Vorläufig Unfallbilanz der Berufsgenossenschaft

Jeden vierten Tag stirbt ein Bauarbeiter

In den ersten acht Monaten des Jahres sind 58 Bauarbeiter tödlich verunglückt. Der mangelnde Arbeitsschutz auf den Baustellen in Deutschland sei seit Jahren besorgniserregend, kritisiert die IG BAU. Die Kontrollbehörden der Länder seien personell überfordert.

Abstürze und herabfallende Teile: Baustellen zählen zu den gefährlichsten Arbeitsplätzen. Foto: Adobestock/Kokliang1981
Abstürze und herabfallende Teile: Baustellen zählen zu den gefährlichsten Arbeitsplätzen. Foto: Adobestock/Kokliang1981

Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) befürchtet auch im Jahr 2022 eine dramatische Bilanz der Arbeitsunfälle auf dem Bau: Die Gewerkschaft verweist dabei auf vorläufige Zahlen der Berufsgenossenschaft (BG BAU), nach denen allein bis zum August bundesweit schon 56 Bauarbeiter tödlich verunglückt sind. Häufigste Ursache waren dabei Abstürze aus großer Höhe und tödliche Verletzungen durch herabfallende Teile.

Im Jahr 2021 starben 85 Arbeiter auf Baustellen

Carsten Burckhardt, Mitglied im IG BAU-Bundesvorstand und zuständig für den Bau und den Arbeitsschutz: „Die Situation auf den Baustellen in puncto Sicherheit und Gesundheit ist alarmierend. Rein statistisch ist bis August alle vier Tage ein Bauarbeiter ums Leben gekommen.“ Und die Tatsache, dass die Unfallbilanz bereits in den ersten acht Monaten eine so hohe Zahl von tödlich verletzten Bauarbeitern vermeldet, verheiße nichts Gutes. Es sei zu befürchten, dass das traurige Niveau des Vorjahres erreicht werde: 2021 seien insgesamt 85 Bauarbeiter während der Arbeit auf dem Bau gestorben, bis August seien es 60 gewesen.“

Unfallbilanz seit Jahren auf erschreckend hohem Niveau

Auch die Zahl von insgesamt 65.701 meldepflichtigen Arbeitsunfällen von Januar bis August sei, so Carsten Burckhard, besorgniserregend. Seit Jahren bewege sich die Unfallbilanz auf dem Bau auf einem erschreckend hohen Niveau.

Angesichts dieser Entwicklung fordert Burckhardt von den Bundesländern einen schnellen Ausbau der staatlichen Arbeitsschutzkontrollen. Hier gebe es ein eklatantes Überwachungsdefizit und einen enormen personellen Nachholbedarf. Burckhardt kritisiert: „Die Arbeitsschutzbehörden in den Ländern haben nicht die nötigen Kapazitäten, um die Sicherheit und den Gesundheitsschutz für die Beschäftigten wirksam zu kontrollieren.“ Notwendig seien hier mehr Personal und damit eine stärkere Überwachung, ob der Arbeitsschutz auf den Baustellen tatsächlich eingehalten wird.

Burckhardt fordert einen höheren Kontrolldruck auf die Betriebe, die es mit der Arbeitssicherheit nicht wirklich ernst meinen. Das Spektrum der Unfallquellen sei breit: vom fehlenden Schutzgeländer im Treppenhaus des Rohbaus über die angebrochene Leitersprosse und das blanke Kabel der Kabeltrommel bis zur fehlenden Spundwand im Schacht, so Carsten Burckhardt. Auch wenn hoher Arbeitsdruck zu Hektik und Konzentrationsschwäche führe, sei damit ein hohes Unfallrisiko beim Fahren und Bedienen schwerer Baugeräte verbunden.

Arbeitsdruck in kleinen Unternehmen besonders hoch

Nach Einschätzung der IG BAU passieren die meisten Unfälle in kleineren Betrieben. Kosten- und Zeitdruck seien die Hauptursachen für mangelnden Arbeitsschutz auf Baustellen. Der Arbeitsdruck auf dem Bau habe enorm zugenommen. Es werde zu viel Arbeit auf zu wenige Schultern verteilt. Es sei fatal, wenn Bauunternehmen immer mehr Aufträge annehmen würden, aber nicht genug Fachkräfte hätten, um diese zu erledigen. Das bedeute „Überstunden und Druck in Dauerschleife“. (Red.)

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