Oberflächenschutz in Tiefgaragen

Auch das beste Kunstharz bekommt Risse, sobald der Beton „arbeitet“. Wenn sich dann im Winter bei Eis und Schnee Pfützen bilden, ist Korrosion programmiert. Eine Lösung kann Bitumen sein, der Wasser wie ein Schwamm aufnimmt und die Verdunstung fördert − ganz ohne Entwässerungssystem. Der TÜV Süd informiert über verbreitete Fehleinschätzungen und neue Erkenntnisse.

Ein klarer Sanierungsfall: Salzhaltiges Schmelzwasser dringt in den Beton ein und lässt die Stahlbewehrung rosten. FOTO: TUEV SUED
Ein klarer Sanierungsfall: Salzhaltiges Schmelzwasser dringt in den Beton ein und lässt die Stahlbewehrung rosten. FOTO: TUEV SUED

Über viele Jahre wurden beim Bau und der Sanierung von Parkhäusern und Tiefgaragen keine optimalen Lösungen zum Oberflächenschutz angewandt. Der ist erforderlich, weil Fahrzeuge im Winter Wasser und Streusalz eintragen. Das darin enthaltene Chlorid kann erhebliche Korrosionsschäden an der Stahlbewehrung im Beton verursachen. Diese sind mitunter nur von Experten zu erkennen. Korrosion und Pfützenbildung schränken die Dauerhaftigkeit und Gebrauchstauglichkeit der Bauwerke ein.

Derzeit werden meist Kunstharzbeschichtungen verwendet, um der Chloridkorrosion vorzubeugen. Zwar sind viele Systeme relativ hart und robust und bieten hohen Widerstand gegen die mechanischen Belastungen. Sie sind jedoch nicht rissüberbrückend. Durch feine Risse im Beton, die sich auf die Beschichtung übertragen, kann allerdings das Chlorid zur Stahlbewehrung vordringen und Korrosionsprozesse initiieren. Risse im Beton lassen sich selbst bei optimaler Verarbeitung nicht vollständig vermeiden, aber durch fachgerechte Planung und Ausführung beherrschen. Sie entstehen üblicherweise aus Schwindvorgängen. So können nachträglich umfangreiche Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten notwendig werden. Das wirft die Frage auf, inwieweit eine „erweiterte Wartung“ und Instandsetzung im Gewährleistungszeitraum vom Bauträger zu verantworten ist.

In der Baubranche sind viele Lösungen noch weitgehend unbekannt oder werden kaum angewandt. Die Gründe: Die Wirtschaftlichkeit wird mitunter bezweifelt, der Stand der Technik wird kontrovers diskutiert und vielfach existiert nicht genügend Detailwissen in Entwässerungs- oder Verarbeitungsfragen. Je nach Art der Schutzschicht können beispielsweise Fragen der Entwässerung und Pfützenbildung häufig elegant gelöst werden. Durch die poröse Oberfläche von Walzasphalten (z. B. Asphaltbeton) ist oftmals eine stärkere Pufferung und Verdunstung von eingebrachtem Wasser möglich als dies bei Kunstharzsystemen der Fall ist. Gesonderte Entwässerungssysteme und ein konstruktives Gefälle können so mitunter unnötig werden.

Korrosion und Pfützenbildung
Neuere Forschungsergebnisse der Hochschule Konstanz zeigen, wie Kunstharzbeschichtungen optimal verwendet werden können und was bei der Ausführung und Wartung zu beachten ist. Sie zeigen darüber hinaus, dass bituminöse Bauweisen wirksame und wirtschaftliche Lösungen für den Korrosionsschutz bieten. Das gilt auch für Konzepte zur Entwässerung. Diese ist wichtig, damit sich keine Pfützen bilden. Lange Zeit haben Planer deshalb nahezu dogmatisch ein Gefälle auf allen befahrenen Flächen gefordert. Uneinigkeit bestand darin, wieviel Prozent Gefälle zur Entwässerung von befahrenen Flächen erforderlich ist. Aktuell ändert sich das Meinungsbild von Planern, Nutzern, Betreibern und Investoren. Sie beziehen zunehmend Randbedingungen in die Diskussion ein wie Fluktuation, geografische Lage des Objekts, Verdunstung und Lüftung, Beschaffenheit und Ebenheit des Fahrbahnbelags oder die Tolerierbarkeit von Pfützen.
Aus den Forschungsergebnissen lässt sich ableiten, dass bituminöse Bauweisen trotz höherer Investitionen langfristig wirtschaftlicher sein können.

Der Aufwand für Wartung und Instandhaltung ist wesentlich geringer und damit sinken auch die Lebenszykluskosten. Gezeigt hat sich auch, dass bituminöse Bauweisen in den Normen verankert sind und dem Stand der Technik entsprechen. Die grundsätzliche Forderung nach einem Gefälle in Parkbauten ohne Betrachtung der zahlreichen weiteren Einflussparameter ist nicht zielführend. Generell gilt: Ein geeignetes Korrosionsschutz- und Entwässerungskonzept muss für jedes Parkhaus individuell erarbeitet werden. Dafür sind alle Bauweisen im Lichte der konkreten Rahmenbedingungen zu prüfen.

Der Artikel erschien zuerst in der IVV immobilien vermieten & verwalten, Ausgabe 10/ 2015.

Autor: Dipl.-Ing. Norbert Swoboda, TÜV Süd Industrie Service

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