Kolumne

Die Ungeduldsgesellschaft hört nicht mehr zu

Die Wahl liegt hinter uns, die Kolaitionsverhandlungen laufen. Aber wie geht's weiter? Bleibt zu Beispiel das GEG, wird schneller gebaut werden? Wer redet jetzt noch mit wem, worüber, was kommt dabei heraus, wie ist die Stimmung und das Miteinander?

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Wer hört eigenlich noch zu? Bild: Adobestock/ Krakenimages
Wer hört eigenlich noch zu? Bild: Adobestock/ Krakenimages

Die Wahlen, der Ausgang und die Auswirkungen auf die Immobilienbranche

Bleibt das GEG? Fällt es ganz oder vielleicht nur die Sache mit den Heizungen? Im Wahlkampf wurde viel polemisiert und angekündigt, was nachher – wie bei allen Wahlen vorher – dann doch nicht so kommt.

Apropos „was kommt wann?“ Wenn ich mir die genauen Zahlen der Wahl und die Ergebnisse bei den 18- bis 24-Jährigen anschaue und warum diese so gewählt haben, dann bin ich geschockt.

Die Kernaussage dieser Altersgruppe zur Wahl ist: „Wir wollen, dass sich schnell was ändert und das bringen eher die Parteien am rechten und linken Rand.“ Das ist meiner Meinung nach ein Spiegelbild der Situation in unserer Branche. Junge Mitarbeiter in unseren Immobilienverwaltungen haben eins oft nicht: Geduld!

Gut, auch ich bin mit dieser Eigenschaft nicht gerade gesegnet, aber ich habe über die Jahre gelernt, dass Entwicklungen oft Zeit brauchen. Ich fühle mich als Chef oft stark unter Druck gesetzt durch diese Ungeduld meiner Kolleginnen und Kollegen. Denn eigentlich weiß ich bei vielen Dingen, dass sie sich nicht übers Knie brechen lassen. Auf der anderen Seite stehen dann aber die Jüngeren und „drücken“ aufs Gaspedal, mit der Konsequenz des oft nicht zuträglichen Kompromisses für meine Kunden, die Kollegen und mich.

Zuhören, verstehen (wollen), nachfragen, handeln. So habe ich es gelernt. Leider ist das mit dem Verstehen (wollen) heutzutage oft ein Problem. Warum? Weil die meisten nicht zuhören, um danach ihre eigene Meinung zu sagen. Unabhängig davon, was der andere gerade geäußert hat.

Kommt Ihnen das bekannt vor? Stimmt! Erleben wir in fast jeder Eigentümerversammlung bei unseren Eigentümern.

Das Fazit in dieser sowohl politischen als auch beruflichen Situation: In schwierigen und volatilen Zeiten braucht es umso mehr eine gute Kommunikation miteinander. Nicht gegeneinander.

Hören wir also mehr zu und versuchen, den Anderen zu verstehen. Auch diejenigen, die anderer Meinung sind. Das wäre ein schöner Anfang!

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Michael Friedrich

Michael Friedrich
Hausverwalter, Autor, Der Verwalter-Berater
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Artikel Die Ungeduldsgesellschaft hört nicht mehr zu
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