Flucht aus der Ukraine

Kriegsflüchtlinge verteilen sich relativ gleichmäßig über ganz Deutschland

Rund 1,1 Millionen Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit lebten Ende September 2022 in Deutschland. Fanden sich die Kriegsflüchtlinge zunächst vor allem in den Städten Ostdeutschlands ein, so verteilen sich die Menschen inzwischen gleichmäßiger über alle Regionen des Landes. Großstädte sind nicht mehr die bevorzugten Zufluchtsorte.

Anna Efimenko sitzt mit ihrem Reisepass nach einer mehrtägigen Flucht aus der Ukraine in Sachsen-Anhalt im Harz in einer sicheren Unterkunft. Ein Hotel hat in Zusammenarbeit mit dem Landkreis spontan 100 Zimmer für die aus der Ukraine Geflüchteten bereitgestellt. Foto: dpa/Matthias Bein
Anna Efimenko sitzt mit ihrem Reisepass nach einer mehrtägigen Flucht aus der Ukraine in Sachsen-Anhalt im Harz in einer sicheren Unterkunft. Ein Hotel hat in Zusammenarbeit mit dem Landkreis spontan 100 Zimmer für die aus der Ukraine Geflüchteten bereitgestellt. Foto: dpa/Matthias Bein

Das Analyse-Institut empirica regio hat die Wanderungsbewegung der Kriegsflüchtlinge – hauptsächlich Minderjährige und gut ausgebildete Erwachsene – in Deutschland untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass nicht nur die Städte vom Zuzug profitieren. Während sich die Menschen aus der Ukraine zu Beginn verstärkt in Städten wie Berlin und in den ostdeutschen Bundesländern niederließen, habe sich die Verteilung mittlerweile der Verteilung der Bevölkerung in Deutschland angeglichen. Viele ukrainische Haushalte leben aber derzeit noch nicht in einer eigenen Wohnung.

Zuzug in mittelgroße Städte

Relativ zur Bevölkerung seien bisher besonders viele ukrainische Staatsbürger in den Städten Baden-Baden, Hof, Schwerin, Gera, Chemnitz, Bremerhaven und Halle (Saale) gemeldet. Hier könnte die Bevölkerungszahl bis Ende 2023 allein durch den Zuzug der Geflüchteten zwischen 3,5 und 4,5 Prozent höher liegen, als dies ohne den Ukraine Krieg der Fall gewesen wäre.

Bis Ende 2023 Nachfrage nach 600.000 zusätzlichen Wohnungen

Anhand der geschätzten Anzahl der Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland kann empirica regio auch die Zahl der zusätzlichen, potenziell wohnungsnachfragenden Haushalte abschätzen. Eine erste Analyse der empirica ergab Anfang 2022 eine Spannweite von 120.000 bis 500.000 Haushalte bei 300.000 bis 800.000 Geflüchteten aus der Ukraine. Mit dem nun aufgestellten Szenario ergibt sich bis Ende 2023 eine höhere Anzahl von 600.000 zusätzlichen Haushalten in Deutschland.

Die meisten Flüchtlinge haben ein hohes Bildungsniveau

Insbesondere der Anteil minderjähriger Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit ist seit Beginn des Krieges deutlich gestiegen. Während die unter 15-Jährigen im Februar 2022 nur acht Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland ausmachten waren es im September bereits rund 27 Prozent. Ein Großteil der Zugewanderten weist laut einer gemeinsamen Studie des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie des sozio-ökonomische Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin zudem ein hohes Bildungsniveau auf. 72 Prozent verfügen über einen Hochschulabschluss oder vergleichbare Abschlüsse. Knapp ein Fünftel der in der Studie Befragten sei bereits berufstätig.

„Der Bedarf nach neuem und bezahlbarem Wohnraum war noch nie so groß wie heute“, sagt Jan Grade, Geschäftsführer der empirica regio. „Dennoch hängt der Wohnungsbau der Nachfrage schon heute weit hinterher. Von den von der Bundesregierung angepeilten 400.000 Wohnungen konnten 2021 nur knapp 294.000 neu gebaut werden – in diesem Jahr werden es schätzungsweise nur rund 250.000 sein und 2023 wird die Zahl aufgrund der steigenden Zinsen und Lieferkettenprobleme noch weiter zurückgehen. Die Wohnungen müssen zudem an den richtigen Orten entstehen.“

Stuttgarter Wohnungsunternehmen spendet für Beratungsgespräche

Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) unterstützt die Bürgerstiftung Stuttgart mit einer Spende von 10.000 Euro. Die Bürgerstiftung organisiert psychosoziale Gespräche für Ukraineflüchtlinge, die von ukrainischsprachigen Psychologen und Therapeutinnen angeboten werden.

Das Angebot sei ausdrücklich keine Therapie oder Behandlung; wenn die Experten in dem Gespräch ernste psychische Erkrankungen erkennen, wird eine entsprechende Überweisung veranlasst. Im Zentrum des Angebots stehe das Gespräch, um die Tiefe des Problems zu erkennen und die weiteren Schritte zu planen. „Diese individuelle Beratung und Unterstützung ist vor allem durch seine Niederschwelligkeit ein hilfreiches Angebot, das wir gerne unterstützen“, sagt Jan Böhme, Leiter Soziales & Quartier bei der SWSG. Ein Unterstützungsgremium mit Ärzten aus den Stuttgarter Kliniken und dem Gesundheitsamt berät das haupt- und ehrenamtliche Team zusätzlich. „Wir sind sehr dankbar über die großzügige Spende. Dadurch kann das Angebot bis Mitte 2024 fortgeführt werden“, freut sich Irene Armbruster, Gechäftsführerin der Bürgerstiftung Stuttgart. (Red.)

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