Modernisierung eines typischen Nachkriegshauses

Wohnüberraschung im Dachgeschoss

Zum Wäschetrocknen werden Dachböden nicht mehr genutzt. Da tun sich Räume für kreative Wohnlösungen auf, wie dieser Projektbericht zeigt.

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So lässt sich das Gesicht schlichter Nachkriegsarchitektur durch kreative Eingriffe modernen Ansprüchen anpassen. Bild: Schlering Architektur
So lässt sich das Gesicht schlichter Nachkriegsarchitektur durch kreative Eingriffe modernen Ansprüchen anpassen. Bild: Schlering Architektur

Ein zeitgemäßes Bauvorhaben wurde in innerstädtischer Lage von Recklinghausen umgesetzt, das das Gesicht der Nachkriegsarchitektur dieser Region verändern könnte. Das 1953 errichtete Mehrfamilienwohnhaus mit vier Wohneinheiten, ein typisches Haus aus der Nachkriegszeit, wurde umfassend kernsaniert und erhielt ein modernes Wohnkonzept mit einer zusätzlichen Wohnung im Dachgeschoss. Architekt Florian Schlering und sein Architekturbüro Schlering Architektur aus Marl (NRW) setzen mit diesem Projekt auf nachhaltige Entwicklung und urbane Nachverdichtung.

Hinterhof-Bebauung und Ausbau des Dachgeschosses

Das Gebäude, das im Recklinghäuser Nordviertel in einem Hinterhof ruhig gelegen ist, wurde umfassend modernisiert und um eine Wohneinheit im Dachgeschoss erweitert. Der zur damaligen Zeit oft genutzte „Trockenboden“ wird heutzutage nicht mehr benötigt. So kam es zu der Idee, das Dachgeschoss auszubauen und zu einer modernen Wohnung umzufunktionieren. Hierbei entstand eine neue Dachgeschosswohnung mit großzügigen 125 Quadratmetern, die durch eine innovative Raumaufteilung und lichtdurchflutete Räume besticht. Ein besonderes Highlight ist der neue Balkon, der von der Dachgeschosswohnung abgerückt wurde und dadurch wie ein Monitor aussieht, der aus dem Dach gezogen wurde. „Wir haben darauf verzichtet, den Balkon auf Stützen zu stellen, wie man das recht häufig sieht“, berichtet Florian Schlering, „das hätte die Mieter in den unteren Wohnungen in ihrer Sicht behindert, und so haben wir lieber auf eine aufwendige Stahlbeton-Lösung gesetzt.“

Diese kreative architektonische Lösung sorgt nicht nur für einen einzigartigen Blick nach außen, sondern trägt auch zur urbanen Lebensqualität bei.

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Üppige Förderung für KFW-Standard 55

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Bauvorhabens ist die nachhaltige Ausrichtung des Gebäudes. Das sanierte Haus wurde zu einem KFW-55 Haus optimiert, was bedeutet, dass es hinsichtlich Energieeffizienz hohe Standards erfüllt. Die Installation neuer Wärmepumpen sowie einer Fußbodenheizung in fast allen Geschossen sind Beispiele für die umweltfreundlichen Maßnahmen, die im Rahmen der Modernisierung ergriffen wurden. Zudem konnten durch Fördermittel der KfW bis zu 150.000 Euro pro Wohnung für die Sanierung investiert werden, was das Projekt sowohl finanziell als auch ökologisch attraktiv machte.

Ein Konzept für die Zukunft

Die Bauzeit für die Modernisierung des Hauses betrug ein knappes Jahr und die Verantwortlichen (Schlering Architektur) verfolgen mit diesem Vorhaben ein zukunftsweisendes Konzept: den Ausbau von nicht genutzten Dachgeschossen in städtischen Gebieten. Damit wird nicht nur zusätzlicher Wohnraum geschaffen, sondern auch ein wertvoller Beitrag zur Revitalisierung der innerstädtischen Strukturen geleistet.

Insgesamt zeigt das Projekt in Recklinghausen, wie durch moderne Planung, kreative Architektur und nachhaltige Techniken neue Lebensräume geschaffen werden können, die sowohl den heutigen Ansprüchen an Wohnqualität als auch den Herausforderungen der Urbanisierung gerecht werden.

Florian Schlering

Florian Schlering
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Artikel Wohnüberraschung im Dachgeschoss
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