Deutschland ohne Bauland
Im ersten Halbjahr 2019 wurde in Deutschland der Bau von insgesamt 164.600 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilt, waren das 2,3 Prozent weniger Baugenehmigungen als im ersten Halbjahr 2018. Die Genehmigungen galten sowohl für neue Gebäude als auch für Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden.
Die Zahl der genehmigten Mehrparteienhäuser sank um 3,2 Prozent; in dieser Gebäudeklasse sollen somit 83.400 Wohnungen entstehen, das wären 2.710 Einheiten weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum.
Enttäuschende Zahlen
In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden von Januar bis Juni 2019 rund 142.400 Wohnungen genehmigt. Dies waren 3,1 Prozent oder 4.500 Wohnungen weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser ist annähernd gleich geblieben (– 0,1 %). Die Zahl der Baugenehmigungen für Zweifamilienhäuser sank dagegen um 4,7 Prozent.
Enttäuscht von dieser Entwicklung zeigte sich der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Dessen Hauptgeschäftsführer Dieter Babiel fürchtet, dass es noch schlimmer kommt: „Die Diskussion über Enteignung und Mietendeckel könnten dazu führen, dass sich der Rückgang der Genehmigungen auch im zweiten Halbjahr fortsetzen wird.“
Für den BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen sind die diese Zahlen Beleg für einen nahezu ausgetrockneten Grundstücksmarkt. In der gemeinsamen Prognos-Studie „Wer baut Deutschland“ mit dem Verbändebündnis Wohnungsbau habe der BFW bereits vor einer Austrocknung des Flächenmarktes gewarnt. So sei die Zahl der Verkäufe in den A-Städten zwischen 2011 und 2017 um ein Drittel gesunken, was einem Rückgang der verkauften Baulandfläche um 27 Prozent entspreche.
In den A-, B- und C-Städten sei der Verkauf von entwickelter Baulandfläche im gleichen Zeitraum um 775 Hektar zurückgegangen. „Darauf hätten wir 62.000 Wohnungen für 120.000 Menschen bauen können“, gab BFW-Präsident Andreas Ibel zu bedenken. Falls überhaupt noch Bauland verfügbar sei, dann oft zu astronomischen Preisen. „Deshalb scheitern viele Neubauvorhaben bereits an dieser Hürde“, so beklagte Andreas Ibel.
Was eine Trendwende bringen könnte
Für den Bundesverband der Wohnungswirtschaft (GdW) liegen die Lösungen auf der Hand. Ein Planungs- und Baubeschleunigungsgesetz müsse zügig kommen; es müsse dauerhafte steuerliche Verbesserungen für den Wohnungsbau geben und die Branche benötige eine vorausschauende Bodenpolitik der Städte und Gemeinden. Als positiv wertet der GdW, dass die Bauministerkonferenz Mitte August beschlossen hat, die Typengenehmigung in die Musterbauordnung zu übernehmen. Nun müssten die Richtlinien zügig in die Landesbauordnungen Eingang finden, damit mehr serielles und modulares Bauen möglich wird.
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