Zu dieser Einschätzung gelangt die NRW.Bank in ihrem jetzt erschienenen Wohnungsmarktbericht 2022. Obwohl die Bautätigkeit in den zurückliegenden Jahren die Nachfrage nicht befriedigen konnte, sei angesichts des Krieges in der Ukraine und den damit verbundenen Auswirkungen auf Lieferketten und Inflation mit einem Rückgang der Bautätigkeit zu rechnen.
Die Zahl bei den Baugenehmigungen sei weiterhin hoch: 2021 wurden diese für 60.900 neue Wohnungen erteilt. Auch für das erste Halbjahr 2022 verzeichnet IT.NRW noch eine hohe Zahl von Anträgen. Der Bauüberhang erreichte mit 130.000 genehmigten, aber noch nicht fertig gebauten Wohnungen Ende 2021 zudem ein Rekordhoch.
Mieten legten stärker zu als die Kaufkraft
Trotz der hohen Bautätigkeit seien die Mieten in den Corona-Jahren 2020 und 2021 weiter angestiegen. Im ersten Halbjahr 2022 habe sich diese Entwicklung fortgesetzt. Weitgehend stabile Mieten werden in Teilen des Sauerlands und des Ruhrgebiets sowie in Teilen von Ostwestfalen-Lippe und im Märkischen Kreis verzeichnet. Demgegenüber steht ein hohes Mietpreisniveau in den Städten der Rheinschiene und dem engeren Umland, aber auch in den Städten Münster, Aachen oder im Essener Süden. Insgesamt legten die Mieten stärker zu als die Kaufkraft, zusätzlich erhöhten sich die Nebenkosten durch steigende Energiepreise. Der geförderte Wohnungsbau grenze sich von dieser Entwicklung mit stabilen und deutlich unter dem Marktniveau liegenden Mieten positiv ab. Er übernehme damit eine wichtige Funktion in der Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum.
Bis Anfang 2022 sei das Zinsniveau auf dem Kapitalmarkt ein Anreiz im Neubau gewesen. Seither seien die Zinsen jedoch deutlich gestiegen. Dadurch werden sowohl neu abgeschlossene als auch Anschlussfinanzierungen teurer. In diesem Umfeld gewinne die öffentliche Wohnraumförderung durch den wachsenden Zinsvorteil weiter an Attraktivität.
Pandemie hat die Nachfragen nach Eigentum verstärkt
Die Corona-Pandemie habe in den beiden zurückliegenden Jahren der Nachfrage nach Wohneigentum eine zusätzliche Dynamik verliehen. Dabei spielte auch die Suche nach mehr Freiraum und Wohnfläche für das Homeoffice eine Rolle. Das schlug sich in den Preisen nieder, wobei für Eigentumswohnungen ein besonders starker Anstieg zu verzeichnen war, insbesondere in den Städten der Rheinschiene, Aachen, Münster, Bielefeld, Paderborn und Teilen des Umlands. Diese Entwicklung war teils auch in Mittelstädten in eher ländlichen Gebieten zu beobachten, zum Beispiel in den Kreisen Heinsberg oder Kleve sowie im Münster- und Siegerland. In diesen Regionen wirke sich zusätzlich der demografische Wandel aus, der zu einer Diversifizierung des Wohnungsangebotes beitrage. (Red.)