Nachhaltige Entwicklung von Plattenbauarealen
Plattenbauten werden geliebt, geschmäht - und viel zu oft noch abgerissen. So auch in Wernigerode, wo ein leerstehender Block neuen Parkplätzen weichen sollte. Die GWW plante den Umschwung. Wovon alle reden, die GWW setzte den Masterplan um: Vorhandene Gebäudeenergie wurde erhalten und mit neuer kombiniert - Neues wurde aus Altem geschaffen und die Mietpreise sollen wieterhin sozial verträglich bleiben.
>> IVV-Fachartikel: Plattenbauten sind zu schade zum Abreißen
Sanierung des Wernigeröder Wohnkomplexes Walther-Grosse-Ring 22-25/Dr.-Jacobs-Straße/Minslebener Straße
Die energetischen Sanierungen konnte auf einen Typus vereinfacht und auf alle Gebäude übertragen werden. Sowohl die Planung als auch die Koordinierung konnte durch das städtische Wohnungsunternehmen GWW selbst durchgeführt werden. Das sparte Zeit und Ressourcen. Die Komplettsanierung erfolgte per Global-Pauschal-Vertrag durch einen GU, was für Kostensicherheit sorgte.
Den günstigeren Bezug von Energie aus hauseigenen PV-Anlagen hat die GWW in Kooperation mit den örtlichen Stadtwerken in einen rechtlichen Rahmen gebracht - in einem Modell-Projekt für Deutschland. Grünflächengestaltung, Fassadenkonzept, PV-Mieterstrom, E-Ladestationen: alles deutschlandweit übertragbar. Das Inhouse-Geschäft von Stadttöchtern schafft dabei einzigartige wirtschaftliche und soziale Effekte.
Die nachhaltige Neugestaltung des 5.500 qm großen Innenhofs zum Klima-Garten beinhaltet einen Öko-Ring inkl. 69 klimafreundlichen Baumpflanzungen, Insektenstreifen, Versickerungsmulden fürs Mikroklima und umgeleitetes Regenwasser zur Bewässerung. 634 PV-Module auf den Dächern sparen jährlich ca. 94 T. CO2 und reduzieren die Nebenkosten.
Ziel des Klimagartens war die Schaffung eines lebendigen Hofs, der generationenübergreifende Angebote, Erholung, Begegnung aber auch Mitbestimmung bietet. Und der auf die sich verändernde Klimaerwärmung reagiert. Neben Öko-Ring bedeutete das: überdachte Treffpunkte, Grill- und Spielplätze, Volleyballfeld und Mietergärten. Zur kostenlosen Bewässerung letzterer wurde ein alter Brunnen aus DDR-Zeiten aktiviert. Das Konzept wird nun zum Standard für nächste Bestandsprojekte.
Architektur und Baukultur
Durch clevere Grundrissarbeit wurden in der grundsanierten Platte aus 50 kleinen 40 komfortable 2-4-Z.-Wohnungen. Extrazimmer für Familien, größere Küchen und Bäder für Senioren, dazu neue, geräumige Balkons. Alle Hauseingänge sind mit Rampen und neuen Aufzügen ausgestattet. Ein hochwertiges Fassadenkonzept versteckt die Plattenbauten nicht, sondern präsentiert sie erhobenen Hauptes. "Kunst am Bau" u. a. von Moritz Götze sorgt für mehr Identifikation und Orientierung im Quartier.
Mieter-Partizipation stand ganz oben
Wohnraum für Familien, Barrierefreiheit durch Aufzüge und attraktive Grünflächen sorgen für soziale und demografische Durchmischung: jung bis alt, arm bis reich.
Ansprechende Gemeinschaftsorte und Mietergärten fördern Zusammenhalt und beugen Vereinsamung vor. Die Vitalisierung unterstützen wir zudem mit einem Quartiersmanager, der soziale Brücken baut und gemeinsame Erlebnisse organisiert.
Das Masterplan-Projekt - 1. Preis beim "Deutschen Award für Nachhaltigkeitsprojekte 2024"
Die GWW errang den Platz 1 in der Kategorie Bauen und Architektur. Der Award wurde am 11. Juni 2024 im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung in Berlin unter der Schirmherrschaft von Brigitte Zypries, Bundeswirtschaftsministerin a. D., vom Deutschen Institut für Service-Qualität in Kooperation mit dem Nachrichtensender ntv und dem Magazin DUP Unternehmer an GWW-Geschäftsführer Christian Zeigermann und GWW-Teamleiter Stefan Korsch überreicht.
Die Jury lobte in ihrer Begründung die Nachahmbarkeit des GWW-Projekts auch für andere Wohnungsgesellschaften in Deutschland, aus einem Plattenbauareal einen für die Bewohner lebendigen und lebenswerten Ort zu machen durch die Anlage eines vielfältigen nachhaltigen Klimagartens als Zentrum, durch PV-Anlagen für Mieterstromprojekte und die Verbindung der energetischen Sanierung mit einer Aufwertung der Fassadengestaltung und Kunst am Bau zur stärkeren Identitätsbildung des Quartiers.
Quelle: Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft Wernigerode mbH
Martina Eisinger
