpentechnik zwar sehr dynamisch gestiegen (Absatz Januar bis September 2023: 295.000 Stück). Im Detail zeigt sich allerdings: Die Förderanträge der Hauseigentümer sind seit Monaten rückläufig und in den ersten acht Monaten 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut 70 Prozent eingebrochen.
Der Einbau von Wärmepumpen hinkt aber im Vergleich zu fossilen Geräten hinterher. Aufgrund der langen Debatte um das Heizungsgesetz wollten offenbar viele Eigentümer den neuen gesetzlichen Anforderungen an den Klimaschutz zuvorkommen. In der Folge installierten bis September 625.000 Haushalte ein gasbasiertes Gerät – ein Plus von 38 Prozent zum Vorjahr.
Beim Wettlauf um klimafreundliches Heizen in Europa wird Deutschland von seinen Nachbarn abgehängt: Die Bundesrepublik liegt bei den Absatzzahlen von Wärmepumpen pro 1.000 Haushalte mit nur rund 7 Geräten auf dem drittletzten Platz. Das zeigt die Statistik der European Heat Pump Association (EHPA). In Finnland haben 69, in Norwegen rund 60 und in Schweden 39 von 1.000 Haushalten 2022 eine Wärmepumpe eingebaut. Die rote Laterne trägt Großbritannien (2 Einheiten), Vorletzter ist Ungarn (4 Einheiten).
Der BDH Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie zum Heizungsmarkt November 2023:
„Neben der Verunsicherung durch die politische Debatte sorgt die allgemeine wirtschaftliche Situation für Zurückhaltung bei Heizungsmodernisierungen. Deswegen muss die Politik jetzt Fakten schaffen und die ordnungspolitischen Anforderungen des GEG wie angekündigt mit einer attraktiven Förderung flankieren, die alle technologischen Lösungen des GEG umfasst“, erklärt BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt.
Dabei gilt es neben dem Wärmeerzeuger auch das Gesamtsystem aus Wärmeverteilung und -übertragung, Speicherung sowie Effizienzmaßnahmen wie die Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung, den hydraulischen Abgleich und den Einsatz von hocheffizienten Heizungsumwälzpumpen wieder stärker in den Blick zu nehmen. „Die Menschen brauchen Planungssicherheit bei der Investition in eine neue Heizung“, so Staudt.
Ziel: Bis 2045 klimaneutrale Gebäude
Für das Ziel, die Wärmewende in den Gebäuden des Landes bis zum Jahr 2045 zu vollziehen, braucht es mehr Tempo. Im Neubau ist die Wärmepumpe zwar bereits die Standardheizung, aber in den Bestandsbauten bleibt der Nachholbedarf riesig: Von den 21,6 Millionen Wärmeerzeugern in Deutschland werden nach BDH-Schätzung noch mehr als 14 Millionen mit Gas und gut 5 Millionen mit Öl betrieben. Knapp die Hälfte dieser Anlagen ist als „unzureichend effizient“ eingestuft. Nur 23 Prozent sind effizient und nutzen gleichzeitig erneuerbare Energie.
Die europäischen Nachbarn machen es vor: Es gilt jetzt, den von der Politik eingeschlagenen Weg konsequent fortzuführen und die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Wärmewende bis 2045 weiter auszugestalten“, sagt Dr. Kai Schiefelbein, Geschäftsführer von Stiebel Eltron.so Dr. Schiefelbein
Nach Ansicht des Bundesverband Wärmepumpe (BWP) und des Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) müsste die Bundesregierung für günstigere Strompreise sorgen, um das selbstgesteckte Ziel von 500.000 Wärmepumpen pro Jahr ab 2024 zu erreichen.
Quellen: Stiebel Eltron und BDH Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie
IVV Inhalte
So setzen Eigentümergemeinschaften energetische Sanierungen um
Das 240 Seiten starke Buch, geschrieben von der Fachjournalistin Eva Kafke, vereint alles, was Wohnungseigentümergemeinschaften über energetische Sanierungen wissen müssen. Das sind nicht nur juristische, sondern auch bautechnische, ökologische und nicht zuletzt finanzielle Aspekte, bei letzteren vor allem umfassende Informationen über Fördermöglichkeiten und Finanzierungskonzepte.
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Sanierungsquote in Deutschland viel zu gering (Okt 2023)
Die Quote für energetische Sanierungen von Gebäuden musste nach unten korrigiert werden. Sie liegt aktuell bei nur 0,83%. "Wenn weiter in diesem Schneckentempo in Deutschland energetisch saniert wird, dann brauchen wir noch annähernd 100 Jahre, um den Gebäudebestand zur Klimaneutralität zu führen", sagt Jan Peter Hinrichs, Geschäftsführer des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle e.V. (BuVEG).
Akzeptanz für energetische Sanierung erhöhen
Energetische Sanierung von Bestandsgebäuden
Günstige, ohnehin sinnvolle Maßnahmen reichen meist
Eigentümer:innen von energetisch betrachtet schlechten Gebäuden können in der Regel durch eine oder zwei einfache und kostengünstige Maßnahmen oder die Nutzung einer Wärmepumpe die aktuell diskutierten Anforderungen erfüllen. Zu den einfachen, wirtschaftlichen Maßnahmen zählten etwa die Optimierung von Heizungseinstellungen und Wärmeverteilung oder kostengünstige Verfahren zur Einblasdämmung von Außenwänden, Dachböden oder abgehängten Kellerdecken. >> weiterlesen
Martina Eisinger
