EU-Gebäuderichtlinie vom Europa-Parlament verabschiedet

Sanierungszwang für Gewerbeimmobilien, Schulen und Verwaltungsgebäude

Das Europäische Parlament hat die EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) für mehr Klimaschutz und Energieeffizienz verabschiedet. Einen unmittelbaren Zwang zur Sanierung einzelner Wohnhäuser wird es nicht geben. Die Richtlinie definiert lediglich Einsparziele.

Das Europa-Parlament in Straßburg: Die Abgeordneten haben mehrheitlich dafür gestimmt, dass bis 2030 die energetisch schlechtesten 16 Prozent der Nichtwohngebäude saniert werden müssen, gefolgt von weiteren zehn Prozent drei Jahre später. Foto: Adobestock/U. J. Alexander
Das Europa-Parlament in Straßburg: Die Abgeordneten haben mehrheitlich dafür gestimmt, dass bis 2030 die energetisch schlechtesten 16 Prozent der Nichtwohngebäude saniert werden müssen, gefolgt von weiteren zehn Prozent drei Jahre später. Foto: Adobestock/U. J. Alexander

Besonders im Fokus stehen Büro- und Geschäftshäuser, Schulen oder Verwaltungsgebäude, für deren energetische Modernisierung durch die Umsetzung der neuen EU-Regelungen erhebliche Impulse erwartet werden. Im Gegensatz zum Wohngebäudebereich hat die EU im Bereich sogenannter Nichtwohngebäude die Einführung energetischer Mindeststandards beschlossen. Konkret bedeutet dies, dass bis 2030 die energetisch schlechtesten 16 Prozent der Nichtwohngebäude saniert werden müssen, gefolgt von weiteren zehn Prozent drei Jahre später.

Für Wohngebäude werden Einsparziele lediglich definiert

Nach intensiven Verhandlungen hat das EU-Parlament dem Kompromiss zur Novellierung der EPBD zugestimmt. Im Gegensatz zur ursprünglichen Planung enthält die Richtlinie keine Sanierungspflichten für Wohngebäude. Hier definiert die EPBD lediglich Einsparziele: Bis 2030 soll der durchschnittliche Energieverbrauch von Wohngebäuden insgesamt um 16 Prozent und bis 2035 um 20 bis 22 Prozent sinken. Die Mitgliedsstaaten haben dabei große Freiheit bei der Umsetzung. Um die Novellierung der EU-Gebäuderichtlinie abzuschließen bedarf es nach dem Beschluss des EU-Parlaments noch der Zustimmung des Rates. Dann erst stehen die konkreten Formulierungen fest und die Frist zur Umsetzung von grundsätzlich zwei Jahren beginnt zu laufen.

Bundesregierung fürchtete soziale Verwerfungen

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) betont in ihrer Stellungnahme, dass es die Bundesregierung gewesen sei, die einen Zwang zur Sanierung von Ein- und Zweifamilienhäusern verhindert habe, weil das zu sozialen Verwerfungen führen würde. Deutschland habe sich zur Erreichung der ambitionierten Klimaschutzziele im Gebäudesektor für einen integrativen Minderungspfad ausgesprochen, in dem alle Maßnahmen berücksichtigt werden dürfen und keine Verpflichtungen an Einzelgebäude gestellt werden.

Die Ministerin glaubt nicht, dass die neue EU-Richtlinie weitere Regularien in Deutschland notwendig machen werden. Deutschland verfüge bereits über ein umfassendes Instrumentarium zur Minderung von Emissionen. Dazu zählt Geywitz unter anderem diverse Förderprogramme, die CO2-Steuer auf fossile Brennstoffe, das Gebäudeenergiegesetz und die kommunale Wärmeplanung.

Haus & Grund rechnet mit Kosten 140 Milliarden Euro

Für den Eigentümerverband Hans & Grund ist klar, dass in den kommenden Jahren viel Geld investiert werden müsse. Laut der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen entsprächen 15 Prozent der ineffizientesten Gebäude in Deutschland etwa 2,4 Millionen Wohngebäuden. Wenn man diese Bauten auch nur teilmodernisiere, um eine höhere Effizienzklasse zu erreichen, fielen hier Investitionskosten von jährlich mindestens 17,2 Milliarden Euro bis 2030 an. Bis 2030 entspreche dies also einem Gesamtaufwand von knapp 140 Milliarden Euro. Bei 2,4 Millionen Gebäuden seien dies etwa 58.000 Euro pro Gebäude. (Red.)

Software für die kaufmännische Immobilienverwaltung kann heute weit mehr als nur Heiz- und Nebenkosten abzurechnen. Welche Funktionen die Software im Einzelnen bietet, hängt vom jeweiligen Programmkonzept, der Zielgruppe und natürlich vom Preis ab. Diese...
Printer Friendly, PDF & Email
16.3.2023
EU-Parlament stimmt für Sanierungszwang bei alten Gebäuden
Das EU-Parlament will eine Sanierungspflicht für alte Gebäude. Das löst massiven Protest von Verbänden aus.
18.12.2023
Gesetze und Verordnungen
Wie immer zum Jahreswechsel treten neue Gesetze und Verordnungen in Kraft. Was für Eigentümer wichtig wird.
11.12.2023
Kompromiss beim Effizienzstandard (EPBD)
Die EU verzichtet auf die Einführung von Zwangssanierungen für energetisch schlechte Gebäude. Nach einer Schätzung der KfW-Bank hätte das Kosten in Höhe von 254 Milliarden Euro verursacht. Statt...
6.4.2022
BEG-Förderung
Ab dem 20.04.2022 können Eigentümer, Bauherren und Wohnungsunternehmen wieder neue Anträge bei der KfW für die „Effizienzhaus / Effizienzgebäude 40 (EH/EG40) - Neubauförderung mit modifizierten...
2.3.2023
Entwurf zum neuen Gebäudeenergiegesetz (GEG)
Wer soll das bezahlen und wer soll die Umrüstarbeiten machen? Das Ziel von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, Gas- und Ölheizungen schon ab 2024 zu verbieten, stößt auf entschiedene Kritik aus...
16.8.2023
Kommunale Wärmeplanung
Das Bundeskabinett hat heute dem Gesetzentwurf zur Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze zugestimmt. Eine mögliche Konsequenz: Eigentümer von Bestandsimmobilien können mit der...