Neubau verharrt seit 2021 bei knapp 300.000 Wohnungen
In seiner jüngsten Bilanz betont das Statistische Bundesamt, dass sich die Zahl der jährlich fertiggestellten Wohnungen seit dem Jahr 2021 kaum verändert habe (2021: 293.400; 2022: 295.300). Zuvor war die Zahl der Wohnungen von 159.800 im Jahr 2010 bis auf 306.400 Wohnungen im Jahr 2020 gestiegen.
Weniger Einfamilienhäuser, mehr Geschossbau
Dass die Gesamtzahl der fertiggestellten Wohnungen 2023 konstant geblieben ist, liegt an einem Neubauplus bei Mehrfamilienhäusern. Auf Einfamilienhäuser entfielen 69.900 Wohnungen. Damit wurden 9,3 Prozent oder 7.200 Einfamilienhäuser weniger fertiggestellt als im Vorjahr. Dagegen stieg die Zahl neuer Wohnungen in Zweifamilienhäusern um 3,8 Prozent oder 900 auf 23.800. In Mehrfamilienhäusern wurden 156.300 Neubauwohnungen geschaffen und damit 4,1 Prozent oder 6. 100 mehr als im Vorjahr.
„Die Zukunft des Baus sieht düster aus“
Die Konstanz in der Baufertigstellung mag auf den ersten Blick verwundern, war das ganze Jahr 2023 doch geprägt von Meldungen über den massiven Einbruch der Bautätigkeiten unter dem Druck von Zins- und Kostensteigerungen. ZIA-Präsident Andreas Mattner mahnt denn auch: „Die Zahlen zu den Fertigstellungen 2023 sind nur Vollzugsmeldungen für Projekte, die noch in der guten alten Zeit unter besseren Bedingungen gestartet wurden“. Auf die gleiche Weise argumentiert der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM), Hannes Zapf. Die vergangene Bauleistung falle zwar etwas besser aus als erwartet, aber die Zukunft sei weiterhin „düster“. Die Baufertigstellungen 2023 beruhten auf den günstigen Finanzierungs- und Förderbedingungen des Jahre 2021/22. Diese hätten sich jedoch seit dem zweiten Quartal 2022 „rapide verschlechtert“, so DGfM-Vorstand Zapf. Im Jahr 2022 habe die Bundesregierung einen scharfen Einschnitt in die Förderlandschaft vollzogen.
Bauergebnis 2023 profitiert noch von günstigeren Konditionen
Im ersten Quartal 2022 habe die KfW innerhalb von nur zwei Monaten Förderzusagen in Höhe von 11 Milliarden Euro für etwa 335.000 Wohneinheiten erteilt. Ein Großteil dieser Wohnungen sei im Jahr 2023 realisiert worden. Die vom Statistischen Bundesamt gemeldete Fertigstellungszahl sei von dem abrupten Förderstopp im März 2022 und den parallel dazu sprunghaft gestiegenen Zinsen noch nicht beeinflusst. Die Indikatoren im Wohnungsbau, insbesondere Neubaugenehmigungen und Produktionsstatistiken der Baustoffindustrie befänden sich seit dem zweiten Quartal 2022 im freien Fall. Daher rechnet Hannes Zapft mit einem starken Rückgang der Wohnungsbautätigkeit im laufenden Jahr. Das Statistische Bundesamt beziffert den Rückgang der Baugenehmigungen im Jahr 2023 auf 26,7 Prozent (259.600 erteilte Genehmigungen). Noch besorgniserregender ist der Rückgang der von Bauwilligen eingereichten Genehmigungsanträge. Nach Erkenntnissen von Dietmar Walberg, Leiter des Bauforschungsinstituts ARGE in Kiel, sei die Zahl der Bauanträge, die bei den kommunalen Genehmigungsbehörden eingehen um 80 Prozent abgestürzt.
„KfW-Förderung um drei Viertel abgestürzt“
DGfM-Vorstand Zapf beschreibt den starken Einschnitt in die staatliche Neubauförderung. Insgesamt habe die KfW im Jahr 2023 lediglich Förderzusagen für den Neubau von etwa 96.000 Wohneinheiten vergeben. Im Jahr 2022 seien noch rund 406.000 Wohnungen gefördert worden. Ein Absturz um drei Viertel.
Der GdW reagiert auf die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes mit dem Hinweis auf den weiter wachsenden Mangel an Sozialwohnungen. Zwar seien 2023 etwas mehr Sozialwohnungen gefördert worden als im Vorjahr, doch gleichzeitig fielen immer mehr Wohnungen aus der Sozialbindung heraus. Statt der von der Regierung gewollten 100.000 neu gebauten Sozialwohnungen pro Jahr sei 2023 nicht einmal die Hälfte entstanden, kritisiert der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen. (Red.)