Kolumne: Ein Hausverwalter sagt seine Meinung

Physische Büros vorhalten oder nicht?

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 Bild: Pixabay/ Mediamodifier
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Büro oder nicht Büro?

Brauche ich überhaupt noch ein Büro für mich und meine Mitarbeiter? Diese Frage stelle ich mir aktuell sehr konkret und hätte mich vor der Corona-Phase jemand gefragt, ob ich diese Entscheidung jemals treffen würde, ich hätte ihn für verrückt erklärt.

Aber was einzig bleibt, ist die Veränderung.

Was vorher unvorstellbar war, ist jetzt tatsächlich Fakt. Meine Mitarbeiter machen ihren Job gut. Auch im Homeoffice. Teilweise sogar besser und kundenfreundlicher, da von den Arbeitszeiten her flexibler. Einige der Kollegen möchten gar nicht mehr zurück ins Büro – zumindest nicht jeden Tag.

Die Kommunikation untereinander klappt hervorragend. Wenn auch unter anderen Vorzeichen und mit viel mehr Online-Meetings.

Meinen Kunden fällt gar nicht auf, dass wir nicht mehr gemeinsam an einem (Büro-)Standort sitzen. Für mich als Unternehmer stellt sich da die Frage, ob ich überhaupt noch Büros für alle Mitarbeiter benötige. Ich überlege schon einige Zeit, auf eine kleinere Fläche auszuweichen oder vielleicht sogar ganz ins Homeoffice zu wechseln. Bei mir daheim wäre für persönliche Treffen genügend Platz und meine Mitarbeiter sind bereits perfekt mit der modernsten Technik und allen notwendigen Zugängen ausgestattet. Zudem sind wir in punkto papierloses Büro – auch hier hat Corona uns einen Boost gegeben – schon sehr weit und wir haben hier keine Reibungsverluste im Tagesgeschäft.

Für den Wert einer Gewerbeimmobilie ist es oft entscheidend, dass das Geschäft auch betrieben wird und nicht leer steht. Daher wird in vielen Mietverträgen über Läden oder Restaurants eine Betriebspflicht vereinbart. Wenn der Mieter dieser Pflicht nicht nachkommt...

Ich glaube, ich mache das jetzt. Nicht zuletzt, da ja die jungen und zukünftigen Mitarbeiter sowieso flexibler arbeiten möchten und ich bei Bewerbungsgesprächen schon oft nach dieser Arbeitsmöglichkeit gefragt worden bin (Stichwort Remote Work, “Fernarbeit”).

Wenn ich ehrlich bin, gefällt mir das – trotz anfänglicher Bedenken – mittlerweile viel besser. Es hat zwar gedauert, sich auf die unterschiedlichen Verhältnisse und ständigen Online-Meetings einzulassen, aber wo ist da der Unterschied zu vorher? Gemessen an der Menge an Fragen, die meine Mitarbeiter früher zwischen „Tür und Angel“ gestellt haben, ist diese Belastung für mich sogar geringer geworden.

Mal schauen, ob ich auf Sicht der Einzige sein werde, der sich das als Hausverwaltung traut … oder ob einige meiner Kollegen nachziehen.

Verstehen könnte ich es.

Michael Friedrich

Michael Friedrich
Der Verwalter-Berater

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