Sicherheit für Bewohner und Eigentümer
Gerade in der dunklen Jahreszeit steigt die Gefahr, Opfer eines Einbruchs zu werden. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Einbrüche einschließlich der angezeigten Einbruchsversuche laut Polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) um 21,5 Prozent auf über 65.000 gestiegen. Auch wenn die Einbruchszahlen in den Jahren 2020 und 2021 aufgrund von Lockdowns und Homeoffice rückläufig waren, zeigt der aktuelle Anstieg, dass das Risiko nach wie vor vorhanden ist. Die dunkle Jahreszeit bietet Einbrechern zusätzlichen Schutz, um unbemerkt zu agieren. Als Vermieter, Verwalter oder Immobilienbesitzer ist es daher wichtig, proaktiv Maßnahmen zu ergreifen, um das Sicherheitsniveau Ihrer Immobilien zu erhöhen. Neben Verhaltenstipps für Mieterinnen und Mieter sind Investitionen in den Einbruchschutz ratsam. Dr. Helmut Rieche, Vorsitzender der Initiative „Nicht bei mir!“, klärt über mögliche Schwachstellen und deren Behebung auf.
Sicherheitsstandards für Türen
Türen sind mehr als nur Zugänge zu Räumen; sie sind Schnittstellen zwischen Privatsphäre und Öffentlichkeit. Darüber hinaus sind Türen oft die erste Verteidigungslinie gegen unerwünschte Eindringlinge. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die verschiedenen technischen Aspekte von Türen und wie sie die Sicherheit eines Hauses beeinflussen können.
Einbruchschutznormen sind wichtige Richtlinien, die Anforderungen, Prüfverfahren und Klassifizierungen für die Einbruchhemmung von Bauteilen, darunter Türen, festlegen. Die Europäische Normenreihe EN 1627–1630 spezifiziert diese Standards für Türen, Fenster, Vorhangfassaden, Gitterelemente und Abschlüsse. Die Norm definiert Widerstandsklassen, die seit September 2011 mit „RC“ für „Resistance Class“ bezeichnet werden. Diese Klassen (RC1 N bis RC6) geben an, wie widerstandsfähig ein Produkt gegen Einbruchsversuche ist. Die Klassifizierung erfolgt nach den eingesetzten Werkzeugen und der benötigten Zeit für einen erfolgreichen Einbruch. Ab RC 2 in Neu- und Umbauten ist sicher, dass es in der Gesamtkonstruktion keine wesentlichen Schwachstellen gibt. RC 2-Türen werden insbesondere für Wohnungen und Häuser empfohlen. Türen der Klassen RC4 bis RC6 werden häufig in gewerblich genutzten Gebäuden wie Banken eingesetzt. Der Einbau sollte fachgerecht erfolgen, um das optimale Zusammenwirken aller Komponenten zu garantieren. Zudem ist es ratsam, auf die Aushändigung einer Montagebescheinigung zu bestehen.
Neubau, Umbau und Nachrüstung – Sicherung von Wohnungstüren
Eine erfolgreiche Sicherheitsmaßnahme berücksichtigt Türblatt, Türrahmen, Türbänder, Türschlösser, Beschläge, Schließbleche und Zusatzsicherungen, die sinnvoll aufeinander abgestimmt und fachgerecht eingebaut werden müssen. In Bezug auf den Türrahmen ist es entscheidend, dass die Zargen mechanisch stabil mit dem Mauerwerk verbunden sind. Verlängerte Schließbleche mit einer Materialstärke von 3 mm können das Aufhebeln im Schlossbereich erschweren. Bei der Auswahl von Schlössern ist darauf zu achten, einbruchhemmende Schlösser nach DIN 18251 der Klasse 4 oder 5 zu verwenden. Profilzylinder nach DIN 18252 der Angriffswiderstandsklasse 1 oder 2 mit Bohrschutz sollten ebenfalls in Betracht gezogen werden. Ein geprüfter, einbruchhemmender Schutzbeschlag erschwert das Abdrehen, Ziehen oder Durchschlagen des Schließzylinders. Für das Türschloss sind sogenannte Einsteck- oder Zylinderschlösser mit Mehrpunktverriegelung empfehlenswert. Zusatzschlösser mit Sperrbügel erhöhen den Widerstand ebenfalls und verhindern das Aufstoßen der spaltbreit geöffneten Tür.
Querriegelschlösser bieten einen besonders hohen Einbruchschutz, da sie Schloss- und Bandseite gleichzeitig sichern. Darüber hinaus verstärken sie das Türblatt. Die Schließkästen sollten im Mauerwerk fest verankert sein. Wie andere Zusatzschlösser werden Querriegelschlösser in der Regel rund 30 cm unterhalb des Hauptschlosses angebracht, da die meisten Angriffe dem unteren Türbereich gelten. Zusätzlich ist eine Scharnierseitensicherung erforderlich, um das Aufhebeln der Tür zu verhindern. Eine ganzheitliche Absicherung einer Tür sollte also nicht nur auf bestimmte Bereiche, wie das Schloss oder den Schließzylinder, beschränkt sein. Jede Tür ist nur so sicher wie ihr schwächstes Bauteil. Daher ist eine umfassende Betrachtung und Abstimmung aller Komponenten von entscheidender Bedeutung.
Schwachpunkte erkennen: Einbruchschutz für Fenster
Ebenso wichtig ist der Einbruchschutz bei Fenstern. Herkömmliche Fensterkonstruktionen bieten oft keinen ausreichenden Schutz und können von Einbrechern mit einfachem Werkzeug aufgehebelt werden. Besonders gefährdet sind leicht erreichbare Fenster, Terrassen- und Balkontüren. Es ist ratsam, geprüfte einbruchhemmende Fenster und Fenstertüren nach DIN EN 1627 (mindestens Widerstandsklasse RC 2, analog zu Türen) einzusetzen. Die Nachrüstung bestehender Fenster und Türen mit zertifizierter, durchwurfhemmender Sicherheitsfolie wird ebenfalls empfohlen.
Einbruchhemmende Fensterbeschläge sollten mehrere Pilzkopfzapfen aufweisen, die sich beim Verschließen in stabile, mit dem Rahmen verschraubte Stahlschließbleche verankern. Zusätzlich zur Sicherung von Rahmen und Schlössern müssen auch Bandseiten gesichert werden, da Fenster, die nur mit Montageschaum im Mauerwerk befestigt sind, leicht herauszubrechen sind. Zusätzliche Verriegelungen sind notwendig, um Fenster effektiv zu sichern. Sowohl die Bandseite als auch die Griffseite müssen gesichert werden.
Einbruchhemmende Verglasungen erschweren das Einschlagen von Fenstern und können wirksam gegen Täter schützen. Einbruchhemmende Rollläden bieten einen zusätzlichen Schutz, insbesondere wenn sie aus Aluminium, Holz oder Stahl gefertigt sind und mit einem Schutzmechanismus ausgestattet sind, der ein Hochschieben von außen verhindert. Weitere Nachrüstsysteme beinhalten Drehkippbeschläge, Einsteckschlösser, Mehrfachverriegelungen und Hintergreifsicherungen. Die polizeilichen Beratungsstellen der Bundesländer können dabei wertvolle Informationen und Empfehlungen bieten. Eine fachgerechte Montage ist entscheidend für einen zuverlässigen Einbruchschutz.
Mehrfach geschützt: Verriegelungen und Schlösser für Kellertüren
Die Sicherung von Wohnräumen allein reicht nicht aus, um Einbrüche zu verhindern. Kellereingänge sind häufig übersehene Schwachstellen, die jedoch mit gezielten Maßnahmen geschützt werden können. Kellerfenster und Lichtschächte sollten mit Gitterrosten und verschraubten Bolzen gesichert werden. Die Sicherung kann auch durch stahlarmierte Glasbausteine, gesicherte Stahllochblenden oder Rollstabgitter erfolgen. Kellertüren, oft in schlecht einsehbaren Bereichen, sollten mit Mehrfachverriegelungen oder Querriegelschlössern nachgerüstet werden.
Neben mechanischen Sicherungen unterstützt Außenbeleuchtung die Abschreckung von Einbrechern. Gartentore sollten mit Gegensprechanlagen oder Videoüberwachung ausgestattet sein. Die Außenbeleuchtung, idealerweise mit Bewegungssensoren, kann über Zeitschaltuhren gesteuert werden, um Anwesenheit vorzutäuschen. Halogenscheinwerfer ab 500 Watt, in einer Höhe von mindestens 3,5 m angebracht, sind laut Kriminalpolizei besonders effektiv als Abschreckung, besonders bei längerer Abwesenheit wie im Urlaub.
Prävention lohnt sich
Die steigenden Einbruchszahlen und die hohe Quote gescheiterter Einbruchsversuche belegen die Bedeutung und Wirksamkeit von Sicherheitstechnik. Damit Wohnungs- und Immobilieneigentümer dabei nicht auf Eigenbau-Lösungen zurückgreifen müssen, sollten sie sich unterwww.nicht-bei-mir.de informieren, welcher Experte in der Nähe für eine Beratung erreichbar ist. Investitionen in den Einbruchschutz zahlen sich nicht nur in Bezug auf den Schutz vor finanziellen Verlusten aus, sondern tragen auch maßgeblich dazu bei, dass Mieter sich in ihren vier Wänden sicher fühlen.

Einen besonders hohen Einbruchschutz an bestehenden Türen bieten Querriegelschlösser mit dem Vorteil, Schloss und Bandseite gleichzeitig zu sichern. Bild: Nicht bei mir

Zusätzliche Verriegelungen haben die Aufgabe, auch herkömmliche Fenster bei Einbruchversuchen sicher geschlossen zu halten. Bild: Nicht bei mir

Eine wirksame Einbruchhemmung wird erst durch einen innen liegenden Beschlag mit mehreren Pilzkopfzapfen erreicht, die rundum angeordnet sind und beim Verschließen in stabile, mit dem Rahmen verschraubte Stahlschließbleche greifen. Bild: Nicht bei mir
Staatliche Förderung für Einbruchschutz
Dr. Helmut Rieche


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