Jahr für Jahr ereignen sich laut Brandstatistik hierzulande rund 200.000 Brände, bedingt durch technische Störungen, Unachtsamkeit oder menschliches Versagen. Im Brandfall wissen Betroffene oft nicht, wie sie sich im Gebäude verhalten sollen oder wo die nächstgelegene Fluchttür ins Freie liegt. Gerade bei größeren Immobilien mit weit verzweigten Grundrissen und unübersichtlichen Fluren sollten Immobilienbesitzer und Vermieter vorsorgen. Bereits einfache, aber wirkungsvolle Brandschutzmaßnahmen können menschliche und materielle Schäden abwenden und Katastrophen vorbeugen. Dazu gehört nicht nur die Aufstellung und regelmäßige Wartung und Kontrolle von Feuerlöschern und Rauchmeldern. Auch Rettungs- und Fluchtwege müssen in vom Gesetzgeber vorgegebener Form vor- und freigehalten werden. Die Bauordnungen der Länder regeln diesbezüglich Mindeststandards. Wichtig ist aber auch, dass auf die verfügbaren Fluchtwege und Rettungseinrichtungen gut sichtbar und in allgemeinverständlicher Form hingewiesen wird. Rettungszeichen, Flucht- und Rettungspläne sind deshalb ein wichtiger Teil des Brandschutzes im Gebäude.
Große Wohngebäude sollten mit Piktogrammen gekennzeichnet sein
Rettungszeichen, Flucht- und Rettungspläne sind zwar nur in öffentlichen und gewerblich genutzten Gebäuden oder Versammlungsstätten Pflicht. Aber auch in Mehrfamilienhäusern und Wohnhochhäusern können diese einfachen Mittel die Sicherheit der Bewohner erheblich verbessern. Rettungszeichen sind Piktogramme (Bildsymbole), die auf Einrichtungen, Geräte oder Fluchtwege zur Rettung von Personen hinweisen. Mit neuen, seit 2013 verbindlichen Rettungszeichen gemäß ASR A1.3 und A2.3 sowie DIN EN ISO 7010 lassen sich Fluchtwege und Notausgänge in Mietshäusern normgerecht und international gültig kennzeichnen.
Die länder- und kulturübergreifend gültigen Bildsymbole sind auch ohne zusätzliche Textinformationen für jeden verständlich und ermöglichen damit auch ausländischen Bewohnern und Besuchern eine schnelle Orientierung. Ältere, vor allem mit Textinformationen versehene Rettungszeichen sind nicht mehr zulässig und müssen durch neue ausgetauscht werden.
Die neuen Rettungszeichen sind als Schilder oder Aufkleber für wenig Geld (5 bis 30 Euro pro Schild, je nach Material und Ausführung, zzgl. MwSt. und Versand) in standardisierter Größe (z.B. 150 × 300 oder 200 × 200 mm) erhältlich und sollten in geeigneter Höhe gut sichtbar angebracht werden. Eine Notbeleuchtung oder lang nachleuchtende Materialien sorgen dafür, dass Rettungs- und Brandschutzzeichen auch im Dunkeln, respektive bei Stromausfall erkennbar bleiben. Ebenso wie Flucht- und Rettungswege dürfen auch Rettungszeichen nicht verhängt oder zugestellt werden, was durch regelmäßige Kontrollen überprüft werden sollte.
Je größer, höher und komplexer ein Gebäude ist, desto sinnvoller ist die zusätzliche Aufstellung von Flucht- und Rettungsplänen. Dabei wird mithilfe entsprechender Programme ein vorhandener oder zu erstellender Gebäudegrundriss auf den späteren Planstandort so ausgerichtet, dass man sich durch eine deutlich erkennbare Markierung des aktuellen Standorts sofort zurechtfindet. Ergänzt wird der Plan durch brandschutzrelevante Informationen wie Fluchtwege, Rettungseinrichtungen oder Rettungsmittel. Aus einer individuell erweiterbaren digitalen Bibliothek für Rettungs- und Brandschutzzeichen werden dazu die entsprechenden Symbole in den Plan eingefügt. Automatisch und bei Bedarf in mehreren Sprachen erstellte Planlegenden und Verhaltenstafeln, ein Übersichtsplan, ein Planstempel sowie ein Planrahmen komplettieren den gemäß DIN ISO 23601 normgerechten Flucht- und Rettungswegeplan. Der fertige Plan kann entweder auf PC-Druckern ausgegeben oder an einen professionellen Druckereibetrieb oder einen Online-Druckservice per PDF-Exportfunktion versandt werden. Dieser gibt die Pläne mit lichtbeständiger Druckfarbe auf verzugsfreiem Material, wie laminiertem Papier, einer Folie oder Platte aus.
Selber machen oder machen lassen?
Während Flucht- und Rettungszeichen preiswert erhältlich sind, lassen sich Flucht- und Rettungspläne auch selbst erstellen. Schließlich kann ein extern von einem Dienstleister angefertigter Flucht- und Rettungsplan nach DIN ISO 23601, bzw. DIN EN ISO 7010 und ASR A1.3/A2.3 schnell ein paar Hundert Euro kosten.
Müssen mehrere Pläne für verschiedene Objekten und Standorte erstellt und diese beispielsweise wegen baulicher Veränderungen später aktualisiert werden, kann sich der Kauf einer entsprechenden Software durchaus lohnen. Eine wichtige Voraussetzung ist allerdings, dass ein (halbwegs) aktueller Grundrissplan in Papierform, besser noch digital als PDF-, DXF- oder DWG-Datei vorliegt. Dann muss der Plan nur noch digitalisiert, bzw. importiert, entsprechend angepasst und mit Flucht- und Rettungssymbolen ergänzt werden.
Zwar können Flucht- und Rettungspläne auch mit vorhandener Grafik- oder Office-Software erstellt werden, allerdings muss man aufgrund fehlender spezieller Funktionen und Symbole viel „basteln“ und improvisieren. Besser sind auf die Erstellung von Flucht- und Rettungsplänen spezialisierte Programme. Das Marktangebot ist mit etwa zehn Programmen relativ groß. Die Preise reichen von 169 Euro (Edraw von Edrawsoft), über 399 Euro (Fluchtplan von Weise Software), bis zu 2.495 Euro (z.B. Tenado Protect, jeweils zzgl. MwSt.) und mehr, siehe auch Anbieterübersicht.
So unterschiedlich wie die Preise, so unterschiedlich sind auch der Funktionsumfang und der Bedienkomfort: Bei einigen Programmen müssen Räume beziehungsweise Flächen „nachgezeichnet“ und so neu definiert werden, bei anderen funktioniert die automatische Raumkonturerkennung, je nach Qualität der Grundrissvorlage, mehr oder weniger problemlos. Unterschiedlich ist auch die Planlegenden-Generierung: Während einige Programme die Planlegenden automatisch aus der aktuellen Zeichnung erzeugen, muss bei anderen eine „Standardlegende“ individuell angepasst werden.
Die erheblichen Preisunterschiede sind auch Programmkonzept-bedingt. Während grafikorientierte Programme preiswerter sind, kosten CAD-basierende Programm-Aufsätze, die eine CAD-Basissoftware voraussetzten, als Komplettpaket schnell mehrere Tausend Euro. Das dürfte sich nur für Unternehmen mit eigener Planungsabteilung rechnen, die das jeweilige CAD-Programm auch für die Bauplanung verwenden (z.B. MegaCAD, Spirit, Tenado oder ViCADo).
Weitere Infos im Web*
Brandgefährlich
Dipl.-Ing. Architekt Marian Behaneck
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