Neue EBZ-Studie

Zukunft der Arbeit in der Gewerbeimmobilienbranche

Über welche Qualifikationen müssen zukünftig Belegschaften verfügen, die mit der Bewirtschaftung von Gewerbeimmobilien befasst sind? Eine Studie der EBZ Bochum gibt jetzt Aufschluss. Die Ergebnisse wurden von Fachleuten in Frankfurt diskutiert.

Modernes Bürogebäude: Das Management von Gewerbeimmobilien erfordert zunehmend datenbasierte Steuerungen und Automation – eine Transformation, die eine neue Generation von Mitarbeitern hervorbringt. Foto: Adobestock/Carsten Jacobs
Modernes Bürogebäude: Das Management von Gewerbeimmobilien erfordert zunehmend datenbasierte Steuerungen und Automation – eine Transformation, die eine neue Generation von Mitarbeitern hervorbringt. Foto: Adobestock/Carsten Jacobs

Die Gewerbeimmobilienbranche stehe vor tiefgreifenden strukturellen Umbrüchen. Das EBZ Europäisches Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft hat im Rahmen einer Fachveranstaltung an seinem Standort in Frankfurt am Main die Ergebnisse der neuen Studie „Strategien, Betriebsmodelle und Belegschaften von Unternehmen der Gewerbeimmobilienwirtschaft im Wandel“ vorgestellt. Die Analyse beleuchtet zentrale Entwicklungen, Herausforderungen und Handlungsempfehlungen für Unternehmen, die sich zukunftssicher aufstellen möchten. Begleitet wurde die Präsentation von einer engagierten Diskussion mit führenden Branchenvertretern sowie Fachleuten. 

Die auf Experten- und Fokusgruppeninterviews gestützte Studie mache deutlich: Die zunehmende wirtschaftspolitische Unsicherheit, die hybride Transformation der Arbeitswelt, ESG-Regulatorik sowie der anhaltende Fachkräftemangel erfordern in vielen Unternehmen der Branche grundlegende Weichenstellungen. Gleichzeitig verändern sich die Erwartungen jüngerer Generationen an Arbeitsmodelle und Unternehmenskultur – all das zwinge Organisationen dazu, ihre Geschäftsmodelle ebenso wie ihre Personalstrategien kritisch zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. 

Digitalisierung und Diversifikation sind zentrale Pfeiler künftiger Geschäftsmodelle

Unternehmen investierten verstärkt in datenbasierte Steuerung, Automatisierung und neue Dienstleistungen. Gleichzeitig rückten multifunktionale Immobilienkonzepte in den Fokus, die flexibel auf veränderte Nutzungsanforderungen reagieren können – ein strategischer Hebel, um konjunkturelle Risiken besser abzufedern. 

Auch in der Personalstruktur zeichne sich markante Veränderungen ab. Die interviewten Experten erwarten in den kommenden Jahren einen deutlichen Anstieg der Anforderungen an Fach- und Methodenkompetenzen. Besonders gefragt seien Fähigkeiten wie strategisches Denken, hybrides Arbeiten und der professionelle Umgang mit Daten – von der Bewertung über die Verarbeitung bis zur zielgerichteten Interpretation. Data-Management werde damit zur Schlüsselkompetenz in nahezu allen Unternehmensbereichen. Neben fachlicher Expertise rückten auch soziale Fähigkeiten stärker in den Vordergrund. Kommunikationsstärke, Beratungskompetenz sowie die Fähigkeit zum interdisziplinären Arbeiten gelten als unerlässlich, um die komplexen Herausforderungen der Branche im Team zu bewältigen. 

KI verändert Prozesse grundlegend – ersetzt aber nicht den Menschen

Tätigkeiten wie Immobilienbewertung oder Property Management würden zunehmend von KI-Systemen unterstützt. Die Studie betont: Gefragt sind künftig nicht nur technische Tools, sondern Mitarbeiter, die deren Potenziale verstehen und verantwortungsvoll nutzen können. 

Aus dieser Entwicklung ergebe sich ein wachsender Bedarf an neuen, spezialisierten Rollen innerhalb der Unternehmen. Die Studie benennt unter anderem Business Development Manager, ERP-Manager sowie ESG-Expertinnen und -Experten und Transformationsverantwortliche als Schlüsselfunktionen der Zukunft. Diese Rollen bündeln strategisches und digitales Know-how und tragen wesentlich dazu bei, Unternehmen langfristig zukunftsfähig aufzustellen. Insgesamt wird empfohlen, die Personalstrukturen interdisziplinärer auszurichten, Silos aufzubrechen und breiteres Wissen im Team zu verankern. 

Die Zukunft der Branche entscheidet sich in der Personalstrategie

Genau hier setzt die Studie an – mit konkreten Empfehlungen für Kompetenzaufbau, neue Rollenprofile und eine Unternehmenskultur, die auf lebenslanges Lernen setzt.

Die Studienergebnisse stießen bei den Teilnehmern der Frankfurter EBZ-Fachtagung auf große Zustimmung. Einigkeit herrschte darüber, dass Unternehmen ihre Belegschaften gezielt weiterentwickeln, neue Kompetenzen aufbauen und eine Kultur der kontinuierlichen Transformation etablieren müssen. Patrick Schäfer MRICS, Vice President Real Estate Management der Fraport AG, brachte es auf den Punkt: „Die vorgestellten Ergebnisse waren sehr aufschlussreich und haben weitreichende Auswirkungen auf Personalrekrutierung und -entwicklung.“ „Die Studie sensibilisiert und rückt Personalstrategien in den Fokus der digitalen Transformation“, so Johannes von Richthofen MRICS, Senior Manager PwC.

Verfasst wurde die Untersuchung von Rüdiger Grebe, Leiter der EBZ Akademie, und Prof. Dr. Sascha Armutat, Professor für Personalmanagement und Organisation an der Hochschule Bielefeld. 

Der kostenfreie Download steht unter  www.e-b-z.de/studie-gewerbeimmobilienbranche zur Verfügung.

Redaktion (allg.)

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