Umfrage Haus & Grund Rheinland-Pfalz

In privaten Heizungskellern wird noch 20 Jahre fossil geheizt

Wie private Hauseigentümer und Kleinvermieter über Investitionen in klimafreundliche Heizungen denken, zeigt eine Mitgliederumfrage des rheinland-pfälzischen Landesverbandes von Haus & Grund. Neben dem Mangel an Kapital erweist sich die Kommunale Wärmeplanung als großes Hindernis für die Verbreitung regenerativer Heizungstechnik.

Sofern private Immobilienbesitzer in jüngster Zeit in eine neue Heizungsanlage investiert haben, fiel die Entscheidung meist zugunsten einer Gastherme aus – um bis 2044 „Ruhe zu haben“. Foto: Adobestock/Lettas
Sofern private Immobilienbesitzer in jüngster Zeit in eine neue Heizungsanlage investiert haben, fiel die Entscheidung meist zugunsten einer Gastherme aus – um bis 2044 „Ruhe zu haben“. Foto: Adobestock/Lettas

Haus & Grund hat die Ergebnisse der Umfrage aus den Monaten Juni bis August, an der sich 2.200 Kleinvermieter in Rheinland-Pfalz beteiligt haben, in das zweite Treffen des runden Tisches „Wärmeversorgung“ eingebracht. Der runde Tisch wurde vom Umwelt- und Klimaschutzministerium Rheinland-Pfalz eingerichtet, um ein Ausführungsgesetz zur Kommunalen Wärmeplanung zu erarbeiten. Zum ersten Treffen des runden Tisches „Wärmeversorgung“ im März 2024 war Haus & Grund nicht eingeladen, erst in der zweiten Gesprächsrunde im September war das der Fall. Haus & Grund macht nun deutlich, dass eine Wärmewende ohne die Gruppe der privaten Kleinvermieter nicht möglich sei. Denn laut Zensus 2022 gebe es in Rheinland-Pfalz insgesamt 2,13 Millionen Wohnungen. Über 91 Prozent dieser Wohnungen befinden sich demnach in privater Hand (inklusive 15 % Wohnungseigentümergemeinschaften).

Kommunale Wärmeplanung: private Eigentümer müssen „mitgenommen“ werden

Eine zentrale Herausforderung der Heizungswende und damit der kommunalen Wärmeplanung sei es, betroffene Immobilieneigentümer „mitzunehmen“. Die Umfrage zeige, dass viele Hauseigentümer angesichts der staatlichen und politischen Vorgaben zur Wärmewende sehr verunsichert, die hohen Kosten mit den Mieten nicht zu erwirtschaften und vor allem ältere Eigentümer nicht in der Lage seien, trotz staatlicher Zuschüsse mit ihrer Rente weitere Investitionen zu stemmen.

Die hohe Beteiligung der Verbandsmitglieder an der Umfrage sei ein Hinweis darauf, wie sehr das Thema Heizungstausch die Immobilienbesitzer beschäftige. Mit 2.200 Rückmeldungen sei die Resonanz etwa dreimal so hoch im Vergleich zu früheren Umfragen, stellt Verbandsdirektor Ralf Schönfeld in einem Artikel in der Oktober-Ausgabe der Verbandszeitschrift fest. Schriftlich erklärt Schönfeld gegenüber der IVV-Redaktion, in den Kommentaren der Umfrageteilnehmer zeige sich deutlich die derzeit bestehende „Unsicherheit und Verärgerung vieler Immobilieneigentümer“. Und weiter schreibt Schönfeld: „Aufgrund der Altersstruktur (häufig nicht nur 60plus, sondern sogar 70plus) kommt ein gewisser Fatalismus hinzu.“

Die Umfrageergebnisse im Einzelnen

  • Rund 90 Prozent der Wohnungsinhaber setzen noch auf fossile Energieträger (70 Prozent Gas, 20 Prozent Öl).
  • 65 Prozent haben ihre Heizung in letzten fünf Jahren nicht erneuert.
  • Unter denjenigen, die in den letzten fünf Jahren eine neue Heizung kauften, haben über drei Viertel „noch schnell“ eine fossile Heizung einbauen lassen, um „bis 2044 Ruhe zu haben“ (62 % Gas; 9 % Öl).
  • 73 Prozent der Eigentümer haben noch keine Entscheidung getroffen, ob und wie sie auf eine klimafreundliche Wärmeerzeugung umsteigen.
  • 51 Prozent wollen die kommunale Wärmeplanung abwarten.
  • 60 Prozent sind der Meinung, die staatlichen Vorgaben seien zu umfangreich.
  • 65 Prozent gehen davon aus, dass sich die Kosten nicht durch die zulässigen Mieten erwirtschaften lassen.
  • 50 Prozent der Befragten halten die staatliche Förderung für zu niedrig bzw. für zu kompliziert.

Kein Zwang zum Anschluss an Wärmenetze

Ein möglicher Anschlusszwang an örtliche Fernwärmenetze ist ebenfalls Thema der Haus & Grund-Mitgliederbefragung. Verbandsdirektor Ralf Schönfeld weist in seinem Artikel darauf hin, dass die rheinland-pfälzische Gemeindeordnung einen Anschlusszwang unter bestimmten Bedingungen durchaus zulasse. Schönfeld kritisiert: „Da es sich bei Wärmenetzen um unregulierte Monopole handelt und die Rechte von Wärmekunden gegenüber ihrem Versorger deutlich schwächer ausgeprägt sind als bei anderen Formen des Heizens, ist es aus Gründen des Verbraucherschutzes bedenklich, dass Menschen gezwungen werden könnten, sich in diese Vertragsverhältnisse zu begeben.“ So könne nicht verwundern, dass über ein Drittel der befragten Immobilieneigentümer einen Anschluss- und Benutzungszwang ausdrücklich ablehnen.

Grundsätzlich begrüßt Haus & Grund Rheinland-Pfalz den Gesetzentwurf zur kommunalen Wärmeplanung. Sie sei die grundlegende Voraussetzung für die Transformation privater Haushalte hin zu erneuerbaren Energien. Erforderlich sei aber eine schnelle Umsetzung, die umfassende Information und Einbindung der Eigentümer sowie der Verzicht auf einen Anschluss- und Benutzungszwang. (Red.)

Die grafische Auswertung der Umfrageergebnisse können Sie hier herunterladen:

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