Vorteile monolithischer Gebäudekörper

Einschalige Ziegelwände überdauern ein Jahrhundert

Im vierten Landeswettbewerb der Reihe „Zusammen gebaut“ der Landesinitiative + Baukultur in Hessen wurden Wohnprojekte ausgezeichnet, die wertvolle Impulse für die Baukultur vermitteln. Zentrale Themenfelder waren bezahlbarer, vielfältiger und attraktiver Wohnraum.

Die erste sanierte Gebäudezeile des Projekts am Riederwald. Christoph Mäckler Architekten gelang eine behutsame Aufbereitung des Bestandes. Moderne Wohnungen mit bis zu 90 Quadratmetern sind entstanden. FOTO: DEUTSCHE POROTON/J.VOGT
Die erste sanierte Gebäudezeile des Projekts am Riederwald. Christoph Mäckler Architekten gelang eine behutsame Aufbereitung des Bestandes. Moderne Wohnungen mit bis zu 90 Quadratmetern sind entstanden. FOTO: DEUTSCHE POROTON/J.VOGT

Zwei Projekte aus Frankfurt am Main beziehungsweise Fulda wurden mit Ziegeln und ohne Wärmedämmverbundsystem an der Fassade realisiert. Beide kamen bis in die Endrunde der besten Sieben und stehen für die monolithische Bauweise. Sie sorgt für lange Standzeiten, niedrige Erhaltungskosten und Nachhaltigkeit. Bestandshalter favorisieren diese Bauweise, um den hohen Wartungsaufwand künstlicher Dämmung an der Fassade aus dem Wege zu gehen.

Zusammenlegung kleinerer Wohnungen = mehr Wohnfläche = modernes Wohnniveau

Die hessische Stadtentwicklungsministerin Priska Hinz würdigte das Sanierungsprojekt Friedrich-List-Straße, Riederwald-Siedlung in Frankfurt vom Büro Christoph Mäckler Architekten. Die Arbeitersiedlung aus den 1920er-Jahren, heute im Besitz der ABG Frankfurt Holding, erreicht modernes Wohnniveau: Kleine Wohnungen wurden zusammengelegt und durch Anbauten mehr Wohnfläche geschaffen. Die Einheiten sind bis zu 95 m² groß. Auch die Freiräume wurden in einer beispielgebenden Weise durch Hausgärten, Terrassen, Müllhäuschen und städtebaulich passende Einfriedungen attraktiv und funktional aufgewertet.

Perlitverfüllte Wärmedämmfassade

Die Sanierung der sechs Zeilenbauten hält an: Fachleute aus ganz Deutschland informieren sich vor Ort über Maßnahmen, die durchaus als seriell gelten dürften, aber gleichzeitig baukulturell Potenziale für eine attraktive Quartiersentwicklung eröffnen. Es ist geplant, das Sanierungsvorhaben im Jahre 2017 abzuschließen. Dann werden dem Markt 150 Wohnungen in zeitgemäßer Wohnqualität zur Verfügung gestellt worden sein. Die Mieter der Riederwaldstraße können langfristig mit niedrigen Betriebskosten rechnen, kam doch unter anderem eine perlitverfüllte Wärmedämmfassade zum Einsatz, die keinerlei Erhaltungsaufwand erfordert. Bei den Anbauten entschieden sich Architekten und Bauherr ebenfalls für hochwärmedämmende Ziegel.

Ein attraktives Neubaubeispiel für preiswürdiges und sozial verträgliches Bauen stellt die Wohnbebauung Horasbrücke in Fulda dar. Das Siedlungswerk Fulda eG beauftragte das Büro Sturm und Wartzeck GmbH, Architekten BDA, mit der Planung von 44 Einheiten auf einer 8.000 m² großen Brache. Aufgrund der Topologie entstand am Rand der Kernstadt ein Quartier, das bis in die Auenlandschaft der Fulda reicht. In Höhe, Kubatur, Fassade und städtebaulicher Komposition wurden Landschaft und Umgebungsbebauung aufgenommen. Halböffentliche Grünflächen sorgen für einen hohen Freizeitwert.
Nach einem Baukastensystem konnte der Vermieter unterschiedliche Wohnungsgrößen und Grundrisse kombinieren: durch Stapeln, Schichten und Addieren. So enstanden Maisonettes, Appartements, Penthouses und Reihenhäuser – alle ausgestattet mit einem Freisitz. Die blockhafte Geometrie der sechs versetzten Kuben schafft einen hohen Wohnwert und ausreichend Privatsphäre.

Attraktiv und sozial verträglich wohnen

Beeindruckend ist, dass die Genossenschaft dieses attraktive Quartier mit einer Miete von 5,73 bis 7,64 Euro/m² anbieten konnte. Die Mieter erhielten Dauernutzungsverträge und ein lebenslanges Wohnrecht. Für niedrige Heiz- und Betriebskosten sorgt der hochwärmedämmende Ziegel, der mit der Wandstärke 36,5 cm in der Außenhülle verarbeitet wurde. Die integrierte Dämmung aus Mineralwolle macht einen äußeren Wärmeschutz an der Fassade überflüssig. Aufwendige Erhaltungskosten fallen somit weg, und das über die Standzeit von 100 Jahren und mehr. Ein weiterer Vorteil ist das gesunde Raumklima durch den porosierten Wandbaustoff.

Die Versorgung mit Nahwärme übernimmt eine Pelletheizung, flankiert durch Solarthermie für die Warmwasserbereitung. Eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung unterstützt das gesunde Raumklima und nutzt jedes Quentchen einmal erzeugter Wärme.

Autorin: Astrid Große, PR Agentur Große GmbH

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