Die Spreu trennt sich vom Weizen
Nach meiner ersten Entrüstung sind wir dann doch ins Gespräch gekommen, und so erfuhr ich, dass dieser Anwalt im Auftrag eines Investors in ganz Deutschland Verwaltungen „einsammle“, um daraus dann ein großes Unternehmen zu formen. Ähnlich, wie dies im vergangenen Jahrzehnt einige andere Player des Marktes vorgemacht haben.
Unabhängig davon, dass ich jetzt und in Bälde nicht verkaufen will, ist mir mal wieder bewusst geworden, welchen Verwerfungen unsere Branche ausgesetzt ist. Nicht zuletzt wegen der jetzt kommenden WEG-Novelle!
Beim nächsten regionalen Verwalter-Treffen habe ich dieses Thema mal angesprochen und fast jeder Zweite gab an, dass er einen ähnlichen Anruf erhalten habe. Bei näherem Vergleich stellten wir aber fest, dass es wohl nicht nur einen Kaufinteressenten gibt, sondern gleich mehrere. Allein in meinem Kollegenkreis wurden drei unterschiedliche Personen, respektive Firmen ermittelt.
Was diese Interessenten allesamt vereint, ist der Umstand, dass sie zwar die Hausverwaltungen kaufen wollen, aber der bisherige Inhaber soll weiterhin im Unternehmen bleiben. Was natürlich für viele von uns eher uninteressant ist. Jeder, der diesen Job mehr als 20 Jahre aktiv und mit allen Auswüchsen erlebt hat, weiß, warum man nicht weitermachen möchte.
Trotz allem habe ich in den Augen des einen oder anderen Kollegen lesen können, dass er oder sie nicht abgeneigt wären.
Für mich ist das noch zu früh, denn ich setze auf eine positive Entwicklung unserer Branche. Zunächst einmal in Richtung Digitalisierung. Die Corona-Situation war und ist ein regelrechter Beschleuniger dieser bis dato eher stiefmütterlich gesehenen Entwicklungschance. Ebenso möchte ich erleben, dass die Dienstleistung „Verwaltung“ eine Mangelware wird. Denn genau darauf steuert der Markt hin. Demografie und Mitarbeiterknappheit sei es gedankt.
Mit anderen Worten: In den nächsten Jahren wird es richtig spannend bei uns. Und das lasse ich mir doch nicht entgehen.
Michael Friedrich
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