„Wie kommen wir aus dem Schlamassel wieder raus?“
Dirk Streicher, Präsident des BFW-Landesverbandes, und Verbandsgeschäftsführer David Huber hatten sich vorgenommen, mit ihren Redebeiträgen den Kongressteilnehmern Mut zu machen angesichts der Tatsache, dass der Wohnungsneubau vor dem Kollaps steht. Insbesondere Präsident Dirk Streicher (Delta Bau AG) war anzumerken, dass er innerlich um optimistische Argumente rang. Das gelang ihm erst nach und nach. Seine ersten Feststellungen „Wir werden uns nicht selbst bemitleiden“ und „Allein Ihre Teilnahme am Forum macht Mut, das wir nicht aufgeben“ konnten nicht wirklich ermutigen. Im Verlauf der Vorträge und Diskussionen sollte Präsident Schleicher am Ende doch noch ein Argument ziehen, dass Mut machen konnte. Aber dazu später mehr.
Landesregierung hat Entschlackung der Bauordnung beschlossen
Verbandsgeschäftsführer David Huber bekräftigte, dass der BFW gemeinsam mit Architekten und der Landespolitik weiterhin gegen die überbordende Bürokratie kämpfen werde. Etwas Bewegung scheint tatsächlich in die Landesbauordnung zu kommen. Darauf verwies Frank Doods, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung. Die Landesregierung hat Anfang April die sogenannte „Umbauordnung“ beschlossen. Diese Novelle der Landesbauordnung muss vom Landtag noch verabschiedet werden. Die Reform sieht Erleichterungen beim Ausbau von Dachgeschossen, bei der Aufstockung von Gebäuden und beim Umbau in Wohnraum vor. Der Zwang zum Bau von Parkplätzen (in Tiefgaragen) soll wegfallen. Außerdem schlägt die Landesregierung die sogenannte Genehmigungsfiktion sowie die erweitere Anerkennung von Typengenehmigungen (zum Beispiel im seriellen Wohnungsbau) vor. Diese Neuregelungen sollen die langen Baugenehmigungszeiten verkürzen.
„Politik und Gesellschaft sind zu risikoscheu“
Staatssekretär Frank Doods griff in seiner Rede das Mutmacher-Motto auf. Wenn mit der Reform der Bauordnung zum Beispiel festgelegt wird, dass die Brandschutzbestimmungen nicht weiter anwachsen sollen, so beweise das allein schon den Mut der Landesregierung. „Fragen Sie mal den Landesfeuerwehrverband, was er davon hält“, deutete Doods die Widerstände von Interessengruppen an, denen die Politik begegnen müsse. Risikoscheu sei nicht nur die Politik, die Scheu vor Risiken sei ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. Die Angst vor Schadenersatzforderungen ist denn auch der Grund, warum Bauträger sämtliche Baunormen einhalten, selbst solche, die nicht gesetzlich vorgeschrieben sind. Auch an diesem Punkt versprach Staatssekretär Doods Hilfe durch die Politik. „Wir arbeiten an der vertragsrechtlichen Absicherung von geringeren Baustandards.“ So wie man zwischen einem Drei- und einem Fünf-Sterne-Hotel wählen könne, müsse es für Baufirmen und ihre Auftraggeber möglich werden, sich vertraglich auf unterschiedliche Baustandards zu einigen.
Neben dem Staatssekretär aus Hannover machte auch Özlem Ünsal den rund 170 Forumsteilnehmern Mut. Die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung der Freien Hansestadt Bremen berichtete ebenfalls, dass der Senat Vereinfachungen in der Bauordnung des Stadtstaates auf den Weg gebracht habe.
Modulbau kann Teil der Lösung sein
Das bautechnische Thema des BFW-Forums war das modulare Bauen. „Kronzeuge“ für das wirtschaftliche Funktionieren dieses Ansatzes war Referent Hilmar Albrecht, Leiter der Goldbeck-Niederlassung Hannover. Das Bauunternehmen kommt traditionell aus dem Gewerbebau, errichtet aber seit einigen Jahren auch mehrgeschossige Wohngebäude unter Verwendung von Betonmodulen aus eigener Herstellung. Albrecht präsentierte diverse Wohnungsbauprojekte, bei denen die Baupreise unter 3.000 Euro pro Quadratmeter liegen. Darauf meldete sich aus dem Auditorium ein Architekt, der berichten konnte, dass sein Bauunternehmen diese Preise auch mit der herkömmlichen Bauweise bieten könne. Das sei möglich durch eine enge Abstimmung mit den Handwerksbetrieben, die an den Projekten beteiligt werden.
Damit lieferte der Forumsteilnehmer BFW-Präsident Schleicher ein Mutmacher-Argument: „Die Politik wird es nicht richten. Wir müssen uns jetzt anstrengen, einfacher zu bauen und wir müssen schauen, wo sich innerhalb der einzelnen Gewerke Kosten einsparen lassen“.
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