Kommunale Wärmeplanung

Kosten für Fernwärme werden steigen

Das Gesetz zur Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze (WPG) legt ehrgeizige Ziele fest: Bis 2045 sollen Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme treibhausgasneutral werden. Städte ab 100.000 Einwohnern müssen bis 2026 Wärmepläne vorlegen, kleinere Kommunen bis 2028. Erste Kommunen sind zumindest mit der Planung fertig. Die Planung ist teurer und die Umsetzung erfordert weitere finanzielle Mittel und qualifiziertes Personal – beides ist derzeit knapp.

Ein Mangel an Ressourcen und Personal bremst den Neubau und die Ertüchtigung vorhandener Wärmenetze. Foto: Frank Urbansky
Ein Mangel an Ressourcen und Personal bremst den Neubau und die Ertüchtigung vorhandener Wärmenetze. Foto: Frank Urbansky

Laut Gesetz liegt die Verantwortung bei den Kommunen. In der Praxis übernehmen häufig Stadtwerke die Planung, da sie das nötige Know-how mitbringen. Dies kann jedoch zu wirtschaftlich motivierten Entscheidungen führen, insbesondere beim lukrativen Ausbau der Fernwärme. Neutraler agieren unabhängige Dienstleister, wie das Beispiel Jena zeigt, wo ein externer Planer die Interessen aller Beteiligten ausgleicht.

Auswirkungen auf Wohnungsunternehmen vor Ort

Wohnungsunternehmen stehen in diesem Prozess zwischen mehreren Interessengruppen. Sie müssen sich auf steigende Wärmekosten einstellen, da Fernwärme als zentrale Lösung in vielen Kommunen ausgebaut wird. Dies verteuert nicht nur den laufenden Betrieb, sondern erfordert auch hohe Investitionen in die Anpassung der Gebäudetechnik. Besonders  betroffen sind Bestandsgebäude mit älteren Heizanlagen, die nicht immer kompatibel mit neuen Fernwärmenetzen sind.

Ein weiteres Problem ist die Unklarheit, welche Wärmelösung in eine Immobilie integriert wird: zentrale Fernwärme oder dezentrale Lösungen wie Wärmepumpen? Das erschwert die langfristige Planung und Investitionsentscheidungen der Wohnungswirtschaft. Zudem stehen viele Vermieter vor der Herausforderung, ihre Mieter von steigenden Nebenkosten zu entlasten, während gleichzeitig energetische Sanierungen finanziert werden müssen.

>> IVV-Fachartikel: Wie die Immobilienwirtschaft die kommunale Wärmeplanung unterstützt

Ist die Wärmeplanung in Zukunft noch bezahlbar?

Der Ausbau der Wärmenetze ist teuer: Der Deutsche Städtetag rechnet mit Investitionen von rund 100 Milliarden Euro. Staatliche Förderungen durch das Bundesprogramm für effiziente Wärmenetze (BEW) und das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) reichen nicht aus. Leipzig etwa benötigt 3 Milliarden Euro für seine Fernwärme-Umstellung bis 2038, während bundesweit nur 2 bis 3 Milliarden Euro an Fördermitteln bereitstehen. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) warnt, dass fast 41 % der Stadtwerke keine bezahlbare Wärmeversorgung mehr gewährleisten können.

Ein weiteres Problem ist der Fachkräftemangel. Im SHK-Handwerk werden bis 2030 rund 30.000 Fachkräfte altersbedingt ausscheiden, während 50.000 neue benötigt werden. Auch Ingenieure und Planer fehlen.

Fernwärme ist bereits heute die zweitteuerste Heizform in Deutschland

Laut einer Erhebung der Fachzeitschrift Fuels Lubes Energy von November 2024 kostet Fernwärme 15,38 Cent/kWh, während Erdgas 10,48 Cent/kWh und Heizöl 8,88 Cent/kWh kosten. In Dänemark sind Fernwärmeunternehmen gemeinnützig und dürfen keine Gewinne erwirtschaften – in Deutschland undenkbar. Die Preise werden in Zukunft weiter steigen – auch für die Mieter.

Gasnetze vor dem Aus

Immer mehr Versorger, wie die Mannheimer MVV, planen zudem die Stilllegung ihrer Gasnetze. Alternativen wie Biogas und Wasserstoff sind entweder nicht ausreichend verfügbar oder wirtschaftlich nicht tragfähig. Damit drohen steigende Netzgebühren für immer weniger verbliebene Gasverbraucher – oder deren Anschluss an die teurere Fernwärme.

Kommunale Wärmeplanung: Pflicht, aber nicht bindend

Kleiner Trost: Wärmepläne sind rechtlich nur dort bindend, wo der Ausbau von Fernwärme oder Wasserstoffnetzen vorgesehen ist. Dennoch müssen Kommunen sie erstellen. In Deutschland haben bisher 39 Städte mit mehr als 45.000 Einwohnern einen Wärmeplan entwickelt, davon 33 in Baden-Württemberg, wo die Pflicht früh eingeführt wurde.

> In der IVV Heft 3/2025 gibt es zu diesem Thema einen umfassenden Beitrag mit zahleichen Praxisbeispielen.

Frank Urbansky

Frank Urbansky
Journalist, Fachautor und Berater
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