Wärmewende stagniert

Absatz von Heizungen stark rückläufig

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 Bild: Bundesverband Wärmepumpe e.V.
Bild: Bundesverband Wärmepumpe e.V.

Im dritten Quartal 2024 war der Absatz von Heizungen 48 Prozent schwächer als im Vorjahreszeitraum. Die Hersteller konnten 548.000 Heizungen absetzen.

Nach Ansicht des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) tritt die Wärmewende damit gut ein Jahr nach Inkraft-treten des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und der Ausweitung der Förderung auf alle Wohnungseigentümer und Hausbesitzer auf der Stelle. Der Absatz von Wärmepumpen sei gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 52 Prozent zurückgegangen. Biomasse-Heizungen verzeichnen einen Marktrückgang von 61 Prozent. Das entspreche 18.000 abgesetzten Einheiten. Mit Blick auf das Gesamtjahr 2024 schätzt der Interessenverband der Heizungshersteller, dass insgesamt 740.000 Wärmeerzeuger abgesetzt werden, davon um die 200.000 Wärmepumpen. Der Absatz von Heizungen bewege sich somit wieder auf dem langjährigen Niveau der Jahre 2014 bis 2019.

Die herausfordernde Marktsituation spiegele sich auch in der aktuellen Konjunkturumfrage des BDH wider. In der halbjährlich durchgeführten Erhebung fragt der Verband die Absatzerwartungen seiner Mitgliedsunternehmen ab. Gegenüber der Frühjahrsumfrage habe sich die Stimmung in der Heizungsindustrie nicht aufgehellt. Auch auf das kommende Halbjahr blickten die Hersteller überwiegend pessimistisch.

Von den rund 21,6 Millionen installierten Anlagen in deutschen Heizungskellern gelten rund 10 Millionen Heizungen als technisch veraltet. „Das Gebäudeenergiegesetz lässt einen breiten technischen Lösungsraum zu.

Neben der Wärmepumpe stehen zum Beispiel hybride Heizsysteme oder Biomasse-Heizungen zur Verfügung. Der Staat fördert bestimmte Heizsysteme mit bis zu 70 Prozent der Investitionskosten“, betont BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt.

2023 gab es einen Rekordabsatz

Im Jahr 2023 hatte die Heizungsindustrie eine ungewöhnliche Hochkonjunktur erlebt. Treibende Verkaufsfaktoren waren im ersten Halbjahr der Krieg in der Ukraine und später die Debatte um das Heizungsgesetz. Die Heizungsindustrie konnte den Verkauf von Wärmeerzeugern 2023 um 34 Prozent auf über 1,3 Millionen Stück steigern. Im ersten Halbjahr profitierte vor allem die Wärmepumpe, danach gab es geradezu einen Run auf Gas- und Ölheizungen.

Einen Absatz in ähnlicher Größenordnung erzielten die Hersteller zuletzt in den 1990er-Jahren. Damals sei die Bilanz durch die heiztechnische Modernisierung in den neuen Bundesländern geprägt worden.

Als Ursachen für diesen Verkaufsrekord machte der BDH Vorzieh- und Sondereffekte aus. In der ersten Jahreshälfte gab es einen Nachfrageboom bei Wärmepumpen. Ein Grund sei der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die Sorge vor einer möglichen Gasmangellage noch aus dem Jahr 2022.

In der zweiten Jahreshälfte habe die Debatte um die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und die künftige Förderkulisse für eine gesteigerte Nachfrage bei der Modernisierung von Öl- und Gasheizungen gesorgt, während sich der Absatz von Wärmepumpen rückläufig entwickelte. (Red.)

Redaktion (allg.)

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