Netzgebundene Wärmeversorgung teurer als dezentrale Heizungen?

Mit sanierten Einzelheizungen lassen sich die energiepolitischen Ziele der Bundesregierung günstiger erreichen als mit Nah- und Fernwärmenetzen. Zugleich ist die Fernwärme für die Verbraucher in der Regel mit höheren Heizkosten verbunden. Das sind Ergebnisse einer aktuellen Studie, in der beide Formen der Gebäudebeheizung verglichen werden. Eine generelle, politische Bevorzugung von Wärmenetzen sei daher nicht gerechtfertigt. Derzeit wird der Wärmenetzausbau jährlich mit 250 Millionen Euro gefördert.

Hauptsache schön warm. FOTO: PIXABAY
Hauptsache schön warm. FOTO: PIXABAY

Der Ausbau von Wärmenetzen ist in bestimmten Fällen sinnvoll. Bezogen auf den deutschen Gebäudebestand mit 18 Millionen Häusern ist er aber weder aus Sicht des Klimaschutzes noch aus finanziellen Erwägungen eine massentaugliche Lösung. Das geht aus der jetzt veröffentlichten Studie "Dezentrale vs. zentrale Wärmeversorgung im deutschen Wärmemarkt" hervor. "Eine Sanierung mit dezentralen Heizungssystemen bietet in allen untersuchten Gebäudevarianten und Versorgungsgebieten wirtschaftliche Vorteile gegenüber einer Sanierung mit zentralen, wärmenetzgebundenen Versorgungssystemen", heißt es in der Untersuchung, die von wissenschaftlichen Teams um Prof. Dr. Bert Oschatz vom Institut für Technische Gebäudeausrüstung Dresden Forschung und Anwendung (ITG) sowie um Prof. Dr. Andreas Pfnür, Leiter des Fachgebiets Immobilienwirtschaft und Baubetriebswirtschaftslehre an der TU Darmstadt, erstellt wurde. Gesamtwirtschaftlich betrachtet wäre die netzgebundene Wärmeversorgung aller Bestandsgebäude über einen Zeitraum von 20 Jahren um 250 Milliarden Euro teurer als bei einer Erneuerung durch dezentrale Heizungen. Auch im Neubau sind dezentrale Heizungen laut Studie in der Regel günstiger.

Einzelheizung für Hausbesitzer fast 15.000 Euro günstiger
Die Autoren rechnen vor, dass zum Beispiel eine durchschnittliche Einzelheizung im Falle eines unsanierten Einfamilienhauses über einen 20-Jahres-Zeitraum um 14.757 Euro günstiger als die Fernwärme-Variante wäre. Das sind mehr als 61 Euro pro Monat. Besonders Geringverdiener seien von höheren Fernwärmekosten betroffen. Die Berechnungen der Studie stützen frühere Untersuchungen des Kartellamts und der Verbraucherschutzzentralen, die aufzeigen, dass monopolistische Marktstrukturen in der Fernwärme die Wärmeversorgung für Verbraucher nicht nur intransparent gestalten, sondern auch spürbar verteuern.

Weniger CO2 durch Einzelheizungen
In Anbetracht eines begrenzten Investitionsvolumens könnten durch die Modernisierung von Einzelheizungen in der Regel auch mehr CO2-Emissionen eingespart werden als mit dem Einsatz von Wärmenetzen. Die klimapolitischen Ziele seien durch Optimierung von Einzelheizungen daher günstiger zu erreichen. Aufgrund dieser Ergebnisse sollten nach Einschätzung der Autoren die Rahmengesetzgebung sowie die bestehende Förderpolitik überdacht werden. Von übermäßigen Regulierungen und technologischen Einschränkungen für Gebäudeheizungen raten sie ab.

Die Studie wurde im Auftrag verschiedener Institutionen und Verbände des deutschen Wärmemarkts erstellt. Dieses sind der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH), das Institut für Wärme und Oeltechnik (IWO), der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK), der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV), der Industrieverband Haus-, Heiz und Küchentechnik (HKI) sowie die Initiative Pro Schornstein (IPS). Die vollständige Studie steht mit einer Summary auf den jeweiligen Internetseiten zum Download zur Verfügung.

Quelle: BDH - Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie e. V.

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Weiterführende Links:
www.zvshk.de
www.depv.de
www.hki-online.de
www.proschornstein.de
www.zukunftsheizen.de
www.bdh-koeln.de

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