Wende auf dem Wohnungsmarkt?

Serielles Bauen – schnelle und flexible Lösungen

Ein Drittel aller Kommunen (138 deutsche Städte und Kreise) ächzt unter dem herrschenden Wohnungsmangel. Praktikable Lösungen sind bisher nicht in Sicht. Kostengünstiger Wohnraum in hoher Qualität, der flexibel genutzt werden kann, muss her. Serielles Bauen könnte in kürzerer Zeit preiswerte Wohnungen schaffen.

Das erste von 45 Hybridmodulen: In drei Monaten entstehen 14 Wohnungen nach dem Baukastenprinzip. (Foto: Vonovia SE)
Das erste von 45 Hybridmodulen: In drei Monaten entstehen 14 Wohnungen nach dem Baukastenprinzip. (Foto: Vonovia SE)

Wohnung wird zur Ware

Gesellschaftliche Veränderungen verlangen manchmal nach unkonventionellen Lösungen. Die Flüchtlingskrise zeigte, dass der Bedarf an Wohnraum in kurzer Zeit steigen kann. Um der Verknappung des vorhandenen Wohnraums entgegenzuwirken und die steigende Nachfrage zu befriedigen, bieten Gebäude in Modulbauweise eine Lösungsmöglichkeit.

Bauen ist in Deutschland sehr teuer. Die vielen Normen und Vorschriften machen das Problem nicht einfacher. Im Gegenteil, sie verschärfen es, denn explodierende Bodenrichtwerte und unzählige kostentreibende Gesetze lassen die Preise für Immobilien in ungeahnte Höhen schnellen. Das Nachsehen haben Mieter mit kleinen und mittleren Einkommen. Mehr als Dreiviertel der Deutschen fürchten, ihre Wohnung zu verlieren. Eine eigene Immobilie können sich viele angesichts der aufgerufenen Preise nicht leisten. Der Immobilienmarkt ist zur Ware verkommen. Lösungskonzepte müssen her.

Kostenoptimiertes Bauen

Neu ist serielles Bauen nicht. Der Architekt Konrad Wachsmann (1901 bis 1980) zählt zu den Vorreitern auf diesem Gebiet. Er befasste sich schon vor lange Zeit damit, wie man Bauen industrialisieren kann. 1959 sagte er vorausschauend: „Das Prinzip der Industrialisierung erfordert die Verlegung der Produktionsstätte von der Baustelle oder dem Werkplatz in die Fabrik.“ Wie Recht er damit hat, zeigt die aktuelle Wohnungsnot.

Auch in der DDR wurden die sogenannten Plattenbauten in serieller Bauweise errichtet, um dem damaligen Wohnungsmangel Herr zu werden. Wie Briefe des ehemaligen Staatsratsvorsitzenden der DDR enthüllten, träumte Erich Honecker davon, aus dem Prenzlauer Berg in Berlin eine Plattenbausiedlung nach den Vorbildern der Berliner Stadtteile Marzahn, Hellersdorf und Hohenschönhausen zu machen. Der Mauerfall 1989 durchkreuzte jedoch seine Abrisspläne der dort stehenden – inzwischen prächtig sanierten – Altbauten.

Experten sind sich einig und richten ihren Fokus immer mehr auf kostenoptimiertes Anfertigen von Wohneinheiten. Serielles Bauen bietet diesen Vorteil. Wer gut plant, spart Geld. Doch das ist längst nicht alles. Vor allem die Geschwindigkeit, mit der sich Häuser fertigstellen lassen, spricht für das serielle Bauen. Verbindet man serielles mit modularem Bauen, bündelt man die positiven Eigenschaften beider Bauweisen, denn nicht immer ist das eine zwangsläufig das andere.

Wenn Unternehmen serielles Bauen anwenden, entsteht zuerst der Prototyp. Sie werden später in Serie an verschiedenen Standorten in ganz Deutschland umgesetzt. Verknüpft man die serielle Bauweise mit der modularen Bauweise, spart man weitere Zeit und Kosten, denn verschiedene Teile eines Gebäudes werden in Fabriken vorgefertigt und die Bestandteile vor Ort nach dem Baukastenprinzip zusammengesetzt.

Nutzung und Nachnutzung solcher Objekte

Unterkünfte für Flüchtlinge, Bürogebäude, temporäre Kliniken und Forschungsstationen oder auch Studentenwohnheime entstehen immer öfter in modularer Containerbauweise. Sie bieten sich vor allem für die Nutzung über einen bestimmten Zeitraum an. Container lassen sich nach Beendigung der Nutzung wieder abbauen. Sie können jedoch bei Bedarf weiter verwendet werden.

Ehemalige Flüchtlingsunterkünfte lassen sich aufgrund der Bauweise in Studenten- oder Obdachlosenheime umfunktionieren. Die Voraussetzungen sind in den Container-Siedlungen gegeben. Meist werden sie jedoch für eine Nutzung von fünf bis zehn Jahren angelegt und sind daher nur temporär nutzbar. Gebäude in serieller Bauweise lassen sich unter Umständen wesentlich länger nutzen, wenn die Wohnungsbaugesellschaften auf bereits bestehende Grundrisse und qualitativ hochwertigere Bauweisen wie die Hybridbauweise aus Holz und Beton zurückgreifen. So würde langfristig Wohnraum entstehen.

Verschiedene Wohnungsunternehmen arbeiten bereits mit serieller Bauweise. Die Gewoba Bremen heimste verschiedene Preise für die Optimierung der seriellen Bauweise und Perfektionierung der witterungsunabhängigen Vorfertigung ein, die den Produktionsprozess und die Bauzeit verringert. Sie entwickelte ein Punkthaus, das zur Nachverdichtung von 50er- und 60er-Jahre-Siedlungen geeignet ist. Trotz Modularität bietet es dank flexibler Grundrissgestaltung bis zu 22 unterschiedliche Grundrisse.

DAX-Konzern Vonovia stellte Ende 2016 ein Pilotprojekt in Bochum vor. Ein 14 Wohnungen umfassender Neubau wurde in Hybridholzbauweise in der Insterburger Straße realisiert. Das weitere Neubauprogramm sieht jährlich 2.000 Wohnungen vor, die in serieller Bauweise hergestellt werden sollen. Den Fertigungsgrad will der Wohnungsriese von derzeit 70 auf 80 Prozent erhöhen. Vorstandmitglied Klaus Freiberg hat dafür vor allem Freiflächen in bestehende Quartiere im Blick, auf denen er nicht nur mit Holzmodulen, sondern auch mit Stahl- und Stahlbetonmodulen bauen kann.

Es bleibt abzuwarten, ob Wohnungsunternehmen im großen Stil nachziehen und Wohnungen in serieller Bauweise zu erschwinglichen Mieten errichten oder ob der Ausverkauf der Ware Wohnung weiter geht. Nicht zuletzt die Politik könnte beruhigend in den Markt eingreifen. Die Bundesregierung startet zu Beginn des Jahres 2018 eine Offensive, um neuen Wohnraum kostengünstig in guter Qualität zu bauen.

Weitere Informationen erhalten alle Interessierten im VDI-Seminar: „Serielles Bauen – Gebäude aus Containern und Modulen“ am 25. Und 25. September 2018 in Köln.

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