Sanieren im Bestand

Ein Haufen Arbeit – moderne Konzepte gefragt

Mit der seriellen Sanierung lassen sich Gebäude innerhalb weniger Wochen hocheffizient modernisieren. Insbesondere Gebäudekomplexe in serieller Bauweise mit gleicher Kubatur bieten dafür Potenzial. In Düsseldorf-Stockum werden Gebäude aus den 1930er-Jahren ertüchtigt, die bisher nur die Energieeffizienzklassen F und H aufweisen.

Mehrere Mehrfamilienhäuser in Düsseldorf werden energetisch saniert. Hier erfolgt die serielle Sanierung aus einer Hand. Bild: Renowate
Mehrere Mehrfamilienhäuser in Düsseldorf werden energetisch saniert. Hier erfolgt die serielle Sanierung aus einer Hand. Bild: Renowate

Es handelt sich um 19 Mehrparteienhäuser im Straßendreieck Lönsstraße, Ganghoferstraße und Irmerstraße mit 76 Wohneinheiten auf 5.400 m2 Wohnfläche, die im kommenden Jahr seriell saniert werden sollen - ein Projekt der Baufirma Renowate. Die Vermessung für die Entwurfsplanung übernimmt dabei die parallelum GmbH aus Stuttgart.

Serielles und modulares Bauen vor allem in Form von Gebäudekomplexen oder ganzen Straßen war auch schon vor Jahrzehnten eine beliebte Form, schnell viel Wohnraum entstehen zu lassen. Doch genau diese Gebäude entsprechen wie so viele andere im Wohn- und Gewerbesektor nicht mehr den heutigen energetischen Standards. In diesem Projekt weisen die Gebäude nur die Energieeffizienzklassen F und H auf, die sich nach Abschluss der Sanierung auf eine Energieeffizienz von A erhöhen sollen. Solche seriellen Projekte schaffen klimaneutralen Wohnraum und leisten damit einen entscheidenden Beitrag zum Klimawandel. Zusätzlich bedeutet die Sanierung für die Bewohnerinnen und Bewohner eine Steigerung der Wohnqualität und eine Aufwertung der Gebäude. Startschuss für die Planungsphase war bereits Ende August.

Der Beginn dieses Bauabschnitts ist für das erste Quartal 2025 angesetzt.

Jedes Gebäude wird neu vermessen

Grundlegend für die Planung und Ausführung von seriellen Sanierungsprojekten ist eine Aufnahme der geometrischen Gebäudestrukturen und die Modellierung von dreidimensionalen Planungsgrundlagen. Dafür setzt Renowate beim Projekt in Düsseldorf-Stockum zur Beschleunigung auf die parallelum GmbH.

Bei jeder Sanierung wird der Grundstein für ein optimales und schnelles Ergebnis in der Planungsphase gelegt. Wie bei vielen Bestandsgebäuden, vor allem bei älteren, sind häufig aber keine Pläne und vor allem keine digitalen vorhanden. Bestandspläne sind zudem meist veraltet und unvollständig und bieten keine sichere Grundlage für eine Entwurfsplanung. Darum wurden wir damit betraut, jedes Gebäude neu zu vermessen“, erklärt Lars Beckmann, Gründer und Geschäftsführer der parallelum GmbH.

Während sich das Bauunternehmen um die Planung und Durchführung von seriellen Sanierungsprojekten kümmert, liefert parallelum die Grundlage, ohne die das Projekt nicht anlaufen kann: die präzise digitale Vermessung von Gebäuden und die daraus angefertigten 3D-Modelle, auf deren Basis alle weiteren Planungsschritte bis hin zur Vorfertigung von Bauteilen erfolgen.

Aufmaß aller Innenräume sowie der Fassaden- und Dachflächen

Für alle Planungsschritte und für die Vorfertigung wird eine Bestandsaufnahme des Gebäudes benötigt. Dazu muss ein Aufmaß aller Innenräume sowie der Fassaden- und Dachflächen erfolgen.

Um höchste Präzision zu erzielen, kombiniert parallelum mehrere Vermessungsinstrumente wie Laserscanner und Totalstationen und stellt mittels Kontrollpunkten die Genauigkeit während des Scanprozesses sicher. Nach der digitalen Bestandsaufnahme des Objekts und der Datenaufbereitung wird die Modellierung eines digitalen Gebäudezwillings nach Building Information Modeling (BIM) in entsprechenden Softwareprogrammen vorgenommen. Dafür plante das Team um Lars Beckmann für die Vermessung der 19 Gebäude rund zwei Wochen ein und sieht für die Modellierung einen Zeitrahmen bis Ende des Jahres vor. Die 3D-Modelle der Gebäude werden dann ungefähr im Wochenrhythmus an die integrale Planung von Renowate übermittelt.

Millimetergenaue 3D-Modell als Schablone für die Vorfertigung

Die 3D-Modelle sind die Grundlage für alle Planungsprozesse wie die gewerkeübergreifende Ausführungsplanung und das Herzstück der seriellen Sanierung: die industrielle Vorfertigung von Fassadenelementen. Diese Elemente lässt das Bauunternehmen auf Basis des digitalen Gebäudezwillings am Bürostandort in Bregenz entwickeln und anschließend bei Partnerunternehmen inklusive Dämmung, neuer Fenster, Lüfter und Rollläden produzieren. Die Elemente werden schließlich mittels zuvor angebrachter Aufhängungen an die Bestandsfassade montiert. Dies führt zu einem verkürzten und minimalinvasiven Montage- und Sanierungsprozess.

Im Anschluss an den Scanprozess erfolgt eine Bereinigung und Verknüpfung der Scans zu Punktwolken, die wiederum als Grundlage für die Erstellung von Revit-Modellen dienen.

Das Unternehmen rechnet mit dem Beginn der Bauphase im ersten Quartal 2025. Für weitere zeitgleich laufende Projekte ist bereits in Planung, erneut auf die Aufnahme und 3D-Modellierung von parallelum zurückzugreifen.

Bauen im Bestand ist die Zukunftslösung, um den Klimazielen näher zu kommen, Ressourcen einzusparen und gleichzeitig den Mangel an Wohnraum zu verringern", ist Planungsexperte Lars Beckmann überzeugt.

Quelle: Renowate

Martina Eisinger

Redaktionelle Mitarbeiterin
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